Thailand

Das goldige Dreieck

13.12.2022 - 16.12.2022

Wir kamen gut in Chiang Rai an, schulterten unsere grossen Rucksäcke und bestellten uns ein Grab Taxi. Die TukTuks wollten mit ihren Preis nicht senken, so liessen wir sie links liegen und ernteten ihre bösen Blicke. Naja, wir überlebten es und sassen schon bald im klimatisierten Auto, welches uns zu unserem Hotel für die nächsten Tage chauffierte. Adi hatte es gebucht und ich liess mich überraschen. Wir fuhren vor und hatten sofort das Gefühl, in einem richtigen Luxushotel gelandet zu sein. Die Einfahrt zum Hotel hatte einen eigenen Kreisel, überall war es grün und es gab sogar ein kleines Café mit einer Art CoWorking Bereich. Wir waren sofort begeistert.

Wir bezogen unser kleines eigenes Bungalow und setzten uns danach für eine Stunde ins Café zum endlich unseren Blog aufzuarbeiten. All die Rückfragen werden so hoffentlich bald ein Ende haben... Nach getaner Arbeit hüpften wir noch ins grosse Pool. Es hatte sogar Düsen und war wirklich gross und schön. Da es aber auch relativ kalt war, blieben wir nicht allzu lange im Wasser und gönnten uns eine warme Dusche. Das Abendessen im Hotel war typisch thailändisch und sehr lecker. Als wir nach einer Runde meines Lieblingsbrettspiels ins Bett gingen, fing aber Adis Magen an zu rebellieren. Obwohl es nicht allzu schlimm war, konnte er die ganze Nacht nicht schlafen wegen seiner Bauchschmerzen. Mir ging es besser, doch auch ich konnte nicht wirklich viel schlafen. So war aus unserem Traumhotel schnell ein nicht mehr allzu angenehmer Aufenthalt geworden.

Nichtsdestotrotz standen wir am nächsten Tag voller Vorfreude auf. Denn wir hatten uns für heute einen Roller gemietet. Pünktlich mit etwas Verspätung kam dann auch jemand mit einem Roller vorbei, liess uns kurz einen Vertrag ausfüllen und fragte, ob wir schon jemals Roller gefahren seien. Nach einer kurzen Einführung in den Roller setzten wir uns auf das rote Gefährt und fuhren los. Zum Glück hatte der Roller auch eine Halterung für unser Natel. So wurde die ganze Fahrt etwas angenehmer und ich konnte Adi sicher durch den Verkehr der Stadt lenken. Mit dem Linksverkehr und den nicht wirklich vorhandenen Verkehrsregeln war das schon ein grosses Abenteuer. Irgendwann liessen wir die Stadt aber hinter uns und befanden uns auf einer fast leeren, zweispurigen Autobahn. So fuhren wir vorbei an vielen Reisfeldern, Zitronengrasplantagen und grünen Hügeln. Die Strasse war gut ausgebaut und so genossen wir diese Stunde mit dem Fahrtwind in unseren Haaren.

Gerade als meine Knie zu schmerzen begannen, konnten wir von der grossen Strasse abbiegen und 20 Minuten später waren wir auch schon an unserem Ziel angekommen. Wir befanden uns in Sop Ruak, einem kleinen Dörfchen im Norden Thailands. Besser bekannt ist das Dorf als 'Golden Triangle'. Was soviel heisst wie goldenes Dreieck. Denn genau hier treffen sich die drei Grenzen der Länder Thailand, Laos und Myanmar. Dazwischen liegt ein Fluss und ein etwas bekannterer Fluss - der Mekong. Wir liessen den Roller stehen und liefen am Mekong entlang. Wir entdeckten wie fast in jedem Dorf in Thailand einen goldenen Buddha, zwei riesige Elefanten und viele Lädeli und Street Food Wagen. Ich gönnte mir ein Roti mit Nutella und wir blickten auf die beiden anderen Länder. Alles sah genau gleich aus. Es war für uns also unvorstellbar, dass am anderen Ufer des Flusses ein anderes Land sein soll. Vor allem Myanmar. Alles sah so friedlich aus. Und nirgends gab es Grenzpolizist*innen oder ähnliches. Ob man aber wirklich so einfach 20 Meter über den Fluss schwimmen oder schippern könnte, werden wir wohl nie erfahren.

