Belize

Ein azurblauer Hoffnungsschimmer

24.05.2022 - 27.05.2022

Beim Fährterminal angekommen kauften wir unsere Tickets und warteten auf dem Steg auf dem Wasser. Eine schön stinkende Brise kühlte zum Glück etwas ab. Schon bald kam der Katamaran und es ging ab nach San Pedro. Eine Stunde schönste Bootsfahrt auf die Nachbarsinsel. Das Wasser war glasklar und wunderschön. Wir genossen die frische Luft und kamen ganz schnell in San Pedro an. Doch auch hier empfieng uns wieder ein feines Düftchen. Wir checkten in unser Hotel ein und machten uns danach auf, das Städtchen zu erkunden. Was soll ich sagen? Liebe auf den ersten Blick war es nicht. Wir konnten uns mit Belize nicht wirklich anfreunden, resp. verstanden das Land vielleicht zu wenig. Alles war relativ teuer und doch war die Infrastruktur schlechter als in den Nachbarländer. Alles war am Zerfallen und wir fühlten uns, als klammerte sich das Land an die letzten Touristen. Und diese waren zu 95% US-Amerikaner.

Am Abend machten wir uns auf, in einem feinen Ramen Restaurant essen zu gehen. Doch wie es das Schicksal wollte, hatte dieses geschlossen. Wir fanden dann trotzdem noch ein Plätzchen in einem anderen Restaurant und genossen wieder einmal feines Sushi. Danach ging es ab ins Bett.

Am nächsten Tag hatten wir uns trotzdem vorgenommen, ein gutes Erlebnis zu haben auf der Insel. Also mieteten wir ein Golf-Caddy. Wir fragten etwas herum und bekamen verschiedene Angebote. Am Schluss entschieden wir uns für das Billigste. Im Nachhinein war das eine halb gute Idee. Aber dazu später mehr. Wir standen hinter einer komischen Hotelrezeption und Adi zeigte seinen Führerausweis und wir zahlten 40 Belize $. Danach zeigte uns der Mann auf der Strasse den Golf-Caddy. Ein etwas älteres Modell. Aber die meisten sahen ja schon so aus. Er erklärte uns, wo die Gangschaltung war und wie wir tanken konnten. So stiegen wir dann ein und wollten losfahren. Der Wagen spring aber nicht an. Kein Problem, meinte der Mann und es kam sein Kollege mit einer Dose WD-40. Kurz etwas in den Motor gesprüht lief das Autöli wieder von allein. Das sei ganz normal meinten sie und scheuchten uns davon.

Adi fuhr dann los und wir genossen die holprige Fahrt. Anfangs war es wohl etwas schwierig, mit dem Gaspedal umzugehen und vor allem mit der Lenkung. Denn dafür brauchte man enorme Kraft. Sonst kam man nicht um die Kurve. Wir gewöhnten uns aber daran und machten uns auf den Weg zum Secret Beach. Der soll ganz schön sein und vor allem war er auf der Seite der Insel, die kein Sargassum hatte. Wir fuhren dann rund 40 Minuten über normale Strassen und Schotterstrassen. Immer etwas auf der Hut vor Krokodilen und immer etwas schaukelnd, da es unglaublich viele Schlaglöcher und Unebenheiten hatte. So kamen wir dann aber gut an und parkierten unser Gefährt bei einem Beach Club.

Ein netter Mann wollte uns dann gleich eine Liege 'verkaufen' und erklärte uns das Konzept. Wir sahen uns jedoch zuerst am Strand um. Und er war nicht das, was wir uns von Europa gewohnt waren. Der Strand war zwar einigermassen schön, aber es gab einfach vier verschiedene Beach Clubs, alle mit Liegestühlen und einer Bar. Das Wasser war aber unglaublich klar und blau. So entschieden wir uns dann tatsächlich für den Beach Club, bei dem wir parkiert hatten und nahmen auf einem halb bequemen Liegestuhl Platz. Wir konnten gratis liegen, wenn wir auch etwas konsumieren würden. So bestellten wir uns ein kühles Getränk und genossen das tolle Wasser - endlich ohne Sargassum. Doch es gab ein anderes Problem. Irgendwann entdeckte Adi weissliche, eher durchsichtige kleine Tierchen im Wasser, die an ihm knabberten. Es gab Seeläuse. Und als er meinen Rücken kontrollierte, hatte ich 10 Stück davon auf mir. Vom paradisieschen Wasser war also sogleich nicht viel übrig und jemand hatte wieder dauerhaft Paranoia, dass ihn ein Wasserlebewesen fressen könnte. Nichtsdestotrotz machten wir uns noch einen gemütlichen Nachmittag und waren froh um unsere mitgebrachten Brettspiele. Danach ging es wieder zurück. Diesmal fuhr aber ich. Und es ging holprig wieder zurück. Auf dem Weg machten wir noch Halt beim Truck Stop. Eine Art Restaurant, die jedoch aus verschiedenen Street-Food Ständen bestand. Und einem schönen Innenhof mit einem Pool. Wir genossen das feine Essen und bestellten immer wieder kleine Sachen bei unterschiedlichen Ständen. Schon bald ging es dann aber wieder zurück. Denn wir mussten noch tanken und unser Caddy zurück bringen. Die einzige Tankstelle auf der Insel hatte dann aber logischweise seit 6 Uhr geschlossen. So brachten wir den Cady zurück und hofften, dass der Vermieter nicht merkte, dass der Tank nicht mehr ganz so voll war. Er kontrollierte dies aber tatsächlich und fing an zu meckern. Wir nahmen seine geforderten 15 US $ für den Liter, den wir maximal verbraucht hatten, aber nicht hin und fingen auch an zu meckern. So kam dann sein Chef und sagte, wir sollen ihm einfach 5 US $ geben und gut sei. Das machten wir und wussten sogleich, dass die billigste Vermietung tatsächlich nicht immer die beste ist.

