Vereinigte Staaten von Amerika

New York - wir sind in New York!

28.08.2022 - 02.09.2022

Unser Bus hielt an der 31. Strasse. Dort, wo sie die 8. Avenue kreuzt. Die nächsten Tage würden wir uns nur noch a Strassenkreuzungen orientieren. Was mir erstaunlicherweise viel leichter fiel als Adi. So wurde dann ausnahmsweise ich zu unserem Navi. Frisch angekommen mussten wir nun also von der Kreuzung 31st St, 8th Av zu unserem Hotel an der 42nd St, 9th Avenue. Schon sehr erschöpft vom Marsch in Washington sattelten wir unsere Rucksäcke und den Essenssack und machten uns also auf den Weg. 11 Strassen hoch und eine Strasse nach links. Wie an jedem neuen Ort waren wir etwas unsicher, ob wir denn nun in der Nacht alleine durch die Strassen laufen sollten. Aber es war New York. Und alleine waren wir zumindest nicht. So kamen wir dann auch gut im Hotel an und bezogen unser Zimmer. Wir waren sehr zufrieden, legten die Rucksäcke ab und lagerten die Beine hoch. Wir waren richtig kaputt.

Wir konnten uns dann aber wieder aufraffen. Denn wir fanden heraus, dass in der Stadt, die niemals schläft, alle Restaurants schon um 22 Uhr schliessen. Etwas enttäuscht machten wir uns deshalb in ein nahes Thai Restaurant auf. Eines der einzigen, das noch offen hatte. Wir setzten uns ins kleine Restaurant mit 10 Tischen und waren in New York angekommen. Genau so hatten wir uns das vorgestellt. Ein kleines Restaurant, irgendwo zwischen einem Wohnhaus und einem kleinen Laden. Vor dem Restaurant ein unebenes Trottoir, eine obdachlose Person und der Geruch nach Urin und Pizza. Irgendwo in der Ferne dampfte es aus dem Boden. Wir sassen da also im Restaurant und fühlten uns wie im Film. Die Stadt fühlte sich nicht fremd an. Sondern sehr bekannt. Als wüssten wir schon alles und hätten alles schon einmal gesehen. Und auch wenn wir fast am Tisch einschliefen, genossen wir unser erstes Essen in New York sehr.

Direkt ins Bett wollten wir danach aber nicht. Und so machten wir uns auf den Weg zum Times Square. Dieser befindet sich an der Kreuzung der 42nd St und 7th Av. Also fast bei uns. Auf dem Weg gönnten wir uns noch ein Ben & Jerry Glace und wurden direkt auf den Boden der Realität zurückgeholt. Eine Kugel Glace für 10$ - plus danach logischerweise noch Steuern und Trinkgeld! Das würden nicht die billigsten Tage werden auf unserer Reise... Wir genossen unser Glace trotzdem und waren kurz danach auch schon am berühmten Times Square. Wir bewunderten all die Leuchtplakate und die Masse an Touristen, die ein möglichst schönes Foto wollten. Auf der Strasse reihten sich ein paar gelbe Taxis aneinander. Da waren wir also! Wir kneiften uns und machten uns danach aber endlich auf den Weg ins Bett.

Am nächsten Morgen öffneten wir unsere Augen und sahen aus dem Fenster nur Wolkenkratzer. Wir waren also immer noch hier. Wir freuten uns auf die Zeit in New York. Zuerst mussten wir unseren Aufenthalt aber noch etwas planen. Wir wussten, dass wir nach New York noch zu den Niagara Falls wollten und dann von Toronto nach Hawaii fliegen werden. Als wir dann aber die Hotelpreise in Toronto sahen, waren wir sogleich geschockt. Noch teurer als NYC! Und schon New York ist eigentlich unbezahlbar und völlig überteuert. So fassten wir dann unseren Entschluss, dass wir noch etwas in New York bleiben und Toronto nur einen kurzen Besuch abstatten. Da aber unser Hotel in New York über das kommende Wochenende auch unbezahlbar war, buchten wir uns für die letzten Tage in New York noch ein Hostel. Den Zug nach Toronto konnten wir dann mit unserem Verspätungs-Gutschein von der letzten Zugfahrt gratis ergattern. Noch zwei Nächte in Niagara Falls und dann stand unsere Reiseplanung. Das war die Schnellzusammenfassung. In Wirklichkeit zieht sich diese Phase jeweils über mehrere Tage und des Hin und Hers. Denn es gibt immer ein gewünschtes Hotel, welches gerade nicht verfügbar ist. Oder in diesem Fall ein technisches Problem der Zuggesellschaft. Denn das Ticket buchen mit dem Gutschein war nicht so einfach wie wir es uns gedacht hatten...

