
Vereinigte Staaten von Amerika
Zwischen Arbeit und Fischen
Endilch am Schalter angekommen holten wir unser Auto ab. Aber wie könnte es anders sein, das war wieder komplizierter als gedacht. Ich mag Autoverleihstationen nicht. Ich habe das Gefühl, die
wollen mich jedes Mal über den Tisch ziehen. Und so auch diesmal. Wir warteten geduldig bis wir an die Reihe kamen. Dann kamen wir zu einem unfreundlichen Mann, der unglaublich undeutlich
gesprochen hat. Ich verstand beinahe kein Wort von dem Zeug, das er faselte. Lena hatte auch ihre liebe Mühe. Nachdem er unsere Führerausweise gecheckt hatte und den restlichen Papierkram
erledigt hatte, fragte er uns noch, ob wir eine Mautkarte möchten. So dass wir bei den Mautstellen einfach durchfahren können. Ich war nicht sicher, ob wir das wirklch brauchten und es kostete
auch 12 US Dollar pro Tag. Ich fragte ihn deshalb ob wir das wirklich brauchen und er sagte uns nur kurz angebunden, dass er uns das sehr empfehlen würde. Ich las also noch etwas, ob das wirklich
nötig wäre. Jedoch stresste mich der Mitarbeiter, dass ich nun den Vertrag endlich unterschreiben sollte. Also fragte ich ihn nochmals, ob wir das den für jede Autobahn bräuchten. Und er sagte
mir, dass auf jeder Autobahn so ein Ding von Nöten sei. Also entschieden wir uns dazu, dieses Mautdingsbums zu nehmen. Wir unterschrieben den Kaufvertrag und ich hatte mal wieder das Gefühl, über
den Tisch gezogen worden zu sein. Ich und Lena liefen zu unserem Wagen und durften sogar noch einen aussuchen. Wir entschieden uns für ein weisses Auto, damit die Hitze etwas erträglicher wird.
Wir waren sehr froh, als wir endlich einsteigen konnten und freuten uns sehr auf unseren Roadtrip. Wir fuhren los Richtung Süden. Denn unser erstes Ziel hiess Key West. Eine Insel im Süden von
Florida. Unterwegs machten wir noch einen kurzen Stopp im Panda Express. Einer chinesischen Kette, die wir bei unserem letzten USA Aufenthalt sehr in unser Herz geschlossen hatten. Anschliessend ging
es wieder weiter. Da ich letzte Nacht nicht so gut geschlafen hatte, fuhr Lena den Rest der Strecke. Wir fuhren auf einer ellenlangen geraden Strasse vorbei an der Aussengrenze des Everglades Nationalparks.
Ich hielt Ausschau nach Krokodilen, sah aber leider keins. Als wir dann beim Meer ankamen, führten uns Brücken von Insel zu Insel. Jede Brücke führte über das Meer, welches in der prallen Mittagsonne türkisblau
schimmerte. Die grünen Inseln und das blaue Wasser machten die Anfahrt zu etwas Speziellem. Unterwegs sahen wir auch viele halbzerstörte Brücken, die von einer Insel zur nächsten führten. Später erfuhren wir,
dass das alte Eisenbahn oder Autobrücken waren, die von Hurricans zerstört wurden und nun einfach zum Verroten stehen gelassen werden. Wir durchquerten ungefähr 10 Inseln, bis wir bei der äussersten Insel, Key West angekommen
waren. Wir parkierten unser Auto und liefen in unser Hotel. Wir hatten hier alle Mühe, ein preiswertes Hotel zu finden. Eigentlich sind wir nicht fündig geworden. Die günstigste Variante war es schlussendlich,
in einem Hostel ein Viererzimmer für uns alleine zu buchen. Ich brauchte dieses Mal ein Zimmer für uns alleine, da ich am nächsten Tag für das Geschäft unsere neue Lernplattform online stellen musste.
Und zwar zwischen 00:30 Uhr und 04:00 Uhr morgens. Wir checkten also ein und bezogen unser 4er Zimmer und machten uns auf den Weg in die Stadt.