Wir verliessen San Pedro am nächsten Tag noch nicht. Denn es gab noch einen wichtigen Punkt auf unserer Liste: Schnorcheln in Belize. Nach dem zweimaligen Pech hatten wir dann auch endlich Glück. Zwar war es immer noch bewölkt, regnete zwischendurch und windete stark. Aber unsere Tour fand trotzdem statt. Pünktlich waren wir am Steg und wurden lächelnd empfangen. Wir freuten uns gleich auf den Tag. Auch wenn das Wetter nicht 100%ig mitspielte und alle anderen Teilnehmer*innen US-Amerikaner*innen waren. Da wir ein gutes Schnorchelerlebnis wollten, haben wir uns in San Pedro für den Katamaran entschieden. Es gab nicht wirklich viel Auswahl und so endeten wir, wie sich herausstellen sollte, auf einem Party-Boot. Der Tag begann jedoch ganz ruhig. Wir wurden lieb begrüsst und fuhren dann gemächlich los. Adi und ich hatten logischerweise die besten Plätze vorne auf dem Katamaran ergattert. Unsere Lieblingsplätze. Unterwegs gab es noch ein Frühstück. Da ich gesagt hatte, ich sei vegetarisch, um jeglichem Fisch und Fleisch am Knochen aus dem Weg zu gehen, bekam ich mein Essen immer extra serviert und zubereitet. Ich lächelte also während Adi sein Essen holen ging. Schon bald waren wir dann am Schnorchelspot angekommen. Wir waren im berühmten Hol Chan Marine Reserve. Dies ist Teil des zweitgrössten Barrier Reefs der Welt. Und sogleich bekamen wir einen Schnorchel, Taucherbrille und Flossen und es ging ab ins Wasser.

Wir bekamen dann zu sechst einen Guide und er führte uns durch das Wasser. Kaum waren wir mit dem Kopf eingetaucht, sahen wir auch schon die ersten Fische. Und vor uns tat sich eine gewaltige Unterwasserwelt auf. Wir sahen Korallen nach Korallen. Es war wie eine eigenen Welt mit Hügeln und Tälern. Und sogleich sahen wir dann auch unseren ersten Stachelrochen. Doch wir merkten auch, dass das Schorcheln extrem anstrengend war. Denn es gab eine starke Strömung und dazu viel Wellen. Ich war also unglaublich froh, am Morgen noch eine Seekrankheitstablette genommen zu haben. Die zwei sich erbrechenden Mit-Schnorchler bestätigten mich dann nochmals. Wir waren froh, ging es uns gut. So konnten wir - abgesehen von den Sargassumteppichen - die Unterwasserwelt voll geniessen.

Das Highlight unter Wasser waren für uns wohl die beiden Schildkröten, die wir sehen durften. Zudem war die ganze Fülle von Fischen und Korallen unglaublich eindrücklich. Das gepaart mit der unglaublich blauen Farbe machte das Schnorcheln zu einem wahrgewordenen Traum. Vor allem von mir. Doch auch hier, so schön sich das alles anhört, machte mich der Ausflug auch sehr traurig. Denn bereits mehr als 45% der Korallen seien abgestorben, bei der Sargassumplage ist kein Ende in Sicht und die Fischdichte reduziert sich auch. Auch wenn wir das alles wussten. Aber als uns das unser Guide, ein junger belizianischer Vater, mit Tränen in den Augen erzählte, berührt uns das sehr. Ob der Tourismus nun hilft oder zerstört ist dabei immer schwierig zu beurteilen.

Wieder auf dem Schiff angekommen ging es für uns weiter zur 'Shark-Ray-Alley' zur 'Hai-Rochen-Allee' also. Gestärkt mit einigen Früchten im Bauch hüpften wir gleich wieder ins Wasser. Und kaum waren wir im Wasser, kamen auch schon Ammenhaie angeschwommen. Und nicht gerade wenige. Grund dafür waren die Sardellen, die unsere Guides von Bord warfen. So paddelten wir also im Wasser während unter uns mindestens 10 Ammenhaie und böse schauende Fische die Sardellen verspiesen. Wir waren unglaublich fasziniert und glücklich. Also Adi war vor allem nervös. So blickte er auch immer wieder nach hinten. Ob ihm denn auch kein Hai auflauere. Er hatte Glück und wurde nicht gefressen. So konnte er dann auch stolz wieder aufs Boot steigen.