Irgendwann verliessen wir dann aber unser Hotel und machten uns auf den Weg in die Stadt. Ich hatte eine Route herausgesucht, auf der wir ein paar der Sehenswürdigkeiten sehen würden. So starteten wir am Times Square bei Tageslicht, gönnten uns einen Dürüm und ein Donut und liefen dann den Broadway hoch bis in den Central Park. Kaum hatten wir ein Fuss hinein gesetzt, fühlten wir uns wie in einer anderen Welt. Soviel Grün und Ruhe. Das Ganze fühlt sich sehr surreal an. Wir liefen dann rund eine Stunde im Central Park umher und kamen dabei an einem See vorbei, an dem gerade eine Hochzeit stattfand. Wir sahen Eichhörchen und viele Personen mit Hünden oder Kindern oder einer Kombination aus beidem. Wir liefen noch zum Zoo und setzten uns hin bevor wir dann wieder aus dem Park liefen. Unser nächstes Ziel war das Rockerfeller Center. Dort steht vor Weihnachten jeweils der grosse, schön beleuchtete Weihnachtsbaum hinter dem Eisbahnfeld. Im Sommer gibt es noch ein Wasserspiel. Sonst war da - ausser des sehr grossen Rockerfeller Center - aber nicht allzu viel. Ich machte noch ein Foto von Adi beim Wasserspiel und sogleich war der zuvor trockene Adi dann völlig durchnässt. Es war ja zum Glück genug warm. Danach machten wir uns wieder auf zum Hotel und erholten uns noch etwas.

Zum Abendessen ging es kurz in den Italiener um die Ecke. Und es war toll! Es gab frischen, richtigen Büffelmozarella. Mit frischem Basilikum und italienischem Olivenöl. Wir waren im Himmel angekommen. Das hatten wir so vermisst...

Am nächsten Tag hatten wir dann ein grosses Programm. Wir gingen früh los aus dem Hotel und nahmen zum ersten Mal die U-Bahn. Es lief alles reibungslos ab und wir sassen umgehend in einer U-Bahn. Auch hier war alles wie im Fernsehen. Wir stiegen dann beim One World Trade Center aus mit dem Ziel, das 9/11 Memorial anzuschauen. Der U-Bahnhof war riesig und sehr neu gemacht. So hatten wir unsere liebe Mühe, aus dem Gebäude zu finden. Wieder draussen holten wir uns einen Kaffee und Milchshake und schauten uns dann das Memorial an. Es war unglaublich eindrücklich. Wo einst die zwei Türme standen, sind jetzt zwei riesige Löcher in der Grösse der Grundfläche der alten Türme. Darin ist eine Art Brunnen installiert, der Wasser unendlich ins Innern und in die Tiefe fliessen lässt. Wie ein Fluss an Tränen, der nie aufhört. Das Geländer ist aus schwarzem Marmor und voll mit eingravierten Namen der verstorbenen Personen. Und nein, es gibt keine Lücken. Das ganze Geländer ist voll. Diese schiere Unendlichkeit an Opfern ist gewaltig und bewegt. Es sollte niemals vergessen werden.

Danach ging es für uns aber weiter. Ab zum Hafen und dann wieder einmal auf ein Schiff. Das Ziel hiess Statue of Liberty - Freiheitsstatue. Die sollte wohl allen von euch ein Begriff sein. So fuhren wir also auf die nahegelegene Insel, erhielten einen Audioguide und liefen um die gewaltige Statue herum. Diese war ein Geschenk der Franzosen an die Amerikaner. Sie steht am Eingang des atlantischen Ozeans zum Hudson River und war das erste, was all die Einwander*innen zu Gesicht bekamen von New York. Dies war für viele Europäer*innen früher der Eingang zum Land of the Free. Irgendwie sehr passend. Und so besuchten wir dann nach all den obligaten Fotos mit der Freiheitsstatue auch noch die Nachbarsinsel Ellis Island. Diese Insel besteht aus einem riesigen Gebäude. Und hier kamen alle Einwander*innen nach New York. Das Schiff legte nach der langen und anstrengenden Überfahrt auf der Insel. Man kam in eine riesige Eingangshalle, suchte sein Gepäck und stand dann wie heute am Flughafen bei der Einreisebehörde an. Anders als heute hatte man aber all sein Hab und Gut dabei und kein Rückreiseticket. Trotzdem bestand die Möglichkeit, dass die US-Behörde die Einreise verweigerte...

