
Malaysia
Der älteste Regenwald der Welt
In Jerantut angekommen stiegen wir an der Endhaltestelle aus dem Bus aus. Wir hatten uns noch keinerlei Gedanken gemacht, wie wir weiterkommen würden. So waren wir dann auch
etwas überrumpelt ab all den Taxifahrern. Wir entschieden uns dann aber für den Fahrer eines Minibusses. Wir luden unsere Rucksäcke ein und fühlten uns wie in Südamerika. Alles
war unorganisiert, doch irgendwo war immer irgendwer, der dir anbietet, irgendwohin zu kommen. So sagten wir dem Fahrer, wir wollen noch zu einem Bankomaten und einer Apotheke. Gemeinsam
mit einer spanisch sprechendem Pärchen und ihrer 2-jährigen Tochter fuhren wir also zum Bankomat und in eine Apotheke. Danach ging es dann aber nicht wie erwartet direkt weiter. Nein,
wir waren in einem kleinen Reisebüro mit vielen Backpackern gelandet. Naja, uns war es recht. Wir bezahlten also die 35 Ringgit, lehnten alle zusätzlichen Aktivitäten ab und bekamen
dann ein Ticket. In einer Stunde ginge es los.
Wir überquerten also die Strasse und nahmen in einem kleinen Restaurant auf zwei Plastikstühlen Platz. Wir bestellten uns eine kalte Schoggi, einen kalten Tee und zwei Rotis.
Um uns herum sassen nur Einheimische und alle bestellten Roti. Es musste also gut sein. Und so war es dann auch. Schon bald kamen zwei fluffige Pfannkuchen mit etwas Sauce.
Wir verschlungen das leckere Mittagessen, zahlten rund 2 Franken und warteten dann auf unseren Bus.
Dieser kam wie versprochen und brachte uns heil in die Nähe des Jetty (Hafen) vor dem Nationalpark. Dort liefen wir noch kurz einen Hang hinunter und stiegen dann in eine Fähre.
Diese brachte uns über den Fluss zu unserem Hotel. Denn unser Hotel lag direkt beim Eingang in den Nationalpark Taman Negara. Dieser Nationalpark ist der älteste Regenwald auf der
Welt und beheimatet eine unglaubliche Artenvielfalt. Es gibt zudem noch wilde Tiger, Elefanten, Tapire und Rhinos. Grund genug für einen Besuch unsererseits also. Zudem wollten
wir der Stadt nochmals entfliehen.
Wir zahlten dem Fährfahrer je einen Ringgit (0.20 Rappen) und verluden unsere Rucksäcke in eine kleine Bahn. Wir liefen die Treppen hoch und neben uns wurden die Rucksäcke hochgezogen.
Wir waren glücklich, angekommen zu sein und genossen den gewohnten Lärm des Urwalds. Überall hörte man Heuschrecken und Vögel. Wir liefen zur Rezeption und checkten ein. Wir hatten vor dem
Besuch keine Zeit, gross zu recherchieren und hatten deshalb ein Paket gebucht. 3 Übernachtungen, 4 Aktivitäten, sowie das Essen war dabei. Wir bezogen also unseren Bungalow und waren
froh. Denn das Hotel war direkt im Dschungel, das Zimmer war sauber und auf dem Weg ins Zimmer sahen wir sogar noch Affen. Uns gefiel es also sehr! Wir gönnten uns noch einen Mangosmoothie,
assen das erste Mal im Restaurant und bewaffneten uns mit unserer Stirnlampe für die erste Aktivität - eine Nachtsafari.
Mit einer grossen Gruppe ging es dann los. Wir liefen durch die ganze Hotelanlage, sahen ein Eichhörnchen und bogen dann in den Urwald ab. Dort sahen wir eine grosse Spinne, die unglaublich gut
getarnt war. Danach ging es zu einem kleinen Aussichtsturm, der eine Lichtung vor sich hatte. Mit etwas Glück, könne man hier Hirsche und manchmal sogar Tapire oder Elefanten entdecken. Wir hatten aber kein
Glück und sahen gar nichts. Dafür ging es danach weiter mit 3 Skorpionen! Der Guide leuchtete diese jeweils mit Blaulicht an und nervte sie mit einem Stock. So kamen sie aus ihrer Höhle und griffen
den Stock an. Im blauen Licht leuchteten sie zudem ganz weiss. Es war wunderschön, die Tiere endlich mal ganz sehen zu können und dazu noch, während sie gerade etwas angriffen. Wir waren
glücklich, nun auch noch Skorpione gesehen zu haben. Nach ein paar Spinnen, Stabheuschrecken und Grillen machten wir uns wieder auf den Weg ins Hotel. Dort angekommen fielen wir müde ins Bett.
