Mexico

Der Sturm

27.05.2022 - 30.05.2022

Unser nächster Stopp war dann bei dem von uns schon lange ersehnten Mexikanischen Zollhaus. Wilberth hielt an und zeigte uns den Weg ins Gebäude. Er sagte uns, dass er hier auf uns warten werde. So betraten wir das Gebäude und stellten uns in die Schlange für den Einreisestempel. Beim Zöllner angekommen fragte er uns als erstes, ob wir die Einreisegebühr bereits bezahlt hätten. Wir verneinten und er wies uns an, zu einem anderen Schalter zu gehen und dort zuerst die Einreisegebühr zu bezahlen. Wir taten wie uns geheissen war und kamen zurück zum Zöllner. Er studierte unsere Pässe, musterte uns und stempelte dann etwas widerwillig unsere Pässe. Wir kehrten zurück zu Wilberth und fuhren weiter nach Bacalar.

Nach knapp 5 Minuten Fahrt, waren wir bei einem weiteren Zollpunkt angekommen. Bewaffnete Menschen in Militäruniform standen unter einem massiven Betonbauwerk. Wir mussten aussteigen und unsere Taschen durchsuchen lassen. Eine Grenzwächterin fragte uns, ob wir Alkohol, Tabak oder Drogen dabei hätten. Ich bejahte auf Spanisch und erklärte ihr, dass ich 4 Cervezas in meinem Rucksack hatte. Sie schaute mich an und begann zu lächeln. Freundlich sagte sie mir, dass sie eigentlich Mengen über 4 Liter meinte und 4 Biere kein Problem seien. Sie wies uns an, unsere Sachen wieder zusammen zu packen und wir konnten endlich mit Wilberth zu unserer nächsten Unterkunft fahren. Unterwegs sahen wir aber immer wieder Checkpoints mit stark bewaffneten Polizisten.

Wilberth führte uns bei unserer Fahrt über eine Autobahn. Wir wussten nicht mehr, wann wir das letzte Mal eine so gut ausgebaute Strasse gesehen hatten. Und schon gar nicht, wann wir das letzte Mal mit 100 km/h auf dem Landweg unterwegs waren. Wir genossen das neue Land in der Abenddämmerung und schauten uns gespannt die an uns vorbeiziehende Landschaft an. Ab und zu sprach Wilberth mit Lena und man merkte, wie sehr sie sich freute, ihre neu gelernten Spanischkenntnisse anzuwenden. Als Wilberth Lena fragte, ob ich auch spanisch spreche verneinte sie. Er schaute mich an und sagte zu mir in gebrochenen Englisch. 'The only thing you need to know is tacos'. Ich lächelte und entgegnete ihm 'y cervezas'. Er begann zu lachen und meinte zu Lena, dass ich alles verstanden hätte.

Als wir dann bei unserer Unterkunft ankamen, trug Wilberth unsere Rucksäcke noch bis zur Rezeption. Wir bedankten uns bei ihm für die angenehme Reise und gaben ihm noch etwas Trinkgeld. Anschliessend erhielten wir unser Zimmer. Wir packten unsere Dinge aus und machten uns dann online auf die Suche nach einem Restaurant. Lena hatte eines gefunden. Und 3x dürft ihr raten, was für eines. Natürlich Sushi. Obwohl sie keinen Fisch mag. Es war schon dunkel und um zum Restaurant zu gelangen, mussten wir durch die ganze Stadt laufen. Dabei wechselten sich sehr belebte, helle Strassen und komplett leere und dunkle Strassen immer wieder ab. Etwas übervorsichtig in diesem neuen Land hielten wir mit einer Hand unsere Wertsachen fest und liessen unseren Blick immer wieder über den Boden schweifen, um sicher zu gehen, nirgends auf eine Schlange zu treten. Nach gut 30 Minuten kamen wir beim Restaurant an und bestellten unser Essen. Im Hintergrund zeigten Feuerkünstlerinnen ihr Können und Lena erklärte mir, dass Sushi wohl unser 'Comfort Food' sei. Wir verbrachten einen schönen ersten Abend in Bacalar und kehrten dann zurück zu unserem Hotel.

Am nächsten Morgen wurden wir durch heftige Regenschauer geweckt. Als wir aus dem Fenster schauten stand so ziemlich alles unter Wasser. Wir konsolidierten unser Wetterapp und sahen, dass es in Mexico für die nächsten 10 Tage regnen sollte. Da hatten wir ja mal wieder ungemeines Glück. Etwas grummelig packten wir unsere Regenjacke aus und machten uns auf den Weg zum Restaurant. Denn das Frühstück war im Zimmerpreis inbegriffen. Etwas, was Lena immer besonders freut. Im Restaurant angekommen erklärte uns der Kellner aber alle Aktivitäten, die wir in Bacalar unbedingt machen mussten, anstatt unsere Essenswünsche aufzunehmen. Als wir dann endlich zum Essen kamen, war Lena schon halb verhungert. Nach dem Frühstück brachten wir unsere Wäsche noch in eine Wäscherei und machten uns auf in die Stadt.