Aufgeladen von den wundervollen Eindrücken ging es dann mit dem Katamaran weiter. Jetzt kam langsam der Partyteil ins Spiel. Wir bestellten uns einen Cocktail und genossen das feine Mittagessen vorne auf dem Boot. Danach kamen wir dann auch schon am anderen Teil der Insel an und ankerten rund 10 km vor der Küste in seichtem Wasser. Glasklar, blau und mit schönstem weissen Sand. Nun war chillen angesagt. Wir konnten im Wasser baden, Frisbee spielen und unbegrenzt Trinken bestellen. Wir entschieden uns für ein Bier und unterhielten uns mit unserem Guide. Danach gabs noch einen Cocktail und etwas Bädele im Wasser. Denn irgendwie mussten wir ja das viele Geld für diese Schnorcheltour herausholen... Etwas angeschwipst gab es dann noch frische Ceviche bevor es wieder auf den Weg zurück ging. Wir genossen es so sehr, auf das blaue Wasser zu schauen und die Wellen an den Füssen zu spüren. Dies war vielleicht fast der schönste Teil des ganzen Ausflugs. Denn es wurde uns so richtig bewusst, dass ja eigentlich Donnerstag war und wir normalerweise im Büro sitzen müssten.

Wieder zurück im Hotel machte sich der Alkohol doch etwas bemerkbar und wir schliefen ein. Bis um 10 Uhr nachts. Völlig verwirrt wachten wir auf und fragten uns, ob es noch irgendwo etwas zu Essen für uns gab. So machten wir uns auf die Suche nach etwas essbarem und fanden in einer Bar eine Pizza und zwei Wasser zum Mitnehmen. Genüsslich genossen wir die Pizza dann in unserem Hotelzimmer. Denn diese war zum Glück viel besser als erwartet.

Den nächsten Morgen verbrachten wir dann an unseren Laptops mit der Reiseplanung für uns und auch noch für andere und nahmen am Nachmittag die Fähre nach Corazol, einer Stadt in Belize auf dem Festland. Wir kannten uns langsam aus und kamen geschmeidig auf die Fähre. Wir sassen dann zuhinderst in der Sardellenbüchse und verbrachten zwei für mich anstrengende Stunden auf dem Boot. Kaum angekommen umschwärmte uns mehrere Taxifahrer für die Fahrt an die Grenze. Wir stimmten einem zu und er brachte uns bis zu einem offiziell ausschauenden Gebäude. Da lifen wir dann hinein und wurden von einer freundlichen Dame begrüsst. Sie half uns mit den Formalitäten und sagte uns, wo wir hin mussten. So gingen wir dann zum nächsten Schalter und bekamen ohne Probleme den Ausreisestempel aus Belize. Danach wurde das Unterfangen aber deutlich schwieriger.

Wir kamen aus dem Gebäude und vor uns war ein Stacheldrahtzaun. Rechts neben uns einige Autos und hinter dem Stacheldrahtzaun einige Autos. Rechts in der Ferne gab es ein Häuschen, das aussah wie ein Zollhäuschen. Wir hatten aber absolut keine Ahnung, wo wir nun den Einreisestempel für Mexiko erhalten würden. Denn es gab weit und breit kein Zollhäuschen von Mexiko. Zum Glück waren wir etwas vorbereitet. Ich hatte mit unserem Hotel in Mexiko einen Taxifahrer organisiert, welcher uns an der Grenze abholen kommt. Er hatte mir seinen Standort geteilt, und ich sah, dass er noch einige Minuten entfernt war. Wir waren uns dann doch nicht sicher, ob er jetzt hierhinkommt und wo wir denn unseren Einreisestempel bekämen. Wir liefen also zum Zollhäuschen nur um zu sehen, dass dort niemand war.

Umso erfreuter waren wir dann, als wir das Taxi mit der richtigen Taxinummer sahen. Wilberth liess das Auto neben dem Stacheldrahtzaun stehen und begrüsste uns mit einem Lächeln. Er wechselte in den Rückwärtsgang, fuhr so durch den Kreisel und traf uns dann bei dieser komischen Zollstation. Wir stiegen ein - nach mehrmaligen Checken, ob denn die Taxinummer, der Name und auch der Standort von ihm stimmten. Er fing gleich an mit uns zu reden und konnte uns zum Glück sagen, dass wir den Einreisestempel noch nicht hier bekamen. Wir waren dann doch etwas verwirrt aber unterhielten uns mit Wilberth. Er fuhr dann auf richtigen Strassen über eine Brücke und sagte nur 'Bienvenido a Mexico'.

Lena Gisiger

28.05.2022

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