Nach dem Frühstück am nächsten Morgen versammelten wir uns wieder an der Rezeption. Unsere zweite Aktivität stand an. Wir machten eine Dschungelwanderung inklusive einem Canopy Walk, also
einer kleinen Wanderung über Hängebrücken 40 Meter über dem Boden. Wir waren mit zwei Familien in der Gruppe - einer Familie aus der Schweiz und einer aus Deutschland. Sagen wir es mal so, die
Kinder hätten wir jetzt nicht gerne als Neffen und Nichten und so war es nicht unsere Lieblingsgruppe. Aber der Guide war toll und erzählte uns viel über den Dschungel. So zeigte er uns, einen
natürlichen Kleber aus Harz, einen Weihrauchbaum, ein Blatt, das sich in eine Seife verwandelt, ein Schleifpapierblatt und ein Blatt mit antiseptischer Wirkung. Zudem klärte er uns auch darüber
auf, was man macht, wenn ein Elefant in der Nähe sei. Wir liefen durch den Dschungel hoch bis zu einem Aussichtspunkt und konnten von da über einen weiten Teil des Nationalparks sehen. Von unserem Standort
ging es direkt in den tiefsten Dschungel und erst nach einer 7-Tageswanderung kam man in der Mitte an. Auf dieser Wanderung hätte man dann auch die Chance, Tiger zu sehen. Wir waren etwas
traurig, keine Zeit mehr für diese Wanderung zu haben. Und so ging es halt weiter auf den Canopy Walk. An Seilen waren dort 7 Hängebrücken über den Boden gespannt und man lief von Plattform
zu Plattform. Die ganze Zeit war man rund 40 Meter über dem Boden. Und auf den Hängebrücken musste man 10 Meter Abstand halten, da sie sonst zu heftig wackeln. Naja, es war nicht meine
Lieblingsbeschäftigung. Aber ich war stolz, meine Höhenangst etwas besiegt zu haben auf der Weltreise. Und so genoss sogar ich die Umgebung, obwohl wir auch hier keine Tiere sahen.
Wieder zurück im Hotel assen wir kurz etwas zu Mittag bevor wir am Nachmittag in kleine Boote verteilt wurden. Zu viert ging es mit einem Bootsfahrer hinten und einem Navigator vorne den Fluss hinauf.
Rund um uns herum war wieder dichtester Dschungel. Es gab viele Lianen, die bis ins Wasser reichten und noch so viele anderen beeindruckende Bäume. Adi und ich sahen sogar Äffchen und einen Leguan.
So fuhren wir den Fluss hoch und genossen die Fahrt sehr. Diese wurde immer wieder von kleinen Wasserschnellen unterbrochen, die der Fahrer aber geschickt hochfuhr. So schaffte er es irgendwie durch
nicht einmal knietiefes Wasser zu fahren. Wir machten danach zwei Stopps unterwegs, einmal sahen wir einen grossen Baum und einmal hielten wir an für Fische. Danach ging es zum letzten Stopp. Wir wurden
an einem Strand abgeladen und danach liefen wir rund 1 Kilometer den Fluss entlang hoch. Dort kamen wir dann an einer grossen Wasserschnelle an. Da die Sonne vom Himmel brannte und wir wieder
unglaublich schwitzten dauerte es nicht lange und schon waren wir ins kühle Nass gehüpft. Obwohl dieses pechschwarz war und man nicht einmal abstehen konnte. Auch Adi hatte also wohl Fortschritte gemacht.
:)
Mit dem kleinen Boot ging es für uns wieder zurück und wir gönnten uns in unserem Bungalow eine wohlverdiente und wohl nötige Dusche. Nach einem Spiel Cascadia entschieden wir uns, heute mal nicht das
Buffet zu essen sondern à la Carte zu bestellen. Wir beide freuten uns auf den Burger und waren froh, nicht wieder dasselbe essen zu müssen. Der Burger war dann leider aber nur durchschnittlich
und so gingen wir dann etwas enttäuscht ins Bett.
Am nächsten Tag standen wieder zwei Aktivitäten auf dem Plan. Einmal eine Flussfahrt und einmal ein Besuch bei Ureinwohnern, die noch heute im Dschungel leben. Da wir beide Aktivitäten kombinieren würden,
hatten wir den ganzen Morgen frei. So schliefen wir etwas aus und erkundeten dann zu Fuss nochmals den Aussichtsturm. Wir sahen aber leider wieder keine Tiere. So zogen wir uns in unseren Bungalow zurück
und während ich noch etwas schlief, schrieb Adi endlich seine Blogartikel. Am Nachmittag stiegen wir also mit einer relativ kleinen Gruppe noch einmal in ein Boot und fuhren 10 Minuