Vietnam

Der Ha Giang Loop

29.12.2022 - 01.01.2023

Um 5 Uhr morgens riss uns der Wecker aus dem Tiefschlaf. Wir standen müde auf, zogen uns an und verstauten die letzten Sachen in unseren Rucksäcken. Draussen war es noch dunkel und es regnete. Wir machten uns auf den Weg nach unten, wo zum Glück schon ein Fahrer mit einem kleinen Luxusvan auf uns wartete. Wir nahmen Platz und kuschelten uns in die bereit gestellten Decken. So fuhren wir durch das dunkle Hanoi und luden auf dem Weg noch weitere Gäste ein. Rund eine Stunde später verliessen wir Hanoi. Der Verkehr nahm aber nicht merklich ab. Wir fuhren nun rund 6 Stunden in eine vietnamesische Stadt im Norden - Ha Giang. Dort war der Ausgangspunkt für unsere viertägige Motorradtour. Uns hatten bereits viele andere Backpacker von dieser Tour erzählt und geschwärmt. So wollten wir dieses Erlebnis nicht verpassen.

Als wir dann kurz nach dem Mittag endlich in Ha Giang ankamen, waren wir unglaublich erleichtert! Denn wir hatten wohl noch nie einen so schlimmen Fahrstil erlebt. Unser Fahrer überholte unentwegt auf den unübersichtlichsten Strassenabschnitten und rammte so beinahe etliche entgegenkommende Fahrzeuge, Rollerfahrer und Strassenhunde. Wir und das kanadische Pärchen hinter uns zischten jeweils nur, wenn es wieder mal knapp wurde. Der Fahrer zuckte aber nicht einmal mit einer Wimper und hupte nur noch etwas mehr mit seiner selbst installierten Hupe. So kamen wir dann auch pünktlich in Ha Giang an und freuten uns nun auf die bevorstehende Tour.

Wir warteten in einem Hostel und wurden dann auch schon bald von unserem Guide Su begrüsst. Wir waren gesamthaft zu fünft unterwegs. Unser Guide Su, Lena und ich und dann noch ein Pärchen aus Holland. Olaf und Janeka. Wir waren froh, nicht alleine unterwegs zu sein und freuten uns auf die Bekanntschaften. Su zeigte uns kurz, wo wir unsere Rucksäcke unterstellen konnten und händigte uns je einen Helm und zwei Arm- und Beinschoner aus. Wir zogen alle warmen Kleider an, die wir dabei hatten und Adi inspizierte unser Motorrad für die nächsten vier Tage. Wie es schien, war er ganz zufrieden damit. Es war ein richtiges Motorrad und kein Roller, wie ihn 95% der restlichen Touristen erhielten. Er prüfte kurz alles und fuhr dann eine kleine Testrunde. Etwas nervös kam er zurück. Aber es war alles gut mit dem Fahrzeug. Es konnte also losgehen!

In einer Dreierkolonne fuhren wir dann los. Zuvorderst unser Guide Su mit einem halbautomatischen Roller, dann das holländische Pärchen mit demselben rot weissen Motorrad, wie wir es hatten. Zuhinderst waren dann wir. Su führte uns durch das Getümmel von Ha Giang und dabei überholte auch er unabhängig von der Fahrban. Etwas mulmig folgten wir ihm. Aber wir überlebten. Der erste Stopp war dann eine Tankstelle. Danach folgte ein Restaurant, indem wir das erste Mal Reis mit Tofu in Tomatensauce, Kohl, Mais und Frühlingsrollen erhielten. Uns schmeckte das Essen sehr. Dass wir die nächsten Tage jedes Mal das genau gleiche Menu bekommen würden, wussten wir da noch nicht. So fuhren wir gestärkt weiter und nach einem kurzen Stop bei einem Bankomaten ging es endlich los.