Wir setzten uns wieder auf unseren Roller und fuhren etwas weiter in den Norden. Dort bogen wir von der Hauptstrasse ab und wurden sogleich von zwei lächelnden Sicherheitsmännern begrüsst. Sie winkten uns freundlich durch und zeigten uns den Weg. Uns kam das ganze etwas ungewöhnlich vor, wir wollten doch nur ein Museum besuchen. Naja, wir folgten dem Weg und kamen vorbei an einem riesigen Teich und fühlten uns, als wären wir in einer riesigen Hotelanlage. Wir stellten unseren Roller zwischen einem anderen Roller und zwei weiteren Autos ab. Der ganze Rest des Parkplatzes war leer. Ob wir hier wohl richtig waren?

Wir erklommen die Treppenstufen und wurden in einer Säulenhalle von zwei freundlichen Frauen empfangen. Wir fragten sie, wo denn das Museum sei und sie meinten nur, hier. Wir kauften also zwei Tickets und die Frau begleitete uns weiter. Sie führte uns einmal die Treppe hoch in einen Raum und dann in einen dunklen Tunnel. Nirgends war etwas angeschrieben und wir fragten uns, wo wir denn hier gelandet sind. Wir fragten noch, ob es das Museum denn viele Besucher*innen hätte und sie verneinte. Seit Covid sei hier nicht mehr viel los. Nachdem sie die Musik und das Licht angestellt hatte, verliess sie uns und wir liefen den langen, nur schwach beleuchteten Tunnel entlang. Wir konnten uns immer noch nicht recht erklären, wo wir gelandet waren. Alles war viel zu gross für Thailand. Irgendwann sahen wir es dann aber. Die unverputzte Tunnelwand wurde plötzlich unförmig und da erkannten wir sie. Eine nicht enden wollende Zahl an Menschen. Menschen, die schrien, die ihre Hände nach uns ausstreckten, die in grossen Qualen waren und nicht mehr sie selbst zu sein schienen. Wir waren wohl also trotzdem richtig. Wir waren im Opium Muesum.

Nach dem Tunnel betraten wir eine grosse, helle Halle und dort erwarteten uns zwei weitere Museumsmitarbeiterinnen. Sie liessen uns die Plakate lesen und zeigten uns ein paar frische Mohnpflanzen. So erfuhren wir, wie Opium angebaut, geerntet und gezüchtet werden kann. Etwas schlauer betraten wir so ein kleines Kino und extra für uns startete die Mitarbeiterin den Film. Der Film war schon etwas in die Jahre gekommen, zeigte aber eindrücklich auf, wie das Museum entstanden ist. So bemühte sich das Königshaus in der Vergangeneheit darum, den Opiumhandel und die Opiumsucht in Thailand zu bekämpfen. Dazu wurden Landwirtschaftsprojekte gestartet um andere Pflanzen anzubauen und die Bevölkerung Thailands über den Konsum aufzuklären. Die Mutter eines Königs von Thailand hatte schliesslich die Initiative ergriffen und dieses riesige Musem im goldenen Dreieck erstellt. Denn genau hier war der Handel in vollem Gange und die Anbaufläche am grössten.

