
Thailand
Von unbequemen Booten auf harte Betten
Kurz nachdem wir unser Frühstück beendet hatten, wurden wir von zwei kleinen Vans abgeholt. Mit diesen ging es nach Westen. Nach einer guten halben Stunde bogen die Vans rechts ab
und wir hielten in einer belebten Gegend an. Unser Chauffeur sagte uns, dass wir hier eine halbe Stunde Pause machen würden und wir uns hier mit kleinen Snacks ausrüsten könnten.
So verliessen wir den Van und besuchten einen kleinen Markt. Das Gemüse und die Früchte schimmerten uns in allen erdenklichen Farben und Formen entgegen. Es gab auch Blumen, Nudeln, Gewürze
und andere Dinge zu kaufen. Als wir uns dem hinteren Teil des Marktes näherten, rochen wir bereits, was uns als Nächstes erwarten würde. Die Fleischabteilung. Wie gewohnt lag Schweine-, Rinds-
und Hähnchenfleisch ungekühlt auf dem Tisch. Am Ende des Tisches schaute uns sogar noch der Kopf eines Schweins entgegen. Ich bemerkte, wie sich die Schritte hinter mir beschleunigten und
so zogen wir dann schnell an der Fleischabteilung vorbei. Wieder draussen an der frischen Luft musste ich noch aufs WC und die anderen kauften sich noch einige Dinge bevor es dann zurück
in den Van ging.
Vor uns lag noch eine gut 20-minütige Autofahrt. Papi hatte sein Handy stets griffbereit und verfolgte unsere Route auf Google Maps. Und siehe da, der Van nahm tatsächlich Fahrt Richtung
des grossen Sees auf, auf den er getippt hatte. Nach 20 Minuten bekam er dann die definitive Bestätigung. Unser Van hielt am Rande des Sees an. Wir verliessen den Van und folgten unserer Gruppe
zu einem kleinen Häuschen, wo wir wieder warteten. Nach einiger Zeit bekamen wir ein Formular zugesteckt, welches wir ausfüllen mussten. Als dann alle 20 Gäste das Formular ausgefüllt hatten,
hörten wir eine Stimme. "Follow me". Wir schauten auf und ein Mann in einem blauen T-Shirt stand da. Wir folgten ihm und und versammelten uns dann in einem kleinen Halbkreis um ihn. In
gebrochenen Englisch erklärte er uns, wie es weitergehen würde. Aber wirklich viel sagte er eigentlich nicht. Am Ende sagte er wieder "Follow me" und so folgten wir ihm wieder. Dieses Mal
gab es noch einen kurzen WC-Stopp bevor er uns mit "Follow me" wieder anwies, ihm zu folgen. Aufgrund seiner offensichtlichen Liebe für diesen Satz nannten wir unseren Führer ab nun liebevoll
"Follow me". So folgten wir "Follow me" zum einem braunen Longtailboot und stiegen ein. Wir nahmen zuhinterst Platz, direkt neben dem Motor. Eine dumme Idee, wie sich herausstellte. Denn
der Motor heulte laut auf brummte die ganze Fahrt mit einer konstanten Lautstärke von 80 Dezibel, wie mein Vater mit Hilfe seines Handys attestierte. Wir genossen die Fahrt über den riesigen
Stausee. Das Wasser war türkisblau und der ganze See war von grün bewachsenen Bergen umgeben, von denen zum Teil der weisse Karststein zum Vorschein kam. Der Fahrtwind blies uns ins Gesicht
und machte die ansosten heisse Luft einigermassen angenehm. Die Fahrt dauerte gut 90 Minuten. Etwas zu lang für Silvie. Denn die Holzbretter, auf denen wir sassen, waren doch sehr unbequem.
Da es auch keine Rückenlehne gab, begann ihr Rücken zu schmerzen. So war sie dann überglücklich, als endlich unsere Unterkunft in Sichtweite kam. Es handelte sich um ein kleines Bungalow
Dorf, welches sich vollständig auf dem See befand.
Wir legten an einem offenen Bungalow an, welcher als Küche, Aufenthaltsraum, Shop und als kleiner Kayakverleih diente. Wir stiegen aus. Auch das Bungalowdorf schaukelte, wenn auch etwas
weniger als das Boot. Wir nahmen Platz und Follow me erklärte uns denn weiteren Ablauf. Anschliessend drückte er uns einen Zimmerschlüssel in die Hand und zeigte uns unseren Bungalow.
Wir liefen über einen kleinen, sehr wackeligen Steg zu unserem Bungalow. Silvie war froh, als sie das grosse Bett darin sah. Kurz überlegte sie sich, einen Sprung auf das Bett zu nehmen.
