
Vietnam
Unsere vietnamesische Familie
Die Fahrt nach Haiphong hatte zum Glück nicht viele Kurven. Wir waren nun auch schon an den vietnamesischen Fahrstil gewöhnt und so konnten wir beide noch etwas am Laptop
arbeiten. Die Zeit verging für uns wie im Fluge und so scheuchte uns dann auch gut zweieinhalb Stunden später der Buschauffeur aus dem Bus. Wo genau, wussten
wir aber nicht. Wir checkten kurz Google Maps und stellten fest, dass wir noch gut 20 Kilometer vom eigentlichen Endbahnhof entfernt waren. Im Bus waren nur noch wir zwei und so
hatte der Chauffeur offenbar keine Lust, nur für uns weiter in die Stadt zu fahren. Adi schrieb kurz seiner Kollegin dass wir nun zwar etwas früher in Haiphong angekommen waren,
wir uns dafür an einem komplett anderen Ort befinden würde. Sie nahm das Ganze gelassen uns wies uns einfach an, da auf sie zu warten. So suchten wir uns einen ruhigen Platz unter
einem Dach und musterten etwas die Umgebung. Eigentlich war alles gleich wie in Hanoi. Es regnete immer noch, die Häuser sahen gleich aus nur der Verkehr war etwas weniger als in Hanoi.
Wir freuten uns, Lily wieder zu sehen. Wir kannten Sie, da sie Adis Mitbewohnerin während seines Sprachaufenthalts in den USA. Zuletzt haben wir sie vor rund drei Jahren geshen,
als sie uns zusammen mit ihrer Schwester und ihrem Neffen in der Schweiz besucht haben.
Wir mussten nicht lange warten und schon bald kam ein grosses schwarzes Auto um die Ecke gerauscht. Candy, Lily und Branch stiegen aus. Wir umarmten uns alle und waren alle ein bisschen geschockt,
uns nun wirklich wieder zu sehen. Candy fuhr uns dann durch Haiphong zu unserem Hotelzimmer. Ihr Fahrstil war genau so, wie der aller anderen Vietnamesen. So befanden wir uns einige Male auf
der Gegenfahrbahn und sahen uns ein anderes Auto entgegenkommen. Im letzten Moment drückten wir uns dann wieder in unsere Spur ein. Nach gut 30 Minuten kamen wir dann ei unserem Hotel an.
Lily hatte extra ein Hotelzimmer für uns reserviert, in welchem wir nun für die nächsten 3 Nächte logieren durften. Zuerst mussten wir uns nun aber etwas entspannen, denn wir sahen offentsichtlich
sehr müde aus. So genossen wir gut eine Stunde alleine in unserem neuen Hotelzimmer bevor uns dann Lily zusammen mit ihrem Freund vom Hotel abholte und uns durch die regnersische Stadt führte.
Haiphong gefiel uns sehr! Es gab ein richtiges Trottoir, einen Fluss, der durch die Stadt fliesst und es gibt sogar eine Innenstadt. Wir hielten bei einer Statue einer vietnamesischen Kriegerin an.
Sie ist eine grosse Kriegsheldin in Haiphong und auch die Gründerin der Stadt selbst. Wir beteten dort zusammen und zündeten ein Räucherstäbchen an. Danach gings vorbei an der Oper zum Haus von Candy.
Candy besitzt eine Sprachschule mit drei Standorten in der Stadt Haiphong. In einem der Standorte wohnt sie selbst zusammen mit ihem Sohn Branch. Wir trafen uns in der Küche und wurden
da Lily's anderen beiden Schwestern vorgestellt. Eine der beiden lebte in Japan und hat ein kleines Baby. Die andere Schwester wohnt in Haiphong und hat zwei kleine Buben.
Beide mit sehr viel Energie. So sassen wir also am Küchentisch und hatten schon nach einer Sekunde all die Namen vergessen. Hinter uns rannen die drei Buben um den Tisch
und alle redeten miteinander. Ihr Englisch war aber leider nicht so gut und so führten sie zum Grossteil nur untereinander Gespräche. Aber vergessen wurden wir auch nicht. Denn wir mussten essen!
Es gab einen Teller Sticky Rice und dazu zuckerwattenähnliche Flocken aus Schweinefleisch. Und dann noch ein Kokosjoghurt und einen Apfel zum Abschluss. Wir assen schön auf und gingen dann alle zusammen los.
Denn das war erst die Vorspeise gewesen.