Wir verliessen die Stadt und sofort wurde der Verkehr ruhiger. Die gängigen Verkehrsregeln wurden zwar immer noch nicht eingehalten, aber die Strassen waren zumindest weniger befahren. Auf schönen Passstrassen ging es nun immer mehr in die Berge von Nordvietnam. Ich genoss die Fahrt sehr und sah auf dem Weg viele Reisfelder und kleine Dörfer. Schon bald bekamen wir einen Eindruck für das Leben der Leute hier. Viele Meschen arbeiteten auf den kleinen, in Terassen angelegten Feldern. Die geernteten Waren transportierten sie dann entweder per Roller oder zu Fuss ins nächste Dorf. So kam es ganz häufig vor, dass uns ein, mit Zuckerroh vollbeladener Roller entgegen kam. Oder ein Roller mit einem riesigen Berg Maisstroh. Oder auch mal ein Roller mit etwas Baumaterial. Nicht selten war so ein Roller schon auch mal so breit wie ein Auto und das Ausweichen wurde etwas schwieriger. Neben der Strasse oder in den Dörfern sahen wir auch viele Kinder. Viele davon arbeiteten und manche spielten auch nur oder standen neben der Strasse. Die Kinder winkten uns jeweils zu. Und als wir dann zurückwinkten hörten wir die Kinder immer laut lachen. Was für ein schönes Gefühl.

Das Leben hier ist sehr einfach und viele Personen leben in einfachen Hütten. Heizungen oder isolierte Häuser gibt es nicht. Ebenso wenig wie Parkett Boden oder Fenster. Meistens leben die Menschen in einem Würfel aus Beton mit einer Feuerstelle in der Mitte und einer Kuh und ein paar Hühner im Garten. Wir versuchten, das alles aufzunehmen während wir durch die schöne Landschaft fuhren. Nebst all den Feldern sahen wir auch wunderschöne Felsen und Berge. Die Landschaft war wirklich sehr eindrücklich! Und Adi meisterte sich hervorragend auf den Strassen. So konnten wir beide die Fahrt geniessen.

Nach ein paar kleinen Fotostopps, hielten wir auf dem höchsten Punkt einer Passstrasse an. Dort gab es, wie in der Schweiz auch üblich, ein Restaurant. Wir kehrten also ein für ein warmes Tee. Denn draussen hatte es zu regnen begonnen und es war richtig kalt! Wir freuten uns also auf einen geheizten Innenraum und ein warmes Getränk. Letzteres bekamen wir zum Glück. Das Restaurant hatte jedoch nur auf zwei Seiten Wände und alle Türen waren sperrangelweit geöffnet. Wieso werden wir wohl nie verstehen... Trotzdem etwas aufgewärmt ging es weiter und wir fuhren zu unserer Unterkunft für diese Nacht.

Die Unterkunft war kein normales Hotel, sondern ein Homestay. Wir schliefen also bei einer vietnamesischen Familie, die ein paar Zimmer als Übernachtungsmöglichkeit anbietet. Wie ein Bed and Breakfast sozusagen. Wir fuhren also in den Innenhof und sahen auf der einen Seite das Haus der Familie. Oder eher wieder ein Würfel aus Beton. Vor dem Haus gab es eine Feuerstelle und auf der anderen Seite standen rund 5 niedliche Häuschen. In einem dieser durften wir diese Nacht schlafen. Wir betraten unser Zimmer und waren sehr positiv überrascht! Das Zimmer war sehr süss eingerichtet und hatte alles, was wir brauchten. Einfach das Fenster hätten sie schliessen können. Denn eine Heizung war nicht vorhanden. So schlossen wir also sofort das Fenster und legten uns unter die Bettdecke, um uns aufzuwärmen. Wir waren nämlich bis auf die Knochen durchgefroren.

