
Vietnam
Eine Reise in die Vergangenheit
Wir kamen wohlbehalten bei unserer Unterkunft an. Es war noch früher Morgen und so war auch noch niemand an der Rezeption. Wir warteten einige Minuten bis ein älteres Pärchen erschien.
Wir versuchten, uns auf Englisch zu verständigen und wir schafften es, dass wir unsere grossen Rucksäcke in der Wäschekammer unterstellen konnten. Denn unser Zimmer war noch nicht
bereit. Wir nahmen nur unsere Laptops mit und machten uns auf den Weg in den nächsten Starbucks. Wir liefen mitten durch das rege Treiben. Der Verkehr hier war etwas
besser als in Hanoi. Aber es war immer noch viel los. Auch das Überqueren von Strassen wurde nicht angenehmer. Nach einem kurzen Fussmarsch vorbei am lokalen Stadtmarkt, kamen wir dann bei einer grossen Starbucksfiliale an. Lena bestellte sich
wie immer einen Iced Latte und ich nahm einen Vanille Frapuccino ohne Kaffe.
Bewaffnet mit unseren Getränken und einem kleinen Gebäck machten wir uns anschliessend auf den Weg zum Kriegsmuseum. Dort angekommen bezahlten wir die Eintrittsgebühr, betraten das Museum und standen dann inmitten
von Panzern, Flugzeugen, Artilleriewaffen, Helikoptern und anderem grossen Kriegsmaterial. Alles trug ausnahmslos die Kennzeinungen des U.S. Militärs. Wir bestaunten die Ausstellungsstücke und machten uns dann auf
zur nächsten Ausstellung. Der nächste Teil beinhaltete Zellen und zellenähnliche Gebilde, in denen nordvietnamesische Kriegsgefangene festgehalten wurden. Zum Teil waren es einfach Käfige aus Stacheldrat, gerade
genug hoch, damit ein Huhn darin stehen konnte. Wir wussten bis dahin immer noch wenig über den Krieg, aber was wir bis dahin gesehen hatten, jagte uns einen Schauer durch den Körper. Wir betraten nun das eigentliche
Museum und stiegen direkt in den dritten Stock. Denn Lena hatte irgendwo gelesen, dass man da seinen Besuch beginnen sollte. Wir betraten einen Raum, in dem die Geschichte des Landes und somit jene des Krieges erklärt
wurde. Wir durchlebten die Geschichte, angefangen mit der Besetzung Vietnams durch die Kolonialherren Frankreichs, weiter zur Eroberung Vietnams durch die Japaner vor dem zweiten Weltkrieg. Weiter ging es mit dem Fall
des japanischen Reiches nach der Niederlage im zweiten Weltkrieg und damit dem Potsdamer Friedensvertrag, in welchem der Norden Vietnams den Chinesen und der Süden Vietnams wieder Frankreich zugesprochen wurde.
Weiter wurde erklärt, wie eine Bewegung unter der Führung von Ho Chi Minh entstand, welche für ihr eigenes Land Unabhängigkeit forderte und von einem eigenen Land Vietnam träumte. Die Chinesen waren Ho Chi Minh friedlich gestimmt und überliessen
Ho Chi Minh und seiner Bewegung den Norden Vietnams. Frankreich wollte dies aber nicht so hinnehmen und begann gegen Ho Chi Minh Krieg zu führen. Da sie selber aber stark geschwächt waren, baten sie die Amerikaner um
Hilfe. Amerika lieferte zunächst nur Kriegsmaterial, um die Regierung im Süden im Kampf gegen die Nordvietnamesen zu unterstützen. Schon bald aber erkannte man, dass die Situation aussichtslos war und die Franzosen zogen
sich aus Vietnam zurück. Die Amerikaner hingegen witterten die Chance, ihr erstes eigenes Kolonialland in Besitz zu nehmen und so fingierte man einen Vorfall im Pazifik, um Nordvietnam den Krieg erklären zu können. Der
vermeintliche Angriff auf die U.S.A. überzeugte dann auch das Parlament in den USA und so erklärte man Vietnam den Krieg und schickte Tausende von amerikanischen Soldaten nach Vietnam. Die USA waren Vietnam technisch
vollkommen überlegen. Es war wie ein Kampf David gegen Goliath, denn die Vietnamesen hatten weder Panzer, Flugzeuge, noch Flugabwehr. Und trotzdem leisteten sie erbitterten Widerstand. So dass die Amerikaner immer
verbitterter wurden und zu immer grausameren Massnahmen griffen. Der Krieg bekam immer grössere mediale Aufmerksamkeit und wurde von vielen Seiten kritisiert. Er war geprägt von etlichen Kriegsverbrechen. Die Tatsache, dass die Nordvietnamesen allen grausamen
Angriffen standhielten und die Amerikanische Armee grosse Verluste einfuhr, führte zu immer lauter werdenden Kritik in den USA selbst. Als dann die Nordvietnamesen in Saigon (der alte Name von Ho Chi Minh City) einfielen
und die Regierung Südvietnams stürzten, war der Krieg endgültig vorbei. Nach über 30 Jahren. Und der Traum von Ho Chi Minh wurde Tatsache. Es gab nun ein unabhängiges Land Vietnam.
