
Samoa
Mit einem neuen Freund um die Insel
Am Fährhafen angekommen, lud uns der Taxifahrer aus, und zeigte uns noch freundlich, wo wir denn unser Ticket kaufen mussten. Irgendwie waren wir froh um den Hinweis. Denn der Fährhafen
war eher für Einheimische gemacht als für Tourist*innen. Der Fährhafen bestand aus einem Dach und einigen Wänden. Darunter befanden sich einige Holztische, an denen die Einheimischen selber
mitgebrachtes Essen oder Essen von den kleinen Essensständen assen. Irgendwo befand sich eine Frau hinter einer dicken Glasscheibe mit Gitterstäben. Dank des Taxifahrers wussten wir, dass
dies das Ticket Office war. Pünktlich also um halb 12 trafen wir beim Ticket Office ein. Wir fragten die Frau höflich nach Fahrkarten für nach Savai für die 12 Uhr Fähre. Sie schaute uns
etwas gelangweilt an und sagte nur, dass die Fähre bereits losgefahren sei. Wir schauten uns fragend an, und ich merkte kurz an, dass es doch noch nicht 12 Uhr sei. Die Frau entgegnete nur
knapp, dass die Fähre halt voll war. Wir fragten, wann denn die nächste Fähre ablegen würde. Sie antwortete uns, dass das ungefähr in 2 Stunden sein werde. Mmh, 2 Stunden warten war
jetzt nicht unsere Lieblingsbeschäftigung. Aber wir waren so entspannt, dass uns das auch nicht gross störte. Und eine andere Wahl hatten wir eh nicht. So fragten wir die Frau noch nach
Fahrkarten für die nächste Fähre. Sie sagte uns dann, dass die Fahrkarten für diese Fähre erst in einer Stunde gekauft werden können. Sie schloss nun das Fenster, da sie wohl endlich ihr
Mittagessen essen wollte und lies uns etwas fragend zurück.
So liefen wir zu den Holzbänken und setzten uns hin. Inzwischen waren ziemlich viele Leute am Hafen und so behielten wir die Zeit
gut im Auge. Denn wir wollten nicht noch länger als nötig hier an diesem Hafen bleiben. So machte ich mich dann 5 Minuten vor genannter Zeit auf zum Tickethäuschen. Lena blieb zurück und
bewachte das Gepäck. Und es ging tatsächlich nicht lange. Bis alle anderen Leute im Hafen mir gefolgt waren und sich hinter mich stellten. So befand ich mich in einer riesigen Menschenmasse
von Samoanern, die alle wild auf samoanisch miteinander sprachen. Nur die Frau hinter der Glasscheibe liess sich nicht blicken. So wartete ich ungefähr 20 Minuten in der Schlange, bis das
besagte Glasfenster endlich aufging. Und plötzlich gab es keine Reihe mehr. Alle strömten zum Fenster und wollten eines der Tickets ergattern. Dabei streckte man nur einen Geldschein hin
und bekam dann das gewünschte Ticket über. Von wo die Leute wussten, für welche Fähre sie bezahlten war mir mehr als schleierhaft. Ich sah, dass alle Leute eine 10 Talas Note hinstreckten und
dafür ein Ticket bekamen. So kramte ich eine 20 Tales Note aus meinem Geldbeutel und streckte sie auch hin. Und siehe da, schon bald hatte ich zwei Tickets in der Hand. Ich lief zurück zu
Lena und wir setzten uns noch kurz hin, bevor wir uns dann in den Wartebereich des Fährhafens begaben. Dieser sah etwas aus, wie im Europapark. Eine Kette formte einen langen Weg durch den Raum.
Wir liefen dem Weg entlang bis zuvorderst und setzten uns dann hinter einer Familie auf den Boden. Wie immer wurden wir von den Kindern angestrahlt. Ein kleiner Junge, knapp 2 Jahre alt, entdeckte
dann meinen Plüschuhu und meinen Plüschpapagei an meinem Rucksack. Ganz fasziniert fing er an, damit zu spielen. Den Eltern war es sichtlich peinlcih und sie begannen, sich zu entschuldigen. Ich
sagte ihnen, dass alles in Ordung sei. Wir warteten noch etwas 1 Stunde bis dann die Fähre endlich einfuhr. Und es wiederholte sich die Szene von vorhin, eine Reihe gab es plötzlich nicht mehr. Die
Leute strömten zum Schiff auf allen erdenklichen Wegen. Durch die Gitterstäbe, der Reihe vorbei, aussen rum. Nur wir standen da brav in der Reihe und kamen nicht vorwärts. Uns stresste das Ganze
aber nicht und so schafften wir es dann auch irgendwie auf die Fähre.
Die Fähre war ein alter Kahn mit Holzboden. Sowohl Fahrzeuge als auch Menschen wurden damit transportiert. Die Fahrzeuge fanden auf dem Holzboden Platz, für die Fussgänger hatte es keinen
designierten Platz. So kraxelten wir eine Treppe zum Kapitänsturm hoch und setzten uns da zuvorderst auf den Boden. Der Boden war aber so heiss, dass wir kurz darauf wieder aufstanden und
auf irgendeinem Gerät Platz nahmen. Die Leute standen überall auf dem Boot. So etwas hatte ich noch nie gesehen. Schon bald ging es los und der Kahn stach in die türkisblaue See. Schon
kurz nachdem wir den Hafen verlassen hatten, sah Lena eine Schildkröte ihren Kopf aus dem Wasser strecken. Es war schön. Für die nächsten 2 Stunden liessen wir uns den Fahrtwind ins Gesicht
blasen und bestaunten die Inseln, an denen wir vorbeizogen. Die Sonne schien warm, aber nicht heiss vom Himmel. Nichtsdestotrotz holten wir nach einigen Minuten die Sonnencreme aus dem Rucksack
und begannen uns einzucremen. Und dabei beobachteten uns alle Menschen rund um uns herum. Hier war Sonnencreme wohl nicht so üblich. Lange zwei Stunden später trafen wir dann im Hafen von Savaii
ein.
Wir kraxelten wieder von unserem Turm herunter und liefen über das hölzerne Deck. Zuvorderst legten einige Mitarbeiter Holzbretter auf den Boden, so dass die Autofahrer besser vom Schiff kamen.
Auch hier gab es wieder einen Fährhafen und wieder hatte es unzählige Taxifahrer, die auf uns warteten. Da wir beide schon von Weitem wie Touristen aussahen, umzingelten uns die Taxifahrer schon
bald. Und alle hatten Röcke an. Schon auf Upolo war mir aufgefallen, dass alle Menschen hier Röcke trugen. Egal ob Frau, Mann oder Kind. Ich entschied mich für einen Taxifahrer und zeigte ihm
an, dass wir mit ihm fahren würde. Er machte sich auf den Weg, um uns zum Taxi zu führen, als ihm ein anderer Taxifahrer nachsprang und ihn zu schlagen begann. Er rannte weiter und hängte den
anderen Mann ab. Er öffnete dann den Kofferraum und wir alle stiegen ins Auto. Lena und ich schauten uns etwas verwirrt an und so fragten wir den Taxi Fahrer dann, ob es normal sei, dass sie sich
hier schlagen. Er verstand uns nicht so gut und so beantwortete er unsere Frage auch nicht. Er hielt unterwegs aber an verschiedenen Orten an, um uns etwas zu den Orten zu erzählen, und fuhr sogar
noch einen Umweg, um uns noch etwas zu zeigen. Wir waren dann aber doch froh, als wir ungefähr eine Stunde später bei unserem Hotel angekommen waren.