Nach diesem eindrücklichen und sonnigen Nachmittag ging es dann auf einem Spaziergang durch Chinatown und Little Italy nach SoHo. Dort hatten wir in einem indonesischen Restaurant einen Tisch reserviert. Wir freuten uns auf das Essen und nahmen Platz. Wir suchten uns je eine Hauptspeise aus und wollten schon bestellen. Da erklärte uns die liebe Kellnerin, dass die Portionen klein seien und man sich doch je 3 Sachen bestellen und dann teilen solle. Wir schluckten leer. Denn das Essen war nicht gerade billig. Wir bestellten dann aber trotzdem je drei Sachen. Wir wollten ja das Essen ausprobieren. Und so kam dann auch bald die erste Vorspeise. Und sie war fantastisch! Kaum hatten wir die Vorspeise verschlungen, sah ich auf meinem Teller aber eine Bewegung. Und einen Moment später dann auch den Grund dafür. Auf meinem Teller war eine riesige Kakerlake! Nicht so ein kleines Ding wie in der Schweiz, nein, eine ausgewachsene, fingerlange Kakerlake. Ich überlegte mir noch, sie selbst mit der Serviette zu beseitigen, rufte dann aber kurz einen Kellner. Dieser hatte dann seine liebe Mühe, eine Kakerlake in einem gehobenen und gut besuchten Restaurant möglichst unbemerkt zu beseitigen. So half ihm Adi und stand auf die Kakerlake drauf. Er brachte sie weg und wir setzten uns wieder. Kurz darauf kam dann der Chef vorbei und fragte uns, ob wir uns vom Schock erholt hätten. Er hatte noch zwei Shots dabei und entschuldigte sich. Die gingen natürlich aufs Haus. Schon waren wir froh um den Besuch der Kakerlake und schlürften den feinen Shot. Kurz danach kamen dann die Hauptgänge. Und diese waren wirklich fantastisch. Schön frisch und voller Geschmack. Schon bereit zu zahlen, kam dann nochmals der Chef und brachte uns ein gratis Dessert. Auch dieses verschlungen wir genüsslich. Wir hatten nämlich immer noch etwas Hunger nach den kleinen Gängen. Dann kam aber die Rechnung und wir wurden nochmals positiv überrascht. Zwei ganze Gänge wurden uns nicht berechnet. Alles in allem hat uns die Kakerlake also gerettet. Und wir konnten das feine Essen zu einem (immer noch teuren) besseren Preis geniessen.

Der nächste Tag war ein spezieller. Es war Adis Geburtstag. Sein 30igster sogar. Obwohl er hartnäckig behauptete, dass ein Geburtstag auf Weltreise nicht zähle und er somit immer noch 29 sei. Naja, ein besonderer Tag hatte er so oder so verdient. Also plante ich einige Überraschungen für ihn. Zumindest so gut es ging. Auf so kleinem Raum ist es nicht immer einfach, etwas hinter dem Rücken zu planen. Und einen neugierigen Freund zu haben, hilft nicht unbedingt. So hatte er am Morgen Zeit für seine Telefonate in die Heimat. Um 11 Uhr ging es dann aber los. Wir nahmen die U-Bahn Richtung Uptown und fuhren bis zur 116th Street. Dort stiegen wir aus und ich sagte Adi, es ginge in ein Café zum Morgenessen. Seine Begeisterung hielt sich in Grenzen. Dass er das doch sonst schon immer gegen seinen Willen machen müsse. Ich lief aber unbeirrt weiter und schon bald waren wir bei unserem Café angekommen. Und es war zum Glück kein normales Kaffee. Es hatte zwar Tische und eine Kaffeemaschine. Aber es hatte auch drei Wände voll mit Brettspielen. So durfte er also ein Brettspiel aussuchen und wir verbrachten die nächsten zwei Stunden mit einem neuen Spiel. Logisch gewann Adi. Endlich durften wir mal wieder spielen. Wir genossen es richtig. Und waren von der Idee sofort begeistert. Vielleicht kommen wir also auch zurück in die Schweiz und eröffnen ein Kaffee, wer weiss...

Um 1 Uhr ging es aber weiter. Wir nahmen die U-Bahn und liefen zu einem Museum. Es stand schon länger auf unserer ToDo Liste und ich hatte es sogar geschafft, Tickets für uns zu buchen, ohne dass Adi das gemerkt hatte. So besuchten wir die nächsten zwei Stunden das New Yorker Museum of Sex und beschäftigten uns mit diversen Ausstellungsstücken, Werbungen Fragen zu Geschlechtern und Sex im Allgemeinen. Das Muesum machte wie viele Museen sehr viel Spass und erweiterte unseren Horizont.