Wir besuchten nun die anderen Ausstellungsräume. Im ersten Raum wurde die Verwendung von Agent Orange gezeigt. Da die Vietnamesen sich im dichten Dschungel versteckten und dort auch Fallen bauten, waren sie beinahe unangreifbar
für die Amerikaner. Diese entwickelten daraufhin einen chemischen Giftstoff (Agent Orange) um den Dschungel zu zerstören. Dieser Giftstoff wurde mit Flugzeugen über dem Dschungel ausgesprüht und zerstörte alles, was ihm in
die Quere kam. Dieser Giftstoff führe nicht nur bei den Pflanzen zu grossem Schaden, sondern auch bei den Menschen. So gibt es heute noch aufgrund von Agent Orange Missbildungen von Neugeborenen. Eine grosse Fotostrecke
zeigte uns die verschiedenen Folgen dieses Gifts. Und nicht nur Vietnamesen waren von den Folgen betroffen, auch amerikanische Soldaten brachten die Folgen davon zurück nach Amerika.
Der nächste Raum war Kriegsverbrechen gewidmet. Ich gehe nicht weiter darauf ein, was für Dinge wir sahen, aber es waren schreckliche Dinge. Meine Gedanken schweiften dabei auch mehrmals zum Ukraine Krieg. Auch heute noch
geschehen jeden Tag schreckliche Dinge. Ich kann es mir gar nicht vorstellen, wie es sein muss, dort zu sein. Unvorstellbar. Irgendwie erkannte ich auch Parallelen zwischen dem Krieg in Vietnam und jenem in der Ukraine.
In beiden Fällen greift eine Grossmacht einen scheinbar schwächeren Gegner an. In beiden Fällen sind die Gründe für den Krieg mehr als fadenscheinig. Und in beiden Fällen leisteten die Gegner erbitterten Widerstand.
Nur hiess der Gegner damals nicht Russland sondern USA.
Nachdenklich und etwas bedrückt verliessen wir das Museum. Es war spannend wieder einmal mehr etwas über die Geschichte der Menschheit erfahren zu haben. In einem komplett anderen Erdteil als dem unseren. Es war heiss
und der lärmende Verkehr machte uns auch etwas zu schaffen. So entschieden wir uns, nochmals etwas Kleines zu essen, bevor wir uns dann auf den Weg zu unserem Appartment machten. Wir bezogen unsere kleine Wohnung und
verliessen diese dann gleich wieder, um einkaufen zu gehen. Wir kämpften uns durch die Stadt, vorbei an unzähligen Strassenständen, Bananenverkäufern und Rollern zum nächsten Einkaufszentrum. Dort schlenderten wir etwas
umher, bevor wir uns dann entschieden, was wir die nächsten beiden Tage kochen werden. Bepackt mit unseren Einkäufen ging es zurück in unser Appartment, wo wir zu kochen begannen. Dies stellte sich aber als schwieriger
heraus, als wir zu Beginn angenommen hatten. Denn die Küche war nicht so gut ausgestattet, so hatte es nur eine Pfanne und auch keine Pfannenwender oder anderes Kochbesteck. So halfen wir uns mit anderen Gegenständen aus
und kochten uns Teigwaren mit einer leckeren Sauce. Wir assen dann zu Abend und schauten noch etwas fern, bevor wir dann erschöpft ins Bett fielen.