Wir spazierten also zu zehnt durch Haiphong und durchquerten die Marktstrasse. Es war bereits dunkel, aber es war noch unglaublich viel los. Überall gab es Fisch, Fleisch,
Gemüse, Dessert, Suppen und kleine Tische und Stühle zum Essen. Wir schlenderten durch das Getümmel und nahmen dann auf ebendiesen kleinen Plastikstühlen Platz. Lily wollte
uns das berühmteste Gericht von Haiphong zeigen. Eine Nudelsuppe mit Meeresfrüchten. Ich konnte zum Glück noch sagen, dass ich Fisch und Meeresfrüchte nicht mochte. So
wurden bei mir dann die Shrimps und der Fisch weggelassen. Doch es gab sonst noch genügend Zutaten in der Suppe, die uns nicht bekannt waren. Wir assen schön auf, wussten aber nach dem
Essen nicht so recht, was nun alles in unseren Mägen war. Aber die Suppe selbst war sehr lecker und wir waren glücklich, richtig vietnmesisches Essen probiert zu haben. Mein
Highligt waren wohl die Kumquats, die auf jedem Tisch standen und unglaublich lecker waren.
Nach dem Abendessen ging es weiter. Wir liefen durch die Stadt und hielten an einem kleinen Wagen an, der Desserts serviert. Wir nahmen wieder auf den Plastikstühlen Platz
und liessen uns von Lily Essen bringen. Sie bestellte uns Bohnen, die in schlabbrigem Gel serviert wurden. Es war etwas süss und ging so wohl als Dessert durch. Dazu gab
es wesentlich bessere, weisse, süsse Kugeln. Auch hier wussten wir nicht genau, was wir assen. Es hatte aber auf jeden Fall Sesam drin. Wir assen wieder auf und liefen weiter.
Denn lange sitzen blieb die Familie jeweils nicht. Man musste schnell essen, sonst wurde man zurückgelassen.
Nach dem Dessert dachten wir eigentlich, dass nun das Ende des Abends gekommen sei. Aber nein, wir gingen noch weiter in ein Restaurant. Dort gingen dann die zwei Männer
in den Kiosk nebenan Nüsse und andere Snacks kaufen. Weiter bestellte Lily noch rund 6 Apéroplatten mit Fleisch und Pommes Frites. Wir wurden also immer weiter gefüttert.
Als dann die Hühnerfüsse kamen, hatten wir aber wirklich so viel gegessen, dass wir guten Herzens sagen konnten, dass wir keinen Appetit mehr hatten. So verliessen wir dann das Restaurant
und wurden nach Hause chauffiert. Was für ein Abend...
Am nächsten Morgen trafen wir uns mit Lily und Candy in einem Kaffee - welches dem kleinen Burder der beiden gehörte. Irgendwie besass die Familie die halbe Stadt. Denn Lily
besitzt noch ein Hotel. Ich trank ein vietnamesisches Kaffee und wir unterhielten uns kurz mit den beiden. Alle waren aber sehr beschäftigt und so wussten wir nicht recht,
was genau mit uns passiert. Wir verabschiedeten uns danach aber von Lily und sagten schon wieder Tschüss. Denn sie hatte die nächsten Tage unglaublich viel zu tun und so wurden wir
die nächsten beiden Tage von von Candy und den anderen Geschwistern betreut. Lily hatte uns einen Eintritt im lokalen Museum gebucht, welches wir nun zu zweit besuchen konnten. Wir
verabredeten uns wieder für das Abendessen.
Nach einem kurzen Besuch des städtischen Museums gingen wir wieder ins Hotel und schrieben unsere Blogbeiträge und ruhten uns etwas aus. Am Nachmittag schlenderten dann mit einer anderen Schwester
von Lily über den Markt. Wir assen fast 10 verschiedene Speisen - einige davon mit Meeresfrüchten, einige waren süss und wir konnten auch frische Früchte degustieren, die wir
noch nicht kannten. Danach verabschiedeten wir uns wieder und gingen zurück ins Hotel. Wir waren alle etwas müde und trafen uns heute nicht mehr.
Den nächsten Tag starteten wir wieder mit einem Pham Café. Adi und ich schlenderten durch die Stadt, gönnten uns ein Haiphong typisches Banh Mi und ein Gipfeli in einer
Bäckerei. Am späteren Nachmittag trafen wir uns dann wieder mit Candy und der ganzen Familie. Sie hatten etwas für uns organisiert. Wir wussten nur noch nicht was. So fuhren
wir im Auto von Roni mit und wussten nicht so recht, wo wir hinfuhren. Nach rund 20 Minuten waren wir dann etwas ausserhalb der Stadt angekommen. Und endlich wussten wir, wo
wir sind. Wir waren an einem anderen Standort der Sprachschule gelandet. Wir betraten das Gebäude und plötzlich hatten alle etwas zu tun. Wir sassen also dort wie bestellt und
nicht abgeholt. Für rund eine Stunde. Danach wurden wir wieder in ein Auto verladen. Diese Fahrt dauerte aber nicht lange und schon bald waren wir auf dem Markt angekommen.