Pünktlich um 7 Uhr klopfte dann Su an der Türe und sagte, dass das Abendessen bereit sei. Wir zogen uns also wieder an und gesellten uns zum holländischen Pärchen. Wir alle sassen auf einer Minibank und winkelten unsere Knie an, damit wir alle Platz hatten. Der Tisch befand sich etwa auf der Höhe meiner Knie. Und während es für mich einigermassen angenehm war zum Sitzen, hatte Adi seine liebe Mühe. Aber wir hielten es aus und gennossen das Abendessen. Es gab wieder genau dasselbe wie am Mittag und wir verköstigten uns mit dem Reis, dem Gemüse und dem Tofu mit Tomaten. Dazu gab es das erste Mal einen Schluck 'Happy Water'. So bezeichnen die Leute den selbst destillierten Maisschnaps, den es überall gibt. Wir stiessen an und freundeten uns mit unserem Guide und dem holländischen Pärchen an. So verging der Abend sehr schnell und wir krochen glücklich wieder unter die Bettdecke, um uns aufzuwärmen.

Am nächsten Morgen trafen wir uns um 7 Uhr rund um die Feuerstelle. Wir wärmten uns etwas auf, während Su uns Tee brachte. Auf dem Feuer kochte derweil eine riesige Suppe. In der Suppe schwammen alle Essensreste und Rüstabfälle von gestern. Sie mischten noch etwas Mais bei und das ergab dann das Futter für die Schweine. Wir schauten dem Ganzen gespannt zu. Als unser Blick dann zur Decke wanderte, sahen wir noch Fleisch einer halben Sau von der Decke hangeln. Es wurde so direkt über dem Feuer geräuchert. Schon bald bekamen wir dann auch unser Spiegelei und kleine Crêpes serviert. Diese waren sehr lecker und zusammen mit dem Honig und den Bananen ein richtiger Festschmaus. Wir zogen wieder unsere Schoner und unseren Helm an und schon ging es wieder weiter mit unserer Tour.

Wir fuhren rund 30 Minuten ins nächste Dorf und hielten dort bei einem kleinen Haus an. Im Innenhof trafen wir auf eine ältere Frau. Sie zeigte uns, wie sie aus Hanf Garn und später Kleider herstellen. Vor allem ich fand das sehr spannend und war fasziniert davon, wie einfach und doch sehr aufwendig der ganze Prozess war. Es arbeiteten rund fünf Frauen dort und stellten verschiedene Waren her. Einerseits für Touristen, die auf der Durchreise sind. Andererseits aber auch für sich selbst und das Dorf. Es war auf jeden Fall sehr spannend. Danach ging es wieder auf den Töff und wir fuhren rund eine Stunde ins nächste Dorf. Dort gab es in einem ausnahmsweise geschlossenen Raum ein warmes Getränk und so fuhren wir gestärkt weiter.

Kaum fünf Minuten später fuhren wir aber an eine Kolonne von Autos. Wir hielten hinten an und Su meinte nur, wir sollen warten. Er fuhr davon und keine zwei Minuten später kam er wieder zurück und liess uns wissen, dass wir ihm folgen sollen. So fuhren wir vorbei an den Autos nach vorne. Dort warteten wir dann mit rund 30 anderen Rollern. Alle drängten sich auf der rechten Fahrspur, der linken Fahrspur und in jeder Lücke zwischen den Autos nach vorne. Zuvorderst stand ein Mann mit einem kleinen Vietnam Fähnchen. Dieses hielt er nach oben. Es sollte wohl so viel heissen, wie Warten. So fuhr auch niemand an ihm vorbei und hinter uns kamen immer mehr Roller. Wir fühlten uns etwas eingedrängt. Gleichzeitig mussten wir auch sehr lachen und den Moment geniessen. Wo man das sonst wohl erleben kann? Wir warteten also bis der Mann mit dem Fähnchen das Fähnchen sank. Und wie bei einem Formel 1 Rennen ging es los! Die Roller drängten nach vorne und fuhren los. Doch die Autos wollten auch nicht warten und rollten auch los. So mussten wir uns irgendwie nach vorne drängen und unserem Guide folgen. Dies klappte anfangs auch ganz gut. Doch dann wurde die Strasse immer schlechter und wir fuhren direkt über eine Baustelle. Was so viel heissen will, als dass wir über riesige Steinbrocken fuhren. Für zwei Räder eine eher ungünstige Sache. Doch es liess sich niemand aus dem Konzept bringen. Gerade als wir meinten, wir hätten es geschafft, begann der Verkehr wieder zu stocken. Vor uns war jetzt ein gelber Bagger welcher gerade noch die letzten grossen Steinsbrocken aus dem Weg räumte. Mitten im Hang, in einer Kurve, auf einer Kiesstrasse durften wir anhalten. Und immer wieder gefühlt zwei Zentimeter nach vorne fahren. Unsere Kupplung war uns wohl auch nicht sehr dankbar. Nach eingier Zeit schaufelte der Baggger eine kleine Spur neben sich frei und alle Roller drängten sofort darauf los. Das Getümmel fing von Neuem an und wir gesellten uns dazu. Wir lachten und waren aber froh, als wir endlich wieder auf der normalen Strasse waren und die meisten anderen Roller hinter uns liessen konnten.