Unser erstes Ziel war die Hauptstrasse der kleinen Stadt. Die Duval Street. Dort angekommen folgten wir dieser bis an Meer. Doch schon von Weitem stach uns der Geruch von verfaultem Seegrass in die Nase. Und
obwohl wir auf dem ganzen Weg bis nach Key West kein einziges Mal Seegrass gesehen hatten, war hier wieder alles voll davon. Wir liefen noch zu einem weiteren Strand, doch auch dort sah es nicht anders aus.
Hier würden wir also definitiv nicht baden gehen. Wir kehrten zurück zur Duval Street und folgten ihr noch ans andere Ende. Auf unserem Weg kamen wir an vielen kleinen Läden und Restaurants vorbei. Auch einige
Kunstgalerien hatte es und so besuchten wir eine davon. Anschliessend kehrten wir in eine kleine Pizzeria ein und assen noch etwas zu Abend bevor wir dann die erste Nacht in unserem Hostel verbrachten.
Als wir unsere Recherchen zu Florida und Key West machten, tauchte ein Ausflug immer wieder auf. Und zwar eine zweistündige Bootsfahrt nach Dry Tortugas. Eine kleine Insel ungefähr 60 Meilen westlich von Key
West, inmitten des Pazifiks. Auf der Insel gab es nichts, ausser ein altes Fort aus der Zeit des Bürgerkrieges der USA. Und dazu war die Insel auch noch ein Naturschutzgebiet. Leider kosten die Tickets für
auf diese Insel 200 Franken pro Person und sind auch etwa 1 Monat im Voraus ausgebucht. Falls man auf der Insel campen will, wird sogar geraten, eine Reservation ein Jahr im Voraus zu machen. Als wir dann versucht
hatten, einen Platz zu reservieren, war natürlich auch alles schon ausgebucht. Lena, unser kleiner schlauer Fuchs, hatte aber irgendwo in den tiefen des Internets einen Artikel gefunden, in dem geschrieben stand,
dass man am Morgen früh auch einfach ans Pier gehen kann. Und mit etwas Glück, gibt es sogenannte No-Shows. Also Leute, die zwar ein Ticket haben, aber nicht erscheinen. Und so standen wir morgens um 06:30 Uhr
auf und machten uns auf den Weg zum Pier. Dort angekommen war die Halle schon voller Leute. Wir standen an und kamen dann kurze Zeit später auch dran. Wir erklärten dem netten Herrn im Häuschen unsere Situation
und er sagte uns, dass er erst um 07:50 Uhr sagen kann, ob es Leute gibt, die nicht erschienen sind. Also warteten wir noch gespannt eine Stunde in der immer voller werdenden Halle. Wir hofften sehr, dass
es klappen wird. Um 07:50 war dann die ganze Halle leer und alle Leute waren schon ins Boot eingestiegen. Nur noch wir standen in der grossen Halle und gingen erneut zum Tickethäuschen. Der Herr schaute uns
fragend an und fragte uns, was wir wollen. Wir erklärten ihm also nochmals in aller Ruhe unser Problem und er schaute kurz in seine Notizen. Und tatsächlich, es gab einige Leute, die nicht erschienen waren. So
konnten wir die Plätze dieser Leute einnehmen und doch noch zu den Dry Tortugas fahren.
Wir betraten das Boot und nahmen auf dem oberen Deck Platz. Das Schiff fuhr dann auch schon los. Wir erhielten ein kleines Frühstück und genossen den Fahrtwind in unserem Gesicht. Nach einer knappen halben
Stunde ertönte durch die klappernden Lautsprecher die Stimme des Kapitäns. Er warnte uns, dass vor uns ein Sturm aufkommt und wir mitten hindurchfahren müssten. Er rate uns, im Innern des Bootes Platz zu nehmen.
