
Peru
Machu Picchu
So sassen wir also in diesem "Taxi". Wir waren insgesamt 7 Leute, die die Fahrt nach Ollantaytambo auf sich nahmen. Draussen war es bereits dunkel geworden. Der Taxifahrer lenkte das Fahrzeug über die
beleuchteten Strassen Cuscos. Strassenregeln gab es hier keine. Die Autofahrer fuhren so, wie es Ihnen gerade passte. So standen wir etliche Male beim links abbiegen,
mit drei weiteren Autos auf der Gegenfahrbahn, um wieder in eine einspurige Strasse einbiegen zu können. Die Fahrer fuhren so nahe auf, dass ich den Lack schon kratzen hörte.
Obwohl die meisten Fahrzeuge hier an der Stossstange wohl keinen Lack mehr haben. Wild hupte es von überall her. Zwischen den stehenden Autos streunten Strassenhunde vorbei und durchwühlten
die Müllberge, die sich auf der Strasse tümmelten. Nach ungefähr 20 Minuten und etlichen Hupkonzerten später liessen wir die Lichter der Stadt Cusco hinter uns. Die Strasse verschlechterte
sich und so fuhren wir über holprigen Ashphalt. Einmal hielt der Taxifahrer an einer Tankstelle an, um den Luftdruck in den Pneus zu kontrollieren. Als der Taxifahrer dann weiterfuhr, schaute
ich kurz aufs Amaturenbrett, um zu sehen, wieviel Benzin denn noch vorhanden war. So weit kam es aber nicht, mein Blick blieb bei der Geschwindigkeitsanzeige hängen. Denn diese bewegte sich keinen
Millimeter. Wir fuhren ungefähr 60 aber die Anzeige steckte bei der 0 fest. Wohl nicht so wichtig hier, dachte ich mir und schaute den Rest der Fahrt aus dem Fenster und liess die Landschaft an
mir vorbeiziehen.
Als wir dann in Ollantaytambo ankamen, liess uns der Fahrer auf einem Platz aussteigen. Lou drückte dem Fahrer einige zerknüllte Banknoten in die Hand und schon war das Ganze erledigt. So standen wir da
und überlegten uns, was wir machen wollten. Mein Blick schweifte über Lenas Gesicht und ich sah, wie sie kreideweiss angelaufen war. Bereits während der Fahrt erzählte sie mir, dass es ihr nicht
so gut ging. So entschieden wir uns, direkt hier am Platz noch etwas Kleines zu Abend zu essen, noch Wasser zu kaufen und dann ins Hotel zu gehen. Es war inzwischen 21:00 Uhr und die Temperaturen
waren wieder knapp über dem Gefrierpunkt. Aber egal wo wir auch hinschauten, überall gab es Häuser mit offenen Fenstern und offenen Türen. Es gab kein einziges Restaurant, das geschlossene Türen
hatte. So sassen wir in das erstbeste Restaurant. Wir waren die einzigen Gäste in einem kleinen Raum, welcher nur drei Tische hatte. Über uns lief ein Fernseher und von der Türe zog ein kalter
Windstoss durch das ganze Restaurant. Wir setzten uns. Die Jacke konnten wir nicht ausziehen. Aber das ist hier auch nicht üblich. Alle Leute hatten noch ihre Jacken an. Wir bestellten, assen
und liefen anschliessend ins Hotel. Wir verabschiedeten uns voneinander und machten morgen früh um 04:00 Uhr ab.
Am nächsten Tag standen wir pünktlich auf und trafen uns vor dem Hotel. Dort wartete bereits ein blaues Tuktuk auf uns. Die Leute hier nennen sie Tukituki. Wir mussten schmunzeln, als wir das zum
ersten Mal hörten. Müde stiegen wir bei eiskalten Temperaturen in das Tuktuk und fuhren ungefähr 15 Minuten bis zum Bahnhof. Da angekommen, warteten bereits unzählige Leute darauf, dass sich die Türen des
Bahnhofs öffneten. Überall rundherum waren Stände geöffnet, die warme Kleider, warme Getränke, Chips, Süssigkeiten und sonstige Sachen verkauften. Alle Händler boten ihre Waren natürlich in
aller Lautstärke an. Morgens um 04:30 Uhr. Wie die Anwohner bei diesem Lärm schlafen können, ist mir wahrlich ein Rätsel. In der Schweiz wäre die Polizei wohl schon lange mit einem Grossaufgebot vor Ort, um
dem lautstarken Treiben ein reges Ende zu setzen. Punkt 5 Uhr öffnete dann die Pforte des Bahnhofs. Wir mussten unser Ticket und unseren Pass zeigen, damit wir in den Bahnhof gelangen konnten. Da
angekommen warteten wir noch einige Minuten, bis wir dann in eine alte Diesellokomotive einsteigen durften. Der Waggon hatte auch so richtig alte Sitze aus Leder mit viel Platz und einem kleinen Tisch.