Am nächsten Tag hatten wir nicht so viel vor. Wir liefen wieder zum Starbucks vom Vortag, bestellten uns ein Getränk und arbeiteten dann noch etwas. Wir mussten noch unseren Blog etwas auf Vordermann bringen, ich musste
noch etwas arbeiten und Lena plante noch etwas unseren weiteren Aufenthalt in Ho Chi Minh City. Und so verging der Tag wie im Flug. Am Abend kehrten wir zurück zu unserem Appartment, assen noch Resten vom Vortag und hatten noch ein Telefon zu machen. So verging dieser Tag ohne grossen
Ereignisse.
Am nächsten Morgen machten wir uns wieder auf den Weg zu unserem Starbucks und holten uns einen Kaffee. Anschliessend machten wir eine gratis Walking Tour von meinem App. Wir liefen vorbei an verschiedenen
Pärken, dem Postamt und endeten dann vor dem Freiheitspalast. Dem Palast der südvietnamesischen Regierung, dessen Einnahme das Ende des Vietnam Krieges bedeutete. Anschliessend mussten wir uns etwas beeilen,
um zurück zu unserem Hotel zu kommen. Denn wir hatten noch einen Ausflug für den Nachmittag gebucht. So wurden wir dann pünktlich vor dem Hotel abgeholt und fuhren ungefähr 3 Stunden durch den Verkehr Vietnams.
Nach zweieinhalb Stunden legten wir eine Pause ein. Wir besuchten dabei eine kleine Werkstatt, welche von Menschen mit Folgen von Agent Orange betrieben wurde. In dieser Werkstatt wurden Souvenirs aus Muscheln
und Steinplatten hergestellt. Uns wurde gezeigt, wie die Produkte in Handarbeit hergestellt wurde und wir kamen dann in einen grossen Raum, wo die Produkte gekauft werden konnten. Die Produkte waren wirklich sehr
schön. Wir überlegten uns sogar, etwas zu kaufen. Aber es war alles sehr zerbrechlich und so sahen wir schlussendlich davon ab. Es ging weiter und eine knappe halbe Stunde später kamen wir bei der eigentilchen Attraktion
an. Wir waren nun bei den Tunneln von Cu Chi angekommen. Hier im Urwald befand sich eine Hochburg der Viet Kongs. Also der Nordvietnamesen. Sie hatten hier ein unglaublich langes Tunnelsystem gegraben, in welchem sie
lebten und sich versteckten. Unser Führer führte uns durch den Urwald und zeigte uns immer wieder Eingänge in das Tunnelsystem. Er erklärte uns, wie das Leben hier aussah und wie man sich hier von den Amerikanern
etwas sicherer fühlen konnte. Die Vietnamesen hatten hier eine Vielzahl an Fallen gebaut. Die Fallen waren nicht weniger schrecklich als das, war wir im Museum gesehen hatten. Das Erstaunliche war aber, dass alle Fallen
aus einfachen Materialien gemacht waren. Aus Holz, Bambus und manchmal etwas Eisen. Es gab Fallgruben, und herunterfallende Gegenstände. Das war es dann auch schon. Und mit dem konnte man die Amerikaner in Schach halten. Die
Amerikaner bekamen solche Angst vor den Fallen, dass sie sich nur noch mit schweren Panzern und in einem grossen Trupp in den Urwald wagten. Und dann sah man sie von vielen Kilometern Entfernung und war immer
vorgewarnt. Unser Führer erklärte uns noch die Architektur der Stollen und zeigte uns auch noch, mit welchen einfachen Tricks die Vietnamesen die Amerikaner in die Irre führten. So waren die Eingänge zu den
Tunneln so klein, dass man das Gefühl hat, nicht rein zu passen. Schon gar nicht, wenn man ein gut gebauter Amerikaner war. Sobald man aber im Tunnel war, wurde er etwas grösser und man hatte etwas mehr Bewegungsfreiheit.