Sie überlegte es sich zum Glück anders und setzte sich einfach hin. Und sah uns dann mit grossen Augen an. Das Bett war nämlich alles andere als weich. Eigentlich war es nur ein weiches
Brett. Wir kehrten anschliessend zurück zum Aufenthaltsbereich und assen etwas zu Mittag. Es gab typisch Thailändisches Essen und das Essen war noch lecker. Nach dem Essen wollten Papi
und ich ein Kayak mieten, aber es hatte keines mehr verfügbar. So sassen wir eifach noch etwas vor unserem Bungalow und warteten, bis die Nachmittagstour starten würde.
Nach einiger Zeit ertönte in der Ferne das gewohnte "Follow me". So standen wir auf und gingen wieder zum Gemeinschaftsbereich. Silvie entschloss sich, die Nachmittagstour auszulassen.
So folgten wir Follow me wieder auf das braune Longtailboot mit dem lauten Motor und schon bald tuckerten wir mit ohrenbetäubendem Lärm davon. Nach einer gut 15-minütgen Fahrt fuhr das
Boot auf eine kleine Grasfläche. Wir stiegen aus und Follow me erklärte uns, dass wir nun eine kleinen Spaziergang durch den Dschungel machen würden und dann anschliessend mit einem
Bambusboot zu einer Höhle fahren würden. So liefen wir hinter Follow me den Hügel hinauf, auf welchem er schon ziemlich ausser Atem war. Unterwegs sahen wir verschiedene Pflanzen und Warnhinweise,
dass es hier wilde Elefanten geben würde und man sich in Acht vor ihnen nehmen sollte. Irgendwo fanden wir auch noch ein altes verlassenes Motorrad, welches schon halb verrostet war. Wir
liefen auf der anderen Seite den Hügel wieder hinunter und kamen zu zwei kleinen, einfachen Häuschen. Zwei Männer um die 40 lebten da. Wir mussten hier wieder unglaublich lange warten bis wir in
der Ferne auf dem See ein Floss aus Bambus ausmachen konnten. Das Floss kam auf uns zu und so stiegen wir auf. Und es war im warsten Sinne einfach ein Floss. Ein paar Bambusäste waren
mit einfachen Schnüren zusammengebunden. Darauf gab es ein paar Bretter, auf denen wir Platz nehmen konnten. Der Mann zuhinterst hatte behelfsmässig einen Motor auf dem Floss montiert, welcher
uns nun auf die andere Seite des verwinkelten Sees bringen sollte. Dort angekommen betraten wir eine Höhle, in welcher Follow me ein paar Dinge erklärte. Aber viel Spannendes kam dabei nicht
raus. Wir kehrten zurück zum Floss, fuhren zurück zu den Häuschen, wo es sich nun einer der beiden Männer in einer Hängematte bequem gemacht hatte und liefen dann zurück zu unserem Boot.
Leider sahen wir wieder keine wilden Elefanten und auch sonst keine Tiere. Nur das Zirpen der Grillen war nicht zu überhören. In allen möglichen Tonlagen und Lautstärkten füllten sie den
ganzen Wald, ja sogar den ganzen See mit ihrem Gezirpe. Wir fuhren mit dem Boot zurück und unterwegs versuchte Follow me noch einige Tiere für uns zu erspähen. Aber das Boot war so laut,
dass sich keinerlei Tiere zeigten. Nur in weiter Ferne sahen wir einen Affen auf einem Baum sitzen. Wir kehrten zurück zu unserem Bungalow Dorf auf dem See und Silve erwartete uns bereits freudig.
Wir sassen gemeinsam an den Tisch und assen zu Abend. Papi und ich bekamen Reis und einen ganzen frittierten Fisch, wohl direkt aus dem See. Silvie und Lena erhielten Chicken Nuggets mit Reis. Wir assen gemeinsam zu
Abend, während hinter uns die Sonne hinter den Bergen unterging und den ganzen See in einem mystischen orange erscheinen liess. Nach dem Abendessen waren wir alle müde und so machten wir uns auf ins
Bett. Es gab noch ein kurzes Briefing zum Tagesablauf am nächsten Tag und dann versuchten wir auf den harten Betten einzuschlafen. Mir und Lena gelang das nicht so schlecht. Die anderen beiden hatten
mehr Mühe damit. Am nächsten Morgen mussten wir schon früh aufstehen, denn eine Morgendämmerungsschifffahrt stand an. Man sah den anderen beiden an, dass sie sichtlich froh waren, dass die Nacht vorbei war.
Wir zogen uns an und begaben uns wieder in den Gemeinschaftsbereich. Follow me verspätete sich etwas und Papi wurde schon etwas ungeduldig. Als er dann kam ging es nicht lange, bis wir wieder seine
bekannten Worte "Follow me" hörten. Wir stiegen ins Boot und machten uns auf, um Tiere zu suchen. Aber auch hier hatten wir wieder kein Glück. Wir sahen nicht ein einziges Tier. Ich war sichtlich
enttäuscht. Ich wollte ihnen doch so gerne noch etwas zeigen. Wir kehrten zurück zu unserem Bungalow und frühstückten. Da wir noch gut zwei Stunden Zeit hatten, nahmen wir nun das Glück selbst in die Hand.