Die Züge früher waren wirklich viel luxuriöser als heutzutage. Der Waggon fühlte sich nach und nach mit Menschen, die dick eingepackt waren. Denn es war auch hier im Waggon a***kalt. Und natürlich
waren auch hier wieder die Fenster offen. So fuhren wir alle etwas frierend los. Im Zug herrsche Stillschweigen, die Passagiere schauten aus den Fenstern oder schliefen. Ich war nicht mehr müde und
so schaute ich aus dem Fenster. Es war alles noch dunkel. Links und rechts ragten Berge steil in den Himmel. Der Mond schien und beleuchtete die Berge in einem hellen Schein. Langsam sahen wir
in der Ferne die Sonne aufgehen, während wir mit Tempo 30 durch die kahle Landschaft des peruanischen Hochlands fuhren. Es wurde immer wie heller und auch die Landschaft veränderte sich zunehmend.
Neben den Gleisen war inzwischen ein breiter Fluss aufgetaucht. Die kahle Landschaft verwandelte sich immer wie mehr in einen dichten, grünen Dschungel. Auch die Temperatur im Waggon normalisierte sich
langsam.
Nach gut 1,5 Stunden Bahnfahrt kamen wir im kleinen Ort Ollantaytambo an. Wir stiegen aus und ich schaute in den Himmel. Klarblau. Ich getraute mich noch nicht, mich zu freuen. Von zu vielen Reisenden habe
ich gehört, dass sie beim Machu Pichhu überhaupt nichts sahen, da er in dicken Nebel gehüllt war. Hatten wir jetzt wirklich Glück mit dem Wetter? Sofort hörte ich auf, daran zu denken. Ich
wollte ja nichts verteufeln. Wir liefen einige Schritte mit dem riesigen Menschenstrom über die Gleise bis zum Perron. Dort wartete ein kleiner, freundlicher Peruaner auf uns und grinste uns an.
Lou und Lena sprachen mit ihm und schon bald zogen wir los bis zur Bushaltestelle. Nachdem dann 4 verschiedene Personen unsere Tickets 2x gestempelt und 2x eingelesen hatten, konnten wir auch endlich
in den Bus einsteigen. Wir fuhren los auf den vor uns hervorragenden Berg. Die Landschaft war inwzwischen erwacht. Überall hörten wir Vögel zwitschern. Der Dschungel erleuchtete in goldigem grün
von der gerade aufgehenden Sonne. Nach ungefähr 15 Minuten im Bus kamen wir über eine Serpentinenstrasse oben an. Wir stiegen aus und der Himmel war immer noch strahlend blau. Ich jubelte innerlich.
Unser Guide führte uns dann ins Innere der archäologischen Stätte und wir wanderten ungefähr 15 Minuten zum höchsten Punkt der Stätte. Zwischendruch konnten wir durch das dicke Dickicht immer wieder
einen Blick auf die alte Inka Stadt erhaschen. Und plötzlich waren wir zuoberst angekommen. Unter uns erstreckten sich unzählige Terassen den Hügel herunter. Unser Guide erzählte uns, dass hier früher
das agrikulturelle Zentrum der alten Stadt war. Hier wurden alle Lebensmittel angebaut, die die Leute in der Stadt brauchten. Hinter uns lag etwas tiefer die alte Stadt. Goldig strahlend von der Sonne.
Der Anblick der alten Ruinen, der grünen Berge rundherum, den steilen Felshängen und des blauen Himmels waren atemberaubend. Um uns herum waren überall Lamas am schlafen oder fressen. Voller Aufregung
erzählte uns unser Guide die Geschichte der Stadt und die der alten Inkas. Er führte uns herum, zeigte uns die schönsten Plätze und half uns zwischendurch auch als Fotograf aus. Zwei Stunden und unzählige
Fragen von mir später verabschiedete sich der Guide von uns und wir erkundeten noch etwas auf eigene Faust das Gelände. Wir fanden sogar einen immer noch intakten Kanal, in welchem Wassser durch die
gesamte Ruine lief. Obwohl ich nicht genug sehen konnte, kamen wir langsam wieder zum Ausgang der Ruine. Aufgrund der Corona Massnahmen durfte man nicht mehr zurück in die Stadt. So schauten wir noch
ein letztes Mal zurück und verliessen dann den Machu Pichhu.