Und schon waren die besten Plätze auf dem Boot wieder frei. Da es uns im Boot zu kalt war, blieben wir noch etwas draussen und setzten uns auf die besten Plätze zuhinterst im Boot. In der Ferne sahen wir,
wie der Himmel ganz schwarz wurde und grelle Blitze ihren Weg zum Wasser suchten. Nach gut 15 Minuten begann es dann auch zu regnen. Wir stiegen dann ein Deck hinunter und nahmen im hinteren Teil des Bootes direkt
über dem Motor Platz. Hier war es zum Glück noch etwas gedeckt. Lena und ich waren ganz alleine. Rund um uns stürzten Wassermassen vom oberen Deck. Wir hörten den Regen auf das Boot prasseln und sahen immer wieder
Blitze rund um uns. Der Himmel war ganz dunkel und die Stimmung war mystisch. Als wir einen grellen Blitz sahen und knapp eine Sekunde später sogar den Donner hörten, wussten wir, dass wir jezt in Mitten des
Sturmes angekommen waren. Das Schiff fuhr weiter und der Himmel hellte sich wieder auf. Der Regen blieb aber. Vor uns sahen wir nun die Insel. Sie war kaum grösser als zwei Kilometer. Auf ihr thronte ein
grosses, backsteinfarbenes Fort, welches majestätisch aus dem Meer hervorstand. Wir legten an und betraten das alte Fort. Ein sehr engagierter Führer zeigte uns durch das gesamte Fort und erzählte spannende
Geschichten dazu. Nach knapp 2 Stunden war die Führung vorbei und wir konnten auf eigene Faust das Fort und die kleine Insel erkunden. Inzwischen hatte auch der Regen aufgehört.
Wir liefen noch etwas auf dem Fort umher und gingen anschliessend ins Besucherzentrum. Schon bald entdeckten wir den Stempelstand und alte Erinnerungen an unsere USA Reise kamen hoch. Als wir das letzte
Mal in den USA waren, hatte sich Lena ein kleines Büchlein gekauft, in welches sie bei jedem Nationalpark, den wir besucht hatten einen Stempel gemacht hatte. In diesem Moment realisierte Lena, dass sie
ihr Nationalparkbüchlein nicht dabei hatte und sie nun ihre Sammlung nicht erweitern konnte. Sie sah mich traurig an und wir liefen noch etwas im Besucherzentrum umher. Im kleinen Laden, den es hatte, entdeckte
ich einzelne Reserveseiten, die man für das kleine Büchlein kaufen konnte. Ich zeigte es Lena und sie begann zu strahlen. Natürlich kauften wir die Reserveseiten. Und noch einen Nationalparksticker dazu.
Lena klebte den Sticker auf eine Reserveseite und schon gleich lief sie los zum Stempelstand. Sie warf einen prüfenden Blick auf die unterschiedlichen Stempel, entschied sich für einen, prüfte kurz wieviel
Platz er brauchte und stempelte dann voller Freude schwungvoll ihre Seite. Sie verräumte ihre neuen Seiten und schaute mich strahlend an. Wir liefen zurück zum Boot, holten unser Mittagessen und liehen
noch Schnorchel und Taucherbrille aus. Anschliessend schnorchelten wir noch um die Insel herum und sahen farbige Korallen, die sich an den alten Mauern des Forts festgemacht hatten. Lena wurde sogar von
einem grossen Rochen überrascht, welcher plötzlich neben ihr auftauchte. Er schwamm aber friedlich weiter, ohne uns gross zu beachten. Wir kehrten zurück zum Boot, gaben unsere Tauchutensilien ab und stiegen
wieder auf das Boot. Um 14:45 Uhr ging es dann wieder zurück nach Key West.
Wir kehrten zurück ins Hostel, duschten, zogen uns um und bestellten bei Uber Eats noch etwas zu essen. Denn ich musste noch einige Dinge vorbereiten, bevor ich die neue Lernplattform online stellen konnte.