So mietete ich nochmals zwei Paddel für ein Kayak. Und diesmal gab es auch noch Kayaks. Zu unserem
Glück sogar zwei. Denn das erste Kayak wollte nicht so wie wir. Ich wollte mit meinem Papi in das rot-grün-weisse Kayak einsteigen. Also setzte ich mich vorne hinein und sagte ihm, er solle hinten
einsteigen. Er stellte sich aber etwas ungeschickt an und da er Wasser ja sowieso liebt, ging es auch nicht lange, bis das Kayak kenterte. Mit mir. Na toll... Aber zumindest war für Unterhaltung gesorgt.
Papi, Silvie und Lena konnten sich kaum halten vor Lachen. Wir stiegen also wieder aus und machten uns an den zweiten Versuch. Ich liess nun Papi zuerst einsteigen. Er verlor aber sofort das Gleichgewicht
und landete schon wieder im Wasser. Nun durfte auch ich lachen, denn ich stand ja noch auf dem trockenen Steg. Nachdem wir uns wieder gefasst hatten, versuchte es Papi nochmals. Und siehe da.
Er sass im Kayak. Leider stellte sich da heraus, dass das Kayak wohl nur das Gewicht von zwei Kindern oder sehr leichten Personen aushielt. So sass er zwar, aber sank ganz langsam immer mehr
ins Wasser und ging unter. Wir konnten uns nicht mehr halten vor Lachen und amüsierten uns sehr. Damit das mit der Tierbeobachtung trotzdem noch funktionierte, suchte ich uns ein anderes Kayak.
Da klappte der Einstieg dann beim ersten Versuch und schon bald paddelten mein Vater und ich davon. Wir paddelten um den Felsvorsprung herum und hörten in der Ferne einen Affen. Doch egal wie gut
wir schauten, wir konnten ihn im Dickicht des satten Grüns leider nicht sehen. Aber immerhin war die Fahrt sehr schön und wir konnten die Umgebung geniessen. Ich gab meinen Vater bei den Bungalows
wieder ab und machte noch eine kurze Kayaktour mit Lena. Und siehe da, wir entdeckten noch eine kleine Affemfamilie am Rande des Sees. Wir beobachteten die Affenfamilie, und blieben mucksmäuschenstill
in unserem Kayak sitzen. Nach gut 10 Minuten verschwand dann die Familie im Wald und wir kehrten zurück zum Bungalow Dorf. Ich war froh, dass wir noch Tiere gesehen hatten. Aber etwas traurig, dass Papi
und Silvie dies nicht mit uns erleben durften.
Wir gaben anschliessend das Kayak zurück, packten unsere Sachen und folgten dann Follow me wieder ins Longtailboot. Es ging nun zurück. Für die Rückfahrt nahmen wir aber zuhinterst Platz, da war
zwar der Motor in der Nähe, dafür konnte man anlehnen. Silvie war ziemlich glücklich darüber und so fuhren wir in den frühen Morgenstunden über den See. Am Anfang versuchte Follow Me wieder ein
paar Tiere auszumachen. Und siehe da, er fuhr den gleichen Weg, den Lena und ich am Morgen mit dem Kayak gefahren sind.
Und tatsächlich war die kleine Affenfamilie wieder da. Wir alle bestaunten die kleine Familie und ich war überglücklich, dass wir doch noch ein paar Tiere gemeinsam gesehen hattten. Die Sonne stieg immer
weiter auf und die Temperaturen wurden immer wärmer. Follow me brachte uns noch an einige schöne Stellen am See und erklärte uns jeweils etwas dazu.
Wir alle konnten nun die Fahrt geniessen. Der kühle Fahrtwind und auch die Wasserspritzer, die uns ab und zu wieder trafen, brachen uns zum Lachen. Aufgrund des Motorenlärms konnte man nicht miteinander
sprechen und so genoss jeder für sich die Fahrt auf dem grossen See.
Zurück am Hafen folgten wir Follow me zum Auto, welches uns in ein kleines Restaurant in der Nähe brachte. Dort gab es, wie könnte es auch anders sein, Reis. Wir assen unseren Teller auf, bevor uns
dann der Van wieder zurück zum Dschungel Camp brachte. Papi war inzwischen etwas ruhiger geworden und überlegte nun nicht mehr jede Sekunde, wo es hingehen könnte. Er genoss die Fahrt und wir alle
waren gespannt, was uns die nächsten Tage noch alles erwarten würde.

Adrian Kölliker
07.02.2023

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