Über einen Pass fuhren wir weiter ins nächste Dorf. Dort gab es das Mittagessen. Dieses Mal waren zwei neue Gemüse dabei. Einerseits Senf und andererseits Farn. Beide waren sehr lecker, wenn auch der Senf etwas bitter schmeckte. Ansonsten gab es dasselbe wie immer. Nach dem Essen erkundeten wir noch einen alten Königspalast. Denn früher wurde dieser Teil von Vietnam von der Nguyen Dynastie regiert. Heute erinnern nur noch ein paar Gebäude an diese Zeit. Der König, der diesen Palast erbaut hatte, war vor allem durch den Opiumhandel reich geworden. Er war so reich und mächtig, dass sogar die alten französischen Kolonialherrscher ihn gewähren liessen. Heute ist nicht mehr allzu viel vom Palast und dem damaligen Reichtum zu erkennen. Und auch die Königsfamilie hat längst ihren Einfluss verloren.

Nach diesem Rundgang fuhren wir weiter und besuchten später noch kurz das Elternhaus von Su, unserem Guide. Wir stellten die Motorräder an die Strasse und liefen die Treppenstufen hoch zu seinem Haus. Und obwohl wir wussten, dass er in armen Verhältnissen lebt, verschlug es uns dann doch etwas den Atem. Im Hof hatte es Ziegen, Kühe, Hühner und zwei kleine Hunde. Alle Tiere wurden in einem extrem kleinen Käfig gehalten und hatten kaum Platz. Die Kuh wurde für das Pflügen der Felder benutzt, die Hühner legten die Eier und die Ziegen wurden verkauft. Die Hunde waren auch keine Schosshunde sondern wurden als Wachhunde grossgezogen. Überall lag irgendetwas herum und der Misthaufen stank. Su bat uns, das Haus zu betreten und so gingen wir über die Türschwelle. Drinnen war es dunkel und auch sehr kalt. Der Raum hatte keine Fenster, der Boden bestand aus Beton und es gab einzig in einem Ecken eine Feuerstelle. Die Luft war stickig und roch nach Rauch. Wir setzten uns ums Feuer und Su erklärte uns, was gerade auf dem feuer gekocht wurde. Über uns war ein weiterer Stock aus kleinen Ästen. Dort trocknet die Familie das Getreide und räuchert das Fleisch, um es haltbar zu machen. Gleich neben der Feuerstelle war ein kleines Bett mit Tüchern abgedeckt. Das sei sein Schlafzimmer. Dort hinten hinter den anderen Tüchern sei das Bett seiner Eltern. Wir waren etwas sprachlos. Wurden dann aber in unseren Gedanken von zwei lachenden Kindern unterbrochen. Su's Neffe und Nichte kamen hinein und stritten ich um ein dreckiges Plüschtier. Sie lachten, weinten und rannten immer wieder im und ums Haus herum. Es war schön, deren Freude zu sehen. Aber auch sehr traurig, zu wissen, wie sie aufwachsen und welche Möglichkeiten ihnen wohl für immer verwehrt bleiben werden. Wir verliessen das Haus wieder, liessen die zwei unter dreijährigen Kinder a lleine zurück und fuhren weiter...