Wir betraten die Reception und eine Frau führte den Check-In durch. Wir mussten nichts zeigen und es ging ziemlich flott. Wie ich es am liebsten mag. Anschliessend kam der Besitzer hervor und
führte uns zu unserem Häuschen direkt am Meer. Wir hatten unseren eigenen kleinen Strand und das Meer direkt vor der Nase. Es erklärte uns noch, dass es im Moment Schildkröten hier gäbe und
dass wir diese beim Schnorcheln nicht berühren sollten. Wir schauten uns strahlend an und bezogen dann unsere Unterkunft. Diese war schon etwas in die Jahre gekommen, aber es war für uns ganz
okay. Wir holten sogleich unsere Schnorchelausrüstung hervor und stürzten uns ins klare Wasser vor unserem Bungalow. Die Sonne neigte sich langsam dem Horizont entgegen und mit den letzten Sonnenstrahlen
schwammen wir hinaus. Wir sahen schon beim ersten grossen Steinhaufen eine Vielzahl an farbigen Fischen. Wir schwammen weiter und kamen zu einem Wald brauner Korallen. Darin versteckten sich überall
Fische. Wir sahen einige Schwärme vorbeischwimmen und schwammen noch weiter hinaus. Und als wir dann schon umkehren wollten, sah ich eine dunkle Gestalt vor mir schwimmen. Neugierig schwamm ich näher
und erkannte schon bald die Bewegungen einer Schildkröte. Sie sass da und frass etwas Seegrass am Boden. Wir schwebten an Ort und Stelle und beobachteten die Schildrköte. Sie liess sich von uns
nicht aus dem Konzept bringen und frass noch etwas. Schon bald darauf begann sie dann aber weiterzuschwimmen und wir folgten ihr noch ein Stück, bis sie uns dann abgehängt hatte. Unglaublich, wir
waren schon wieder mit einer Schildkröte schnorcheln. Wir schwammen ans Ufer, hoben unsere Köpfe aus dem Wasser und sahen noch gerade die letzten Sonnenstrahlen bevor die Sonne im Meer verschwand.
Wir duschten kurz, zogen uns um und liefen dann zur Hotelbar. Das Hotel war gross, hatte ungefähr Platz für 200 Personen. Es gab Billiardtische, einen Pool und viele Tische. Doch im ganzen Hotel befanden
sich nur 4 andere Gäste. So setzten wir uns zuvorderst hin und begutachteten die Getränkekarte. Die Cocktails kosteten nur 5 Franken. Wie lange wollte ich schon wieder günstige Cocktails trinken. So
bestellten wir uns einen und Leo der Barkeeper bereitete diesen zu. Er war so lecker und ich war gerade so glücklich. Wir sassen da auf der Veranda direkt am Meer und genossen unseren Cocktail. Als ich
dann die nächsten Cocktails bestellte, drückte ich Leo noch ein 50 Talas Nötchen als Trinkgeld in die Hand. Er freute sich sehr und bedankte sich mehrmals. Wir assen dann auch noch im Restaurant. Als wir uns dann
auf den Weg zu unserem Zimmer machen wollten, kam Leo nochmals zu uns und fragte uns, ob er uns am nächsten Tag die Insel zeigen dürfe? Er habe frei. Wir schauten uns kurz an und nahmen dann das Angbot von
Leo an.
Am nächsten Morgen schliefen wir aus und gingen dann wieder ins Restaurant frühstücken. Leo war nicht da, denn er hatte heute ja seinen freien Tag. Etwas später holte er uns dann im Hotel ab und fuhr mit
uns los. Das Ziel war es, einmal um die Insel zu fahren. Unterwegs stoppte Leo immer wieder und zeigte uns die Sehenswürdigkeiten seiner Insel. Zuerst hielten wir bei einer kleinen Höhle, in der kleine Vögel
lebten. Dann hielten wir bei einem Loch im Felsen, welcher wie ein Fussabdruck aussah. Dieser war Teil einer alten Saga des Landes und stolz zeigte er uns diesen. Etwas später hielten wir dann noch bei einem
Dorf, in welchem man eine Baumwipfeltour machen konnte. Doch die Treppe sah schon etwas in die Jahre gekommen aus und wurde wohl seit Beginn Coronas auch nicht mehr verwendet. Zu Lenas Erleichterung fand
dann auch Leo, dass es zu gefährlich war da hoch zu kraxeln und so fuhren wir weiter. Wir besuchten noch einen Strand und dann die berühmten Blowholes. Diese waren eigentlich einfach Löcher in einem Felsen.