Danach ging es auf ein Bier in eine Rooftopbar. Dort zeigte ich Adi dann ein geschnittenes Video seiner Freunde und Familie, die ihm alle zum Geburtstag gratulierten. Er war sichtlich gerührt und vermisste es, seinen Geburtstag mit allen wichtigen Menschen teilen zu können. Lange blieb ihm aber nicht und wir mussten dann wieder weiter. Wir nahmen nochmals die U-Bahn und fuhren zum Pier runter. Dort warete ein Segelboot auf uns. Genauer gesagt ein altes Piratenschiff. Es stand dort mit zwei riesigen Masten und diesem lustigen Stiel vorne. Bei dem ich immer noch keine Ahnung habe, für was der ist. Auf jeden Fall stiegen wir auf das schwankende Schiff. Und Adi freute sich sichtlich - ein Boot, dazu noch ein altes. Und mein Versprechen, dass sie die Segel richten werden. Am Horizont ging langsam die Sonne unter, die Kapitänin startete den Motor und wir fuhren langsam Richtung Freiheitsstatue. Am anderen Ende des Schiffs begann eine Jazzband den Abend musikalisch zu untermalen und an der Bar gab es gratis Wein. Eine Aktivität ganz nach Adis Geschmack also. 10 Minuten später hiess es dann an die Seile. Adi durfte mit anpacken und die beiden grossen Segel wurden hochgezogen. Was sehr viel länger ging als erwartet... Die Kapitänin stellte dann den Motor ab und wir schleichten nun ganz sachte und langsam über das Wasser. Die Sonne ging immer weiter unter und wir genossen unsere Zeit. Es war so unglaublich schön. Die Stadt begann zu leuchten. Egal wo man hinsah, man konnte den Blick nicht mehr abwenden. Was für ein Erlebnis.

Wieder zurück im Hafen liefen wir los zum Restaurant, in dem ich reserviert hatte. Wir zogen uns dazu noch kurz in einem Taco Bell um. Danach stiegen wir in ein Uber. Sonst hätten wir es nicht mehr pünktlich geschafft. Wir setzten uns und waren wohl etwa die letzten Gäste im Restaurant. Alle anderen waren schon weiter als wir. Wir liessen uns aber nicht stressen und bestellten zwei Tasting Menus. Eines vegan und ein normales. Die Kellnerin brachte aber immer Adi das vergane Menu und mir das mit Fleisch. Irgendwie waren wir zu schüchtern um ihr das zu sagen. So tauschten wir immer die Teller. Das Essen war unglaublich lecker und wir hatten einen wundervollen Abend.

Am nächsten Morgen musste Adi dann noch etwas arbeiten. Wie er so früh aufstehen konnte, weiss ich nicht. Ich stellte mich dann aber auch irgendwann unter die Dusche und holte uns das Morgenessen. Adi bekam seinen gewünschten Milchshake und ich genoss mein Kaffee. So arbeiteten wir noch etwas bevor der Hunger rief. Wir machten uns also auf den Weg zum Times Square und holten uns dort zwei Stück Pizza. Doch nicht irgendwelche Pizza! Die berühmteste in ganz New York... Und Joe's Pizza delivered! Eine knusprige, aber hauchdünne Pizza mit feinem Mozarella. Wir waren glücklich. Wir spazierten noch etwas durch Manhattan und machten uns dann aber für den Nachmittag zurück auf in unser Hotel. Wir planten noch etwas weiter und schrieben am Blog. Kurz darauf mussten wir nämlich schon wieder los. Eine Theateraufführung wartete auf uns!

So liefen wir also wieder im Kleid und Hemd den langen Weg zum Broadway und checkten ein. Vor uns lagen 3.5 Stunden 'Harry Potter and the Cursed Child'. Wir freuten uns sehr auf die Vorstellung und nahmen auf dem Balkon Platz. Die Aufführung begeisterte uns. Mit relativ einfachen Mitteln schufen die Schauspieler*innen viele Illusionen und schafften es, dass gleichzeitig eine alte und junge Hermine Granger auf der Bühne stand. Wir waren fasziniert und genossen den Abend. Danach ging es wieder zurück ins Hotel, denn am nächsten Tag mussten wir schon unsere Unterkunft wechseln. Wir freuten uns überhaupt nicht.

Wir packten am nächsten Tag also unsere Koffer, gingen ein letztes Mal duschen und checkten aus. Danach nahmen wir die U-Bahn für drei Stationen und stiegen ein paar Strassen weiter unten, an der 20th Street, wieder aus. Hier befand sich unsere Unterkunft für die nächsten Tage.

Lena Gisiger

05.09.2022

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