
Panama
Das Paradies
Mit wenig Schlaf hinter uns wachten wir um 4 Uhr in der früh auf. Wir schauten gespannt aufs Handy. Tatsächlich, die Transportfirma hatte sich gemeldet. Sie seien um 5:15 Uhr bei uns. Also packten wir die letzten Sachen und verabschiedeten uns von unserer kleinen Wohnung. Kurze Zeit später warteten wir auf unser Auto und unseren Fahrer. Jonathan soll er heissen und das Auto sei weiss. So viele Autos waren um diese Zeit zum Glück nicht auf der Strasse. So kam dann kurze Zeit später auch tatsächlich ein weisses Auto angefahren - ein Toyota Pickup. Ich wunderte mich noch, wieso er so ein hohes und starkes Auto hatte. Das sollte ich später aber noch erfahren. Adi und ich krochen in die hinterste Reihe und sassen nun dort wie Sardinen auf der Stange. Bewegen konnten wir unsere Beine nicht mehr. Und schon bald waren wir dann zu sechst im Auto und fuhren los. Zwei Stunden lang über die Autobahn und eine Hauptstrasse bis wir dann links abbogen. Und dann ging das Abenteuer los. Die Strasse war zwar immer noch zweispurig - doch sehr kurvig und vor allem mit vielen tiefen Schlaglöchern. So fuhren wir dann also teils mit zwei Reifen neben der Strasse auf dem Schotter und den anderen zwei Reifen gefühlt einen halben Meter höher auf der Strasse. Und dies nicht gerade langsam. Ich glaube, so fühlen sich Ralley Fahrer. Vielleicht aber noch etwas sicherer mit dem Helm... Aber wir wussten zum Glück schon vorher von unserem Glück und haben uns auf die abenteuerliche Fahrt eingestellt. Nach einer Stunde kamen wir dann zu einer Barriere. Dort mussten wir dann 20 $ Eintritt zahlen. Denn wir betraten nun das Guna Yala Gebiet. Dieses Gebiet wird vom Kuna Volk bewohnt und ist autonom. Weiter zahlten wir auch noch je 2 $ für die Benützung des Hafens und 65 $ an unseren Fahrer für den Transport. In diesem Moment zweifelten wir zum dritten Mal, ob es das Abenteuer wirklich Wert sein wird. Es ging dann noch 40 Minuten weiter über eine asphaltierte, kurvige und löchrige Strasse bevor wir dann endlich einen kleinen Hafen erreichten. Dort erwarete uns ein WC-Häuschen - mit 0.50 $ Gebühr... Und einige Boote und viele Touristen. Wir warteten da alle gespannt bis unser Fahrer uns endlich mit dem nächsten Fahrer bekannt machte. Dieser brachte uns dann auf ein Boot. Und zu unserem Glück durften wir wieder in einer Dreierreihe sitzen - zu viert. Mit den angenehmen Temperaturen von rund 30°C und den Plastikblachen über uns, war es also eine richtig angenehme Fahrt. Die Plastikblachen brauchten wir, um uns vor Wasserspritzer zu schützen. So fuhren wir dann also auf dem Wasser. Ohne jegliches Wissen, wie lange diese Fahrt wohl dauern würde. Wir schliefen immer wieder ein und wachten durch das Rüttel des Bootes wieder auf. Doch es ging allen auf dem Boot gleich und wieso sollten wir mehr Komfort bekommen als die Einheimischen. So fuhren wir also dahin und genossen die Fahrt trotzdem. Denn wir zogen vorbei an Inseln, die auch aus einem Film hätten stammen können. Und immer wieder überholten wir auch kleinere Boote. Es waren Kuna Boote. Segelboote in einer Kleinausführung mit Platz für einen Mann. Nach rund 1.5 Stunden luden wir dann die ersten Personen aus dem Schiff aus. Nicht etwa auf einem Steg, nein. Das Transportschiff fuhr direkt neben die Segelboote und dann hiess es klettern. Der Aufenthalt im Paradies soll ja verdient sein. Nach drei Mal Ausladen hiess es dann auch für uns Aussteigen. Wir hatten den Katamaran 'Kaya' erreicht. Wir packten also unsere Sachen zusammen, entledigten uns der Schwimmweste und stiegen auf den Katamaran. Sogleich wurden wir dann von unserer Captain-Frau 'Ahielen' begrüsst. Mit dabei war auch 'Sonja'. Wie sich herausstellen sollte, hatten wir mit den beiden den Jackpot geknackt. Wir liessen uns das Boot zeigen und erfuhren, dass Ahielen eine der einzigen weiblichen Captains war auf den San Blas Inseln. Und die Frau aus Argentinien vor allem Spanisch spricht. Sonia hingegen kommt aus Frankreich und besitzt auch ein eigenes Boot in San Blas. Sie beide wollten aber etwas Auszeit von ihren Freunden und kümmerten sich deshalb die nächsten Tage gemeinsam um uns. Wir hätten uns keine bessere Besatzung vorstellen können. Unsere Kabine war erstaunlich gross und wir hatten sogar ein privates WC. Und - was wir nicht wussten - wir waren für die nächsten zwei Tage die einzigen Gäste auf dem Katamaran. So zogen wir also unsere Badesachen an, verstauten die Schuhe auf unbestimmte Zeit und hüpften sogleich ins Wasser. Es war so glasklar und blau, dass sogar Adi ohne Zögern hineinsprang. Und da waren wir also. Umgeben von kleinen Inseln mit nur wenigen Palmen und ohne Menschen drauf. Vor uns 'unser' Katamaran und unter uns winzige Fische. Wir waren im Paradies. Obwohl wir alles aufsaugten, werden wir aber wohl noch etwas brauchen, um das alles zu realisieren. Wir stiegen aus dem Wasser aus, spülten das Salzwasser ab und wurden direkt gefragt, was wir denn trinken wollen. 