Das Spezielle daran war, dass die Löcher mit dem Meer darunter verbunden waren. Und wenn eine Welle kam, spritzte das Wasser rund 10 Meter in die Höhe. Leo hatte uns auf dem Weg dahin noch geraten, einige
Kokosnüsse mitzunehmen. Als wir dann bei den Blowholes angelangt waren, zeigte er uns, dass sie als Kinder immer Kokosnüsse in die Löcher geworfen hatten, und dann zugeschaut hatten, wie diese herausgespickt
wurden. So standen wir drei da ganz alleine auf diesem Felsen und warfen Kokosnüsse in ein Loch, nur um dann zu schauen, wie diese herauskatapultiert wurden. Immer wenn es wieder soweit war, hatte ich Angst,
dass eine dieser Kokosnüsse auf meinem Kopf landen würde. Aber das geschah zum Glück nicht. Die Sonne neigte sich langsam wieder dem Horizont zu und Lena und ich wurden langsam müde. Leo fuhr uns dann noch
zwei Stunden lang zurück zum Hotel. Wir bedankten uns bei ihm, gaben ihm noch etwas Geld und spendierten ihm noch ein Feierabendbier. Unterwegs hatten wir uns noch einige Cornflakes und frische Milch gekauft,
welche wir dann etwas später in unserem Hotelzimmer zu Abend assen.
Am nächsten Morgen war auch bereits der Tag unserer Abreise. So standen wir um 07:00 Uhr auf, holten unsere Schnorchelsachen hervor und gingen mit den ersten Sonnenstrahlen schnorcheln. Was für ein Start in den Tag.
Das Wasser war ganz ruhig, da die Wellen etwa 100 Meter weiter draussen auf dem Riff brachen. Dazu war das Wasser glasklar, so dass man absolut alles sah. Wir sahen wieder unzählige
Fische. Nur die Schildkröte sahen wir nicht. Diese liess sich leider nicht nicht mehr blicken. Nichtsdestotrotz war dies ein schöner Start in den neuen Tag. Wir gingen wieder im Hotel frühstücken. Und sahen auch Leo wieder.
Wir hatten noch einen kleinen Brief geschrieben, um ihm für den gestrigen Tag zu danken. Er freute sich sehr darüber. Er fragte uns dann auch noch, ob er uns etwas später an den Hafen fahren soll. Wir nahmen das
Angebot wieder sehr gerne an. Wir packten unsere Sachen zusammen, bezalten an der Reception unsere Rechnung und liessen uns von Leo aufladen. Zusammen fuhren wir wieder ungefähr eine Stunde bis zum Hafen. Unterwegs
erzählte er uns noch, dass er in einer Woche los müsste. Er gehe wieder nach Neuseeland, um Früchte zu pflücken. Er werde seine Familie sehr vermissen und dass für ihn Weihnachten immer am Schlimmsten sei. Denn in
Neuseeland liegt Weihnachten mitten im Sommer, und das ist die Erntezeit vieler Früchte. Als wir dann am Fährhafen ankamen, verabschiedeten wir uns von Leo und drückten ihm nochmals ein paar Geldscheine in die
Hand. Wir hatten hier einen netten und liebenswerten Freund gefunden. Den wir sehr wahrscheinlich nie mehr sehen werden. Wir wünschten ihm alles Gute und machten uns auf den Weg zur Fähre.
Am Fährenterminal herrschte ein reges Treiben. Denn es war Samstag. Und am Sonntag war ein spezieller Feiertag in Samoa. So kamen wir also an und drängten uns durch die Leute. Wieder fragten wir uns, wo denn
wohl das Ticket Office sei. Da zog aber ein kleines Mädchen an den Hosen von mir. Ich schaute runter und sie zeigte nur aufgeregt in eine Richtung und sagte 'Tickets'. Wir lächelten sie an, bedankten uns
und machten uns auf den Weg zu dem Fenster mit Gitterstäben. Unterwegs sah uns das Mädchen aber immer wieder etwas gestresst an. Es hatte wohl einen Grund. So liefen wir so schnell es ging zum Ticket
Office, kauften zwei Tickets und liessen uns vom Mädchen den Weg zur Fähre zeigen. Wir stiegen ein und direkt hinter räumten sie die Brücke auf die Fähre weg. Wir hatten es in allerletzen Sekunde geschafft!
Wir schauten etwas ungläubig zurück, lächelten das Mädchen an und machten uns auf den Weg nach oben.

Adrian Kölliker
16.10.2022

Reise in die Vergangenheit mit uns und erfahre, von wo wir kamen.

Hier gelangst du zur Übersicht mit allen Tagebucheinträgen von Samoa.

Wo wir als nächstes waren? Erfahre es hier.