Wir fuhren duch die schöne Landschafte und hingen in Gedanken noch etwas dem Haus von Su nach. Doch schon bald hielten wir wieder an und Su zeigte auf einen Hügel in der Nähe. Dort sah man etwas Weisses zwischen den Bäumen. Ob wir das sehen können? Wir bejahten und er erklörte uns, dass dies der Grenzzaun zu China sei. Wir waren also angekommen. Im nördlichsten Norden von Vietnam, nur wenige hundert Meter von China entfernt. Wir fuhren dem Zaun entlang weiter. Schon bald verbreiterte sich die Strasse und aus einer zweispurigen, eher schmalen Passstrasse wurde eine gerade, zweispurige Autobahn. Es waren ganz alleine auf dieser riesigen Strasse und es fühlte sich irgendwie verrückt an. Wir fuhren jedoch nur kurz auf dieser Strasse und bogen dann schon bald links ab. Dort parkierten wir unsere Motorräder und liefen rund 500 Treppenstufen nach oben. Denn es gab einen Aussichtsturm. Und dieser war mit einer riesigen vietnamesischen Flagge dekoriert. Scheinbar ist das ein wichtiger Ort für Vietnamesen und so sahen wir auch viele vietnamesische Touristen aus dem Süden. Wir erfuhren danach, dass gleich daneben ein buddhistischer Tempel errichtet wird. Dort sollen Mönche einziehen und der Tempel soll weitere Touristen anziehen. Deshalb auch die vierspurige Strassen. Wie aber die Touristen bis zu dieser vierspurigen Strasse kommen würde, blieb uns unklar.

Nach dieser Steppvisite waren unsere Köpfe prall gefüllt und wir genossen die letzten Kilometer dieses Tages noch. Schon bald kamen wir in einem grösseren Dorf an, welches schon fast eine kleine Stadt war. Vor einem richtigen Hotel stellten wir unsere Motorräder ab. Wir betraten das Hotel und wurden sogleich von etwas ähnlichem wie Wärme begrüsst. Wir waren erstaunt. Wir bekamen unseren Zimmerschlüssel und betraten unser Hotelzimmer und siehe da. Es war einigermassen warm! Wir hatten sogar eine Heizung. Purer Luxus also. Wir wärmten uns etwas auf, gönnten uns eine heisse Dusche und trafen uns danach wieder zum Abendessen. Es gab wieder exakt dasselbe und wieder ein paar Schlücke Happy Water. Nach dem Essen spazierten wir zu fünft durch die kleine Stadt und waren erstaunt, dass es sogar so etwas wie ein Stadtzentrum gab. Dort setzten wir uns noch in ein altes französisches Handelshaus und genossen einen Drink. Müde und voll mit neuen Eindrücken ging es dann bald unter die warme Bettdecke.

In den nächsten Tag starteten wir mit einem kleinen Baguette und etwas Honig. Heute stand vor allem schöne Landschaft auf dem Programm. Aber logischerweise war es genau heute extrem neblig. So fuhren wir auf den schönsten Pass von Vietnam und konnten nicht zwei Autos weit sehen. Und obwohl wir 30 Minuten warteten, geschah nichts. Wir fuhren also weiter und auf der anderen Seite des Passes begann sich der Nebel langsam aufzulösen. So fuhren wir bis nach ganz unten ins Tal, parkierten unsere Motorräder und stiegen in einen kleinen Go Kart. Mit diesem wurden wir dem Fluss entlang hochgefahren. Dort stiegen wir in ein rostiges Boot und bekamen dann eine Bootsrundfahrt auf dem Fluss. Wir fuhren durch eine enge Schlucht und sahen auf der anderen Seite ein kleines Dorf. Die Fahrt war sehr entspannend und eine schöne Abwechslung.