Wie in jedem neuen Land mussten wir auch in Mexico zuerst unsere administrativen Dinge erledigen. Denn sobald wir in einem neuen Land sind, haben wir keinen Empfang und somit kein Internet mehr. Das macht das Erkunden eines neuen Ortes immer etwas schwierig, da mann unterwegs nichts nachschauen kann und nicht einmal eine Karte hat. Deshalb erkundeten wir als erstes das Dorf und suchten uns einen Laden, in dem man SIM Karten kaufen kann. Aber damit man eine Karte kaufen kann, braucht man Geld. Am besten Bargeld. Und das fehlt uns auch immer in einem neuen Land. So suchten wir zuerst einen Geldautomaten und anschliessend eine Verkaufsstelle für SIM Karten. Anschliessend machten wir uns auf, das Dorf zu erkunden. Unsere Entdeckungstour wurde immer wieder durch heftige Regenschauer unterbrochen. Nach gut einem halben Tag, hatten wir alles gesehen, was es zu sehen gab und alles erledigt, was wir unbedingt machen mussten.

Auf dem Weg zurück zu unserem Hotel kamen wir an einer kleinen Garage/Wohnzimmer einer Familie vorbei. Schon von Weitem roch man den leckeren Duft von frisch grilliertem Fleisch. Als wir da ankamen, stand da eine Familie in ihrer Garage und bereitete Essen zu, welches anschliessend verkauft wurde. Da wir hungrig waren, blieben wir stehen und wurden sogleich angesprochen. Wir fragten, was sie uns empfehlen können und wir bekamen anschliessend verschiedene Fleischstücke zum Probieren. Wir entschieden uns für zwei und sogleich begann die ganze Familie unser Essen zuzubereiten. Als sie fertig waren, bekamen wir einen Plastiksack mit verschiedenen Sachen drin. Wir wussten nicht genau, was wir da gekauft hatten und machten uns auf in den nächsten Park, um unser Essen zu geniessen. Da angekommen packten wir Tortillas, Bohnenpüree, eine grüne und eine rote Sauce, frische Limetten und einen Karton voller Fleisch aus. So sassen wir da, in einem verregneten Park und assen Tacos. Welche unglaublich lecker waren.

Gerade rechzeitig waren wir mit dem Essen fertig, als der Regen wieder einsetzte. Wir kehrten zurück zu unserem Hotel und schrieben noch etwas an unserem Blog und ich arbeitete noch. Wir entschieden uns dazu, unseren Aufenthalt in Bacalar zu verlängern, um die Segeltour machen zu können, die der Kellner uns am Morgen wärmstens an Herz gelegt hatte. Bacalar ist vorallem bekannt für seine azurblaue Lagune. Da die Lagunen zwar mit dem Meer verbunden sind, aber eigentlich keinen direkten Meerzugang hatten, gab es hier auch kein Seegrass. Und deshalb wollten wir hier eigentlich unbedingt noch ins Wasser. Da traf sich diese Segeltour gut. Dachten wir zumindest. Aber zu dem später. Am Abend holten wir noch unsere Wäsche und besuchten dann Mr. Tacos um Tacos zu essen. Mir wurde allmählich bewusst, warum das Wort Tacos hier so wichtig ist.