Nach dem Film ging es für uns weiter in einen interaktiven Raum. Dort erfuhren wir, dass der älteste Samen einer Mohnpflanze im Seeland in der Schweiz gefunden worden sei. Die weiteren Sorten, die Opium produzieren wurden dann alle aus dieser Pflanze gezüchtet. Weiter wurde auch von unzähligen Menschen erzählt, die opiumsüchtig waren und wie die Droge ihren Weg in die ganze Welt machte. So war der nächste Raum gestaltet wie ein Handelshaus an einem grossen Hafen und wir konnten sogar ein grosses Handelsschiff betreten. Uns wurde die Geschichte aufgezeigt, wie der Handel mit Opium seinen Anfang nahm. Und wir waren überrascht! Scheinbar lässt sich der Handel vor allem auf die Vorliebe des englischen Königshaus für Tee zurückführen. So wollten die Engländer in der Vergangenheit immer mehr Tee und andere Waren aus Indien importieren. So wurde dieser Handelsweg immer stärker frequentiert und Silber floss von England zurück nach Indien und in andere asiatische Länder. Irgendwann fand auch Opium seinen Weg auf diese Handelsschiffe und stellte für viele Leute einen zusätzlichen, lukrativen Handelszweig dar. Durch die anschliessenden, von europäischen Ländern auferzwungenen Handelsöffnungen der südostasiatischen Ländern wurde auch die Opiumsucht in den asiatischen Ländern angekurbelt. So war in der schlimmsten Zeit eine in 30 chinesischen Personen süchtig. Dies wiederum führte dazu, dass China als Grossmacht immer schwächer wurde und schliesslich auch unter anderem Shanghai und Hong Kong abgeben musste. China bröckelte immer mehr und so gelang es irgendwann auch Japan, China so einfach einzunehmen im zweiten Weltkrieg.

Auf der anderen Seite der Welt hatte England beschlossen, alle Zollabgaben für Tee über die East India Company laufen zu lassen. So floss also beim Teekonsum auf der ganzen Welt immer ein Teil des Geldes zurück nach Grossbritannien. Dies wiederum führte irgendwann im jetzt amerikanischen Boston dazu, dass sich die Personen dagegen wehrten. So entstand die Boston Tea Party und der Aufstand gegen die britische Vorherrschaft in Nordamerika begann.

Ich könnte noch weiter ausholen. Wenn es euch interessiert, so lest gerne nach oder fragt uns. Um den Artikel einigermassen kurz zu halten, beende ich hier aber meine Ausführungen zum Museum. Wie ihr aber merkt, wir fanden es sehr interessant und sehr eindrücklich. Vor allem auch, da die Welt auch heute noch vor denselben Problemen steht wie damals. Wie sagt man so schön: 'Geschichte wiederholt sich immer wieder.'

Nach dem Museum fuhren wir mit dem Roller wieder zurück nach Chiang Rai. Leider kamen wir aber in den Feierabendverkehr und ärgerten uns so etwas bis wir endlich bei unserem nächsten Ziel ankamen, dem weissen Tempel in Chiang Rai. Dieser war sehr berühmt und soll einer der schönsten in ganz Thailand sein. Wir waren kurz vor Schliessung dort und konnten so vom besten Licht wie auch von wenigen Besucher*innen profitieren. Und wie immer war der Tempel von aussen zwar wunderschön und eindrücklich. Aber länger als eine halbe Stunde fasziniert uns das beide nicht. So verliessen wir den Tempel recht schnell wieder und genossen in der Stadt noch kurz einen Burger bevor wir den Roller im Hotel wieder zurückgaben und unseren Aufenthalt noch um eine Nacht verlängerten.

So konnten wir am nächsten Morgen ausschlafen. Und da es Adi immer noch nicht ganz gut ging, genossen wir diesen freien Tag. Nach dem Frühstück setzten wir uns in das Café und beschäftigten uns den ganzen Tag mit Ludonix. So blieb uns nur noch das Abendessen und danach hiess es schon fast Abschied nehmen. Wir packten unsere Koffer und checkten am nächsten Morgen wieder aus.