'Cerveca, Coca Cola o Agua'. Wir entschieden uns für ein Coca Cola und versuchten zu begreifen, wo wir waren. Und waren gespannt, was wir denn nun machen würden die nächsten Tage. Zuerst gab es das Mittagessen. Linsen-Kartoffelsalat, zubereitet von Sonia, und unglaublich lecker. So gut hatten wir schon lange nicht mehr gegessen. Nach dem Essen fuhren wir dann das erste Mal los mit dem Katamaran. Es ging zur Isla Flores - zur Blumeninsel. Wir fuhren also mit dem Katamaran rund 1h und genossen die Fahrt auf dem Netz vorne. Adi immer gespannt, wo wir gerade hinfahren. Lena teils schlafend. Wir kamen bei der Blumeninsel an und sie war wie im Traum. Umgeben von strahlend blauem Wasser. Und ohne Menschenseele. Wir legten an, cremten uns an diesem Tag schon zum dritten Mal ein und führten das erste Mal das SUP aus. Ich auf dem SUP am Paddel und Adi mit dem Schnorchel am Schwimmen - so kamen wir auf der Insel an. Und staunten ob all den toten Korallen auf dem Strand. Er war voll damit. Wir erkundeten die Insel und liefen rund um die Insel. Zwei Minuten später erkundeten wir noch das Wasser und danach fragten wir uns schon, was wir noch machen wollten. Wir genossen die Zeit im Wasser und versuchten, diesen Moment aufzusaugen. Danach ging es für uns zurück. Adi am Paddeln und ich am Schwimmen. Wir kamen an Bord und wurden soeben gefragt, ob wir einen Cocktail wollten. Wir bejahten und bekamen kurz danach Rum mit Maracuja (Passionsfrucht). Ein weiteres spanisches Wort, das wir schon kannten. :) Wir genossen den Cocktail zusammen mit Chips und Guacamole vorne auf der Yacht. Viel besser kann es einem wirklich nicht ergehen. Wir gingen danach noch duschen - zum Glück ohne ins Wasser zu fallen. Denn zum Duschen steht man einfach auf die unterste Stufe beim Katamaran und duscht sich mit Süsswasser ab. Leider mit normalem Shampoo, wieso begriffen wir nicht. Warm und etwas müde von der Sonne und dem Wasser setzten wir uns an den Tisch und freuten uns aufs Abendessen. Es gab Poulet mit Gemüse und Reis. Es war aber richtig gut und zum Dessert gab es noch richtig süsse Ananas. Wir unterhielten uns - teils in spanisch, teils in englisch und teils in französisch. Verstanden haben wir uns. Und was mich am meisten freute, war die Aussage von Ahielen, dass ich nicht aussähe wie eine Gringa. Und mein Spanisch bald soweit sei, dass ich mich als Lateinamerikanerin ausgeben könne. So weit bin ich sicher noch nicht. Aber es war unglaublich schön, zumindest einen einfachen Austausch in Spanisch zu schaffen. Wir legten uns danach auf das Netz vorne auf dem Katamaran. Eine Decke über uns und noch weiter über uns den unglaublich schönen Sternenhimmel. Nach einer Stunde Schlaf wurde es mir zu kalt und Adi kam dann etwas traurig mit ins Bett. Kurze Zeit später war aber auch er froh über den Ortswechsel, denn es fing an zu regnen. Und das Boot schaukelte auch recht stark. Ich war wirklich froh wurde mir nicht schlecht. Leider wurde es dann aber auch sehr heiss ohne offene Fenster und unser Schlaf war nicht so tief. Am nächsten Morgen wurden wir dann aber von schönem Wetter begrüsst und der Traum war noch nicht vorbei. Wir waren immer noch im Paradies. Wir assen das feine Morgenessen und genossen das Brot und die Konfitüre. Währenddessen legten immer wieder kleine Boote an. Das sind die Lebensmittelläden. Das sind Kunas, die allerlei Sachen verkaufen. Vom frisch gefangenen Fisch über Bier zu Bananen. Unsere Captain entschied sich für Oktopus. Wir zogen direkt nach dem Morgenessen den Anker hoch und fuhren wieder rund eine Stunde. Leider mit Motor, denn Wind hatte es keinen. Unsere nächste Destination hiess Islas Cocos. Dort angekommen befanden wir uns zwischen zwei wunderschönen kleinen Inseln. Hier