Draussen angekommen entschieden wir uns, wieder ins kleine Dorf am Bergfuss zu laufen. Über unzählige Treppen liefen wir herunter bis ins kleine Dorf. Lou hatte etwas Angst. Denn Wandern ist in
Peru nicht gerade ein Volkssport. Sie war erst eimal so lange (7 Kilometer) gewandert. Nach knapp 90 Minuten hatten wir die Wanderung aber hinter uns gebracht und konnten im kleinen Dorf in einem
kleinen Restaurant einkehren. Wir bekamen einen Platz direkt am Fluss. Wir genossen einige einheimische Biere und assen etwas Kleines zu Mittag. Im Hintergrund spielten einige Musiker lokale
Lieder und spielten Instrumente. Müde, aber glücklich genossen wir die Musik und besprachen die Erlebnisse des heutigen Tages.
Ungefähr 2 Stunden und einge Biere und Pisco Sour später machten wir uns wieder auf den Weg zum Bahnhof. Zum Glück hatte uns unser Guide noch gesagt, dass sich der Bahnhof im Inneren eines Markts, oder wohl passender
Souvernirshop befindet. Sonst hätten wir den wohl nie gefunden. Wir liefen in den Bahnhof. Aufgeregte Touristen hühnerten im ganzen Bahnhof herum. Auch hier mussten wir wieder unseren Pass zeigen und konnten
erst nach etlichen Kontrollstellen zum Zug vordringen. Einfach geht anders. Aber ja, es hat funktioniert. Wir fanden unseren Platz im Zug und schon bald fuhr der Zug auch los. In unserem Waggon gab
es noch eine Modeschau mit lokaler Alpaka Mode. Ich war aber so unglaublich müde, dass ich noch knapp den ersten Lauf mitbekam und dann einschlief. Ich wachte erst wieder auf, als wir in Ollantaytambo ankamen.
Dort stiegen die meisten Leute auch wieder aus. Wir hatten aber die Fahrt bis zurück nach Cusco gebucht. So fuhr der Zug mit uns und einigen wenigen anderen Passagieren wieder weiter. Die Fahrt wurde
aber allmählich immer wie mehr zur Geduldsprobe. Der Zug scheckelte mit seinen 30 km/h durch die endlose Landschaft Perus. Immer wieder hielten wir aus unerklärlichen Gründen an. Ungefähr 2 Stunden
später kamen wir dann endlich am Endbahnhof an. Aber dieser war nicht wie erhofft Cusco sondern ein Dorf davor.
Wir stiegen aus und machten uns auf die Suche nach einem Taxi. Leider waren wir die letzen, die aus dem Zug ausgesteigen sind und so waren tatächlich auch alle Taxis schon weg. Müde und hungrig wurde
ich etwas grummelig. Lou lies sich aber nicht beirren. Wir liefen ihr nach zur Strasse. Sie winkte jedem Auto, das vorbei fuhr und so hatten wir 3 Autos später auch tatsächlich eine Mitfahrgelegenheit
in einem Collevtivo gefunden. Wie Lena und ich auch nur auf die Idee kommen sollten, jedes Auto anzuwinken war mir mehr als fraglich. Aber so funkionierte das Transportsystem hier nun mal. Als wir ins
Collectivo liefen sah ich noch einige verzweifelte Backpacker hinter uns den Fahrplan einer Busstation studieren. Ob sie es an diesem Abend noch nach Cusco geschafft haben, werden wir wohl nie erfahren.
Im Bus begrüsste uns ein ungefähr 6-jähriger Junge. Es war der Sohn des Fahrers, welcher die Rolle des Kondukteurs inne hatte. Er schloss jeweils die Tür, kassierte das Fahrgeld ein und teilte seinem
Vater mit, wer wo aussteigen wollte. So fuhren wir wieder in die Stadt hinein, wie wir am Tag zuvor aus der Stadt hinaus gefahren sind. Mit streunenden Hunden, hupenden Autofahrern und Taxifahrern, die
auf allen Spuren und Gehwegen umherfuhren. Nach ungefähr 30 Minuten Fahrt kamen wir dann auch in Cusco an. Lou drückte dem Jungen einige Banknoten in die Hand und so war diese Fahrt auch Geschichte.
Wir besuchten noch eine Chifa, wie chinesische Restaurants hier genannt werden, und assen noch etwas zu Abend. Nach anfänglichen Schwierigkeiten aus der spanisch/chinesischen Speisekarte schlau zu werden,
bekamen wir dan auch etwas zu essen. Anschliessend kehrten wir zurück ins Hotel, verabschiedeten uns und schliefen ziemlich schnell ein.

Adrian Kölliker
15.06.2022

Reise in die Vergangenheit mit uns und erfahre, von wo wir kamen.

Hier gelangst du zur Übersicht mit allen Tagebucheinträgen von Peru.

Wo wir als nächstes waren? Erfahre es hier.