Wir fuhren mit einem Taxi zum bereits bekannten Busbahnhof und erkundeten uns, wann der nächste Bus nach Chiang Khong fahren würde. Das war unser Ziel, um die thailändische Grenze nach Laos überqueren zu können. Der nette Mann an der Information teilte uns mit, welchen Bus wir nehmen sollten und dass wir direkt im Bus zahlen könnten. So liefen wir zum Bus und waren etwas zurückerinnert an Belize. Alte Busse mit offenen Fenstern. Wir gaben unsere grossen Rucksäcke ab und sahen zu, wie diese hinten auf alle anderen Koffer, Säcke und sonstige Pakete gehievt wurden, die wohl irgendwo auf der Strecke wieder ausgeladen werden würden. Wir nahmen Platz und liessen uns von der Frau sagen, dass der Bus in einer Stune abfahren werden. So sassen wir also da und warteten. Nicht gerade bequem, denn sogar meine Beine hatten nicht Platz zwischen den Sitzen, von wegen denn Adis...

Wir fuhren aber pünktlich ab und schon kam die mitfahrende Frau vorbei und fragte, wer denn heute alles nach Laos wolle. Also sie fragte nur 'Lao today?'. Wir und zwei andere Touristenpärchen bejahten und so bekamn wir bald ein Blatt vor das Gesicht gehalten, auf dem stand, dass wir für 40 Baht mehr (also rund 1 Franken) bis zur Grenze chauffiert würden. So bezahlten wir die 2.50 Franken für die dreistündige Fahrt und genossen den Fahrtwind in unseren Haaren. Zumindest kurzfristig. Denn schon 5 Minuten später hielten wir an einer Tankstelle an. Natürlich mussten wir noch tanken! Das hätte man schlecht in der Stunde machen können, in der eh alle gewartet hatten...

Der Rest der Fahrt war aber angenehm und wir stiegen kurz darauf an der Grenzstelle in Thailand aus. Wir schulterten unsere Rucksäcke und liefen zur Passkontrolle. Da kam uns in den Sinn, dass wir ja bald wieder nach Thailand einreisen wollen. Ob das denn wohl legal ist. Naja, ändern konnten wir eh nichts mehr und der Mann hinter dem Schalter wollte uns nicht wirklich Auskunft geben. So liefen wir also mit einem Stempel mehr im Pass zu einem weiteren Schalter. Dort kauften wir zwei Tickets für den Bus, der uns über die Brücke zur Grenzstation von Laos bringen sollte. Die Frau war gleichzeitig auch noch Geldwechselbüro und drückte uns als Wechselgeld ein paar 100'000 laotische Kips in die Hand. Wir warteten auf den Bus und machten uns unterdessen schlau, was Hallo und Danke auf laotisch hiess. Schon bald kam auch der Reisecar und wir stiegen ein - Luxus pur! Eine Klimaanlage und bequeme Sitze. Wir genossen die kurze Fahrt über die Brücke und bemerkten irgendwann, dass wir vom Linksverkehr zum Rechtsverkehr gewechselt hatten. Wir stiegen aus und liefen in das nächste Gebäude.

Dort liefen wir zum Schalter, bei dem 'Visas on Arrival' stand. Der liebe Mann fragte uns, wie lange wir denn in Laos bleiben wollen. Wir sagten rund zwei Wochen und er händigte uns nur einen kleinen Zettel aus. Für zwei Wochen brauche man kein Visa. Wir zuckten nur mit den Schultern und füllten das Formular aus. Wobei wir nicht einmal wussten, was unsere erste Adresse in Laos sein wird. Die Frau am Schalter schien es aber nicht gross zu stören und nach einem Foto und ein paar Fingerabdrücken hatten wir auch schon einen Stempel mehr in unserem Pass. Bis am 30. Dezember dürfen wir nun in Laos bleiben. Die Visagebühr blieb uns auch erspart und so machten wir die ersten Schritte auf laotischem Boden.

Lena Gisiger

17.12.2022

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