Am nächsten Tag ging es am Morgen früh los auf unseren Segeltrip. Wir frühstückten zuerst, diesmal ging alles etwas schneller, da wir ja jetzt alle Aktivitäten in Bacalar schon kannten. Nach dem Frühstück liefen wir zur Lagune und warteten dort bis es los ging. Wir erhielten eine Schwimmweste und stiegen auf das Boot. Und endlich ging es los. Der Hilfskapitän löste die Seile und das Boot entfernte sich langsam vom Steg. Ich schaute aufs Meer uns hörte plötzlich ein grosses Platschen. Fragend schaute ich zurück an den Steg und da wo vorher der Hilfskapitän war, war nun nichts mehr. Ich schaute ins Wasser und der Hilfskapitän war tatsächlich beim Versuch, aufs Boot zu kommen ins Wasser gefallen. Das fängt ja schon mal gut an, dachten wir uns. Wir fuhren los und der Kapitän sagte uns, dass nun der richtige Moment sei um loszulegen. Denn es kam ein Unwetter auf uns zu. Und tatsächlich begann es auch just in diesem Moment zu regnen. Wir fuhren mit dem Motor etwas in die Lagune heraus und der Kapitän setze dann die Segel. Aber das Boot bewegte sich keinen Millimeter. Es wurde ja immer besser dachte ich mir. Der Kapitän war noch jung und dementsprechend wohl auch unerfahren. Nach einigen Minuten Seile anziehen und wieder lösen, Segel setzen und Segel drehen hatten wir uns immer noch keinen Milimeter bewegt. Der Kapitän gab auf und so fuhren wir halt mit dem Motor in strömendem Regen hinaus auf die Lagune. Als wir dann aber bei unserem ersten Ziel, der Vogelinsel angekommen waren, durften wir ins Wasser springen. Das Wasser war azureblau und völlig klar. Wir waren in ungefähr schultertiefem Wasser und genossen das warme Wasser und den strömenden Regen auf unseren Köpfen. Im Hintergrund hörten wir einige Vögel auf der Vogelinsel zwitschern. Als wir wieder zurück im Boot waren, erzählte uns der Kapitän, dass es viele Vögel gebe, die hier nisten. Auch viele Vögel aus dem Norden würden hier überwintern. Im Wasser gäbe es aber nicht viele Tiere, da es nicht viele Nährstoffe gibt. Aber Krokodile gäbe es in der Lagune. Na toll. Wir fuhren noch etwas herum und besuchten noch andere Stellen im Meer. Durch das Fehlen des Windes konnten wir aber nicht weit segeln und durch das schlechte Wetter sahen wir auch nicht so viel. Nach gut 2 Stunden ging es dann auch langsam wieder zurück. Und langsam kam auch wirklich das grosse Untwetter auf uns zu. Der Wind wurde stärker und so versuchte es der Kapitän nochmals mit dem Segeln. Und tatsächlich klappte es. Wir segelten mit dem Wind auf der Lagune. Der Wind wurde immer stärker und stärker. Das Boot immer wie stärker durch den Wind zur Seite gedrückt. Bis die Reling beinahe das Wasser berührte und wir uns festhalten mussten, um nicht ins Wasser zu fallen. Der Kapitän sah ein, dass es wohl nun etwas zu sehr windete und gab das Zeichen um die Segel einzuziehen. Der Hilfskapitän hatte aber alle Mühe, sich vorne auf dem Schiff zu halten, geschweige denn die Segel einzuziehen. Einige bange Minuten auf einem vom Wind kontrollierten Segelboot begannen. Erst als der Hilfskapitän das Hauptsegel herunternehmen konnte, beruhigte sich die Situation. Er konnte dann auch das zweite Segel einziehen und das Schiff kam langsam zum Stillstand. Wir sassen da und erholten uns vom Schock. Der Regen prasselte immer noch auf unsere Köpfe und wir begannen zu frieren. Um der Kälte etwas zu entkommen sprangen wir ins Wasser. Denn Wellen hatte es in der Lagune keine. Wir harrten da im Wasser aus, bis das Unwetter sich langsam legte. Immer mit einem Auge Ausschau haltend nach hungrigen Krokodilaugen. Nach ungefähr einer halben Stunde beruhigte sich die Situation und wir kehrten mit dem Motor langsam zurück an die Küste. Dort angekommen machten wir uns immer noch im Regen auf den Weg zurück ins Hotel. Unterwegs sah ich noch eine Schlange, die Schutz vor dem Regen suchte und die Strasse überquerte. Lena sah sie natürlich nicht und wäre fast auf sie getreten. Ungefähr eine Schuhbreite von Lenas Füssen entfernt schlüpfte die Schlange dann ins Dickicht daneben. Das war mal wieder knapp.

Am Nachmittag machten wir nicht mehr so viel. Wasser hatten wir ja fürs erste genug gesehen. Ich arbeitete noch ein wenig und Lena recherchierte noch etwas für unsere Weiterreise. Am Abend assen wir dann noch vegane Burger und spazierten durch die Strassen. Der Regen hatte aufgehört und das Leben kehrte langsam zurück in die Strassen. Überall kamen jetzt riesige Insektenschwärem hervor und Ladenbesitzer versuchten die Insekten mit schwingenden Handtüchern aus ihren Geschäften zu vertreiben. Ein lustiges Schauspiel mit 20 handtuch wedelnden Ladenbesitzern bot sich uns im Dorfzentrum. Etwas belustigt kehrten wir zurück in unser Hotelzimmer. Und da verging uns dann das Lachen aber schnell wieder. Denn auch unser Zimmer war voll von diesen Insekten. Ungefähr eine halbe Stunde verbrachten wir anschliessend damit, mit dem Besen die Insekten rauszubringen. Wir verbarrikadierten anschliessend mit unseren Badetüchern die Schlitze an der Türe und hofften, dass in der Nacht keine neuen mehr reinkommen würden. Etwas unruhig, aber tief erschöpft fielen wir dann in den Schlaf.

Adrian Kölliker

04.06.2022

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