Wir mussten noch einkaufen für das Abendessen. So schlenderten wir zu zehnt über den Markt, hielten immer wieder an für kurze Imbisse (einmal frische Leber, einmal
frittiertes Dessert, einmal Reistortillas, einmal Früchte) und kauften ein für das Abendessen. Der Marktbesuch war eines meiner Highligts. Wir waren nicht mehr wie
Touristen unterwegs und erlebten den Markt wie er erlebt von Einheimischen erlebt wird. Candy drückte uns alle Einkäufe in den Plastiksäcken in die Hand und so liefen wir voll bepackt über den ganzen Markt.
Es war ein kleiner Markt in einer kleinen Stadt ausserhalb Haiphongs. Wir wurden von allen Menschen von oben bis unten gemustert und auch angelächelt.
Ob wir wohl die ersten Touristen waren hier?
Wieder in der Sprachschule wurden wir in einem kleinen Klassenzimmer abgestellt und warteten wieder.
Etwas später kam Candy zu uns und sagte, sie brauche unsere Hilfe. Wir stellten uns gerne zur Verfügung. Erfuhren aber erst später für was. Einige der
Kinder hatten heute den letzten Tag in der Sprachschule und bekamen ein Diplom und ein kleines Geschenk. Das musste natürlich bildlich festgehalten werden. Und so mussten wir
als Fotomodel hinhalten. Wir stellten uns also neben die Kinder und lächelten. Danach setzten wir uns wieder hin und wurden wieder aufgerufen. Uns war es etwas unangenehm.
Aber für die Sprachschule war es sicherlich gut und wir halfen gerne.
Nach den Fotos war dann schon fast 8 Uhr und wir alle gingen nach unten auf die Strasse. Für was wohl? Zum Abendessen logischerweise! Denn wir assen nicht im schönen
Café in der Sprachschule mit Fenstern. Nein, Candy hatte extra auf der Strasse Tische und kleine Stühle aufgestellt. Dort nahmen wir Platz und wurden dann bedient. In der
Mitte waren auf den Tischen viele Sachen. Es gab Kimchi, viel Salat, in Essig eingelegtes Gemüse und einen Grill. Dieser bediente Branch. Sobald das Fleisch gut war, wurde es
mithilfe einer Schere in Stücke geschnitten und auf einem Teller in die Mitte gestellt. Wir assen und assen. Lieber das Kimchi als das Fleisch. Aber wir schlugen uns nicht
schlecht. Es war ein richtiges Festessen. Auf dem Trottoir neben einer viel befahrenen Strasse. Mit einer Musikbox, aus der laute Musik kam. Candy hatte für uns extra ein
Neujahrsessen vorbereitet. In Vietnam ist dieser Tag sehr speziell und das neue Jahr wird im 2023 erst am 22. Januar starten. Dann wechselt das Jahr vom Jahr des Tigers
zum Jahr des Drachens.
Nach dem Abendessen wurde noch der Hotpot aufgestellt und wir assen Fondue Chinoise. Danach setzten wir uns an einen anderen Tisch und es wurden Nüsse aufgestellt.
So langsam konnten wir nicht mehr essen. Wir alle brauchten wohl noch etwas Bewegung und so liefen wir über die Strase in die Green City. Dies war ein Teil der Stadt,
der für wohlhabende Familien erbaut wurde. Wohl gerade vor Covid. So standen da zwar viele schöne Gebäude und ein Wachmann am Eingang. Aber das ganze Viertel wirkte
sehr verlassen. So versuchten wir alle, uns etwas Angst zu machen und die anderen meinten, dass hier Geister wohnen würden. So schlenderten wir durch die grosse, leer wirkende
Anlage und betrachteten die Geäbude und den kleinen Park in der Mitte. Wieder zurück auf unseren Stühlen auf dem Trottoir verbrannten die anderen Papierservietten auf dem Boden.
Danach hüpften sie dreimal darüber und drehten sich im Kreis. Das müsse man machen, um die Geister zu vertreiben. Wir liessen das aus und hofften auch sonst vor den bösen Geistern verschont
zu bleiben.
Der Abend endete dann leider etwas umständlich. Denn eines der Kinder musst erbrechen und wurde krank. So fuhren wir dann relativ schnell nach Hause und verabschiedeten
uns nur noch kurz von der Familie. Wir bedankten uns für alles und liefen nach Hause zu unserem Hotel. Wir waren sehr müde, aber auch sehr glücklich. Die letzten Tage
waren zwar anstrengend und die Kommunikation haperte etwas. Aber was wir erleben durften in Haiphong ist ein Highlight unserer Reise. Und wir hoffen sehr, die
Pham Familie wieder einmal in der Schweiz begrüssen zu dürfen.

Lena Gisiger
07.01.2023

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