Ich richtete mich ein, wir assen und dann arbeitete ich. Lena ging dann ungefähr um 10 Uhr ins Bett. Ich wechselte in die Lobby des Hotels, da ich da besseres Internet hatte. Um 12 Uhr stand dann Lena
nochmals vor mir. Ganz verschlafen. Sie küsste mich und wünschte mir viel Glück, bevor sie dann wieder ins Zimmer verschwand. Jetzt konnte auch nichts mehr schief gehen. Pünktlich um 00:30 Uhr hatte
ich die Startsitzung mit unserem Team. Alle Aufgaen wurden verteilt. Es klappte alles wie gewünscht und knapp 2 Stunden später war die neue Software betriebsbereit online. Das Testing konnte nun beginnen.
Ich wartete noch knapp eine Stunde, ob irgendwo noch ein grösserer Fehler auftaucht. Doch es blieb alles ruhig. So konnte ich mich dann so gegen 04:00 Uhr verabschieden und gesellte mich auch zu Lena.
Am nächsten Morgen schlief ich aus. Und wenn ich nicht aufstehe, dann steht auch Lena nicht auf. So schliefen wir beide bis ungefähr 10 Uhr. Wir frühstückten und diskutierten, was wir anschliessend machen
wollten. Ich wollte unbedingt nochmals schnorcheln gehen. Die Unterwasserwelt vom Vortag hat mich total in ihren Bann gezogen. Lena hat dann auch eine Schnorcheltour für den Abend mit Delfinbeobachtung
gefunden. So buchten wir diese. In der Zwischenzeit besuchten wir noch ein altes Kriegsschiff, welches im zweiten Weltkrieg, im Vietnamkrieg und im indo-pazifischen Krieg gedient hatte. Die U.S.S Ingham
lag im Hafen von Key West vor Anker und dient heute als begehbares Museum. Anschliessend gönnten wir uns noch ein Eis und machten uns auf den Weg zum Hafen, wo wir dann auch von unserer Tour aufgelesen wurden.
Wir fuhren hinaus. Alle Augen waren gespannt auf das Meer gerichtet. Wer würde als Erstes die Delfine sehen? Die Sonne stand schon tief und in Schlangenlinien fuhren wir über das Meer. Nach ungefähr einer
Stunde, hatten wir immer noch keinen Delfin erblickt. Der Kapitän hielt an, und sagte uns, dass wir den Schnorchelstopp jetzt vorziehen würde, da es ansonsten zu dunkel werden würde. So zogen wir uns an
und sprangen ins Wasser. Die Wellen waren hoch und die Strömung stark. Das Riff befand sich direkt unter uns. Zum Teil war das Wasser zwei Meter tief, zum Teil aber auch nur knapp 30 Zentimeter. Und
ich sah Korallen und unglaublich viele Fische. Überall versteckten sie sich und kamen hervor. Zum Teil musste man aber aufpassen, wenn einen die Strömung über die seichten Gebiete zog, dass man nirgends
ankam oder hängen blieb. Lena entdeckte dann vor uns ein kleines Mädchen, dem es nicht mehr gut ging. Sie unterhielt sich kurz mit dem Mädchen und half ihm, sich zu beruhigen. Das Mädchen hatte Angst und
eine kleine Panikattacke. Lena halft dem Mädchen, befreite es von der Maske und schwamm dann mit ihm zurück zum Boot. Ich blieb zurück und schnorchelte noch etwas alleine umher. Lena hatte mir auch die
Go-Pro Kamera gegeben und so versuchte ich mich mal als Kameramann. (Deshalb auch all die verwackelten Videos). Als sie dann etwas später zurückkam schnorchelten wir gemeinsam weiter und erkundeten so
viel wie wir konnten. Als zwei laute Hornstösse ertönten, kehrten wir zurück zu unserem Boot. Wir machten uns weiter auf die Suche nach Delfinen. Doch wir sollten an diesem Abend keine zu Gesicht bekommen.
Etwas enttäuscht über das Ausbleiben der Delfine kehrten wir dann zurück an Land. Wir waren aber glücklich über das schöne Riff, das wir besuchen durften. Wir kehrten zurück ins Hotel, duschten und
besuchten zum Abschluss von Key West noch ein kleines Restaurant.

Adrian Kölliker
15.08.2022

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