sei es super zum Schnorcheln. So gingen wir also zu viert ins Wasser. Adi und ich bereits gefühlt drei Mal eingecremt und alle mit T-Shirt und Hose wegen der starken Sonne. Beim ersten Riff sahen wir nicht allzu viele Fische. Also fuhren wir mit dem kleinen Boot etwas raus und schnorchelten da noch einmal. Und wir sahen soooo viele Fische. Es war unglaublich, in allen Farben, Formen und Grössen. Nur der Riffhai kamen wir nicht zu Gesicht über. Für Adi zum Glück, ich hätte ihn schon noch gerne gesehen. Unsere Captain ging dann zwischenzeitlich zurück zum Boot, um das Mittagessen vorzubereiten. So waren wir also, irgendwo im Meer, mit unserem Schnorchel, fast allein gelassen. Zum Glück war aber Sonia noch dabei und sie zeigte uns die schönsten Teile des Korallenriffs. Wir staunten und staunten und schon war Ahielen wieder da. Wir durften uns hinten am kleinen Boot festhalten und noch etwas Schnorcheln ohne sich bewegen zu müssen. Wir kehrten dann glücklich wieder zum Katamaran zurück. Wir trockneten uns, cremten uns wieder ein und genossen die frischen Mangos zur Vorspeise. Nach etwas Sonnen ging es dann auch schon weiter mit dem Mittagessen. Es gab Oktopussalat und Kartoffelsalat. Ersteres fand Adi sehr lecker, zweiteres ich. Wir mussten zudem noch ein Problem klären. Denn wir erfuhren, dass ganze 7 Strommasten die Strasse von Panama zum Hafen blockieren würden. Es gäbe kein Durchkommen. Es gäbe nur eine Alternative für morgen. Ein 45-minütiger Flug zurück nach Panama. Mit zwei anderen Passagieren und einem Pilot. Ein weiteres Abenteuer also. Und als wir uns schon fast mit der Vorstellung angefreundet hatten, kam dann die Nachricht, dass das Problem behoben sei. Die Strasse sei wieder frei. Also trotzdem alles wie normal. Uns sollte es recht sein. Nach einigen Aufnahmen mit der Drohne fuhren weiter. Zur nächsten Insel. Wieder ähnlich. Ohne Menschenseele und wunderschön. Also wieder das gleiche Prozedere. Adi mit dem Schnorchel und ich mit dem Paddelboard. Während Adi Fische sah, versuchte ich, uns zu navigieren. Bald schon setzten wir wieder Fuss auf Land und erkundeten die Insel. Dieses Mal in einer Minute. Nach ein paar Fotos und dem Geniessen ging es wieder zurück. Dieses Mal durfte ich die Fische beobachten und Adi versuchte derweil, sein Paddel nicht zu zerstören. Wieder zurück auf dem Katamaran gönnten wir uns ein kühles Bier bevor wir wieder weiterfuhren. Es ging zurück an unseren Ausgangsort. Auch hier leider wieder ohne Segel. Da wir die erste Insel noch nicht erkundet hatten, machten wir uns noch auf zur letzten Insel. Wie immer - Adi mit dem Schnorchel, ich mit dem Paddelboard. Und so erkundeten wir unsere dritte Insel. Dieses Mal waren Kinder und sogar ein Hund auf der Insel. Sie genossen das Abendessen an Land. Wir paddelten und schwammen dann wieder zurück. Und genossen nach dem Duschen den feinen Mojito. Und bald danach gab es dann unser letztes Abendessen auf dem Katamaran. Für Adi gab es extra zubereitetes Ceviche mit frisch gefangenem Barracuda. Für mich gab es Gemüsegratin. Und so genossen wir bei einem Glas Wein unsere letzten Stunden auf dem Katamaran. Am nächsten Morgen ging es schon um 5 Uhr los. Denn wir mussten noch packen und das Boot käme bereits um 6 Uhr. So assen wir unser letztes Morgenessen und warteten auf das Boot. Es regnete stark und wir waren froh, hatten wir die letzten zwei Tage Glück mit dem Wetter. Das Boot wollte und wollte dann aber nicht kommen. Um 7 kam dann trotzdem ein Boot - voll mit Einheimischen. Wir zwei waren die einzigen Touristen und genossen die Fahrt zu dritt in einer Dreierreihe zurück zum Hafen. Und obwohl wir die letzten waren, die auf dem Boot abgeholt wurden, waren wir die ersten beim Hafen. Wir hatten also das Expresstaxi. Uns war es Recht. Und so ging das Warten los. Irgendwann kamen dann die Touristen von Panama an mit den Autos und wurden in Boote verladen. Danach wurden wir in die Autos verladen und so ging es wieder los. Zuhinterst im Auto ohne Platz für die Beine über die nimmer enden wollende kurvige und holprige Strasse. Irgendwann hatten wir es aber geschafft und wurden bis vor unser Hotel chauffiert. So stiegen wir braungebrannt und sehr müde aus. Und standen da - wie zwei Vertriebene aus dem Paradies in der Grossstadt.

Lena Gisiger
28.04.2022

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