Wieder auf dem Motorrad waren wir froh, dass sich Su für das Mittagessen etwas Spezielles überlegt hatte. So assen wir in einem etwas anderen Restaurant und duften sogar etwas von der Karte bestellen. Wir und die Holländer waren sehr dankbar! Su erklärte uns, dass wir am Nachmittag über Bumby Roads fahren würden. Wir hatten ja ein gutes Motocross Motorrad und so dachten uns nicht viel dabei. Der Zustand der Strasse verschlechterte sich aber sehr rapide. Durch den leichten Regen wurde der Boden zusätzlich noch aufgeweicht und war richtig schlammig. So fuhren wir durch matschige Abschnitte, durch tiefe Lastwagenspuren und überflutete Wege. Es ging so weit, dass die Strasse eigentlich nicht einmal mehr eine Strasse war, sondern nur über einen Fels führte. Gut zwei Stunden später waren wir dann froh, in unserer nächsten Unterkunft angekommen zu sein. Diese war wieder ein Hotel. Es befand sich noch im Bau, sollte aber mal gross werden. So freuten wir uns über das moderne Zimmer und die Heizung.

Nach einem kurzem Powernap machten wir uns frisch und trafen die Holländer im Restaurant. Heute war ein spezieller Tag. Es war Silvester. Der letzte Tag unseres Abenteuerjahrs. Wir setzten uns an den Tisch und genossen gemeinsam das Abendessen - Reis mit Tofu und Ei. Wir waren es uns schon gewöhnt. Wir stiessen mit etwas Bier und Happy Water an und unterhielten uns über unsere Wünsche und Träume für das nächste Jahr. Nach dem Essen spielten wir ein paar Spiele zusammen und hatten eine tolle Zeit. Es war sehr lustig und wir verstanden uns sehr gut. So ging es auch nicht lange und schon war es Mitternacht. Wir stiessen alle zusammen an und rutschten 6 Stunden vor euch allen in das neue Jahr.

Diesr Abend war wirklich sehr schön. Auch wenn wir die einzigen waren, die am Feiern waren. Denn die Vietnamesen feiern Neujahr, oder Tet, nach dem Mondkalender und nicht nach unserem. So feiern sie dieses Jahr am 22. Januar und wechseln vom Jahr des Tigers in das Jahr des Drachen. So waren wir die letzten, die noch wach waren und wurden irgendwann auch mehr oder weniger freundlich gebeten, zu gehen. Wir setzten uns also noch ans Feuer draussen und genossen die ersten Stunden des neuen Jahres.

Am nächsten Morgen mussten wir zum Glück nicht früh raus und so konnten wir uns noch etwas erholen. Es ging erst um 10:30 Uhr los. Wir setzten uns auf das Motorrad und erkundeten zusammen mit Su einen Wasserfall in der Nähe. Den Holländern ging es wegen des Happy Waters vom Vorabend nicht so gut und so konnten sie nicht mehr mit uns mitkommen. Nach dem Wasserfall ging es endgültig zurück nach Ha Giang. Unterwegs gab es nicht mehr viele Stopps und so hielten wir bloss noch im Dorf der Freundin von Su an. Sie ist 15 und ihm versprochen. Diese Information hat uns auch einige Zeit lang beschäftigt... Es ging dann aber weiter und so waren wir nach rund drei doch etwas anstrengenden Stunden wieder zurück in Ha Giang. Wir entledigten uns von unserer Schutzausrüstung setzten uns erschöpft aufs Sofa. Zum Glück dauerte es nicht lange und uns wurden warme Pizzen geliefert! Was für eine Wohltat nach all dem repetitiven Essen der letzten Tage!

Pünktlich kam dann bald der Fahrer des Minivans wieder und wir stiegen ein. Wir liessen uns in die Sitze fallen, deckten uns zu und fuhren mit so viel neuen Eindrücken zurück nach Hanoi.

Lena Gisiger

03.01.2023

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