Auch gab es alle paar Meter Belüftungsschächte aus Bambus, welche an der Oberfläche in Termitenhügeln versteckt waren. Wir sahen ganze Küchen unter dem Boden, bei denen extra eine Leitung für den Rauch gelegt wurde,
welche hunderte Meter weg von der Unterkunft führte, damit die Amerikaner die Küchen nicht lokalisieren konnten. Meist befanden sich die Ausgänge der Rauchleitungen neben dem Lager der gefangenen Amerikanern. Wenn
die Amerikaner anschliessend die Position bombardierten, töteten sie ihre eigenen Soldaten. Auch dieser Ort liess uns sehr nachdenklich zurück, auch wenn wir fasziniert waren, wie einfach der Widerstand der Vietnamesen
aufgebaut war und wie sie es schafften, die ihr hoch überlegene amerikanische Armee in Schach zu halten.
Wir fuhren mit dem Auto wieder 3 Stunden zurück in die Stadt. Wir gingen zurück in unsere Wohnung und kochten uns noch Resten zu Abend. Heute Abend war es dann so weit. Mein Vater und Silvie machten sich auf den Weg,
um uns zu besuchen. Ich war sehr nervös. Ob wohl alles klappt? Kommen sie gut an den Flughafen? Oder hat der Zug Verspätung? Mein Vater hatte mir mal am Nachmittag ein Foto geschickt, wie sie sich auf den Weg an den
Bahnhof machen würden. Seit dem hatte ich nichts mehr gehört. Etwas unruhig schaute ich alle 5 Minuten auf mein Telefon, ob eine Nachricht eingetroffen ist. Aber es herrschte Funkstille. Um 21:00 Uhr hielt ich es
dann nicht mehr aus und rief ihn an. Er nahm ab und grinste mich dann mit einem breiten Lächeln an. Im Hintergrund erkannte ich den Flughafen und war etwas erleichtert. Er erklärte mir dann, dass alles gut gegangen
sei und sie nun am Gate waren und auf ihren Abflug warten würden. Ich war erleichtert. Lena und ich freuten uns sehr auf die nächsten Tage, denn wir hatten viele coole Sachen geplant. So verabschiedeten wir uns
und Lena und ich packten unsere Sachen. Denn am nächsten Tag mussten wir wieder früh aufstehen.
Der nächste Morgen kam und damit auch unsere Abreise aus Vietnam. Wir verliessen unser Appartment und fuhren mit einem Grab an den Flughafen. Der Taxifahrer zeigte uns an einer Ampel einen kleinen Stand, an dem man
Reis kaufen konnte. Er gestikulierte, dass das Essen hier sehr lecker sei und er sich oft etwas holen würde. Ich schaute kurz nach, was lecker auf Vietnamesisch heisst und wollte mich so etwas mit ihm unterhalten.
Was als Frage an ihn gedacht war, wurde von ihm etwas falsch interpretiert. Er meinte, dass ich auch etwas Reis kaufen wollte und so hielt er an, kurbelte das Fenster
herunter und bestellte für mich zwei Plastiksäcke mit gekochtem Reis. Ich lächtelte, zahlte die 50 Rappen in Dong für das Reis und der Taxifahrer hatte eine helle Freude, dass ich jetzt von seinem Lieblingsstand
Reis gekauft hätte. Er erklärte uns noch, dass wir die Plastikstäcke einfach aufpoppen müssen und den Reis von Hand essen sollen. Kurze Zeit später lud er uns am Flughafen ab und wir machten uns daran, unser Gepäck abzugeben.
Ein letztes Mal mussten wir nun unserere Rucksäcke flugbereit machen. Das wird der letzte Flug sein, in dem wir
weiterfliegen. Der nächste Flug wird jener nach Hause sein. Mit dem baldigen Ende unserer Reise im Kopf setzten wir uns noch kurz hin und begannen unseren Frühstücksreis zu essen. Er war tatsächlich besser als ich
erwartet hätte.
So passierten wir dann die Sicherheitskontrolle, gönnten uns noch eine letzte, scharfe Pho Suppe und liessen Vietnam hinter uns. Wir freuten uns nun auf Silvie und meinen Vater und die Tage, die vor uns lagen.

Adrian Kölliker
14.01.2023

Reise in die Vergangenheit mit uns und erfahre, von wo wir kamen.

Hier gelangst du zur Übersicht mit allen Tagebucheinträgen von Vietnam.

Wo wir als nächstes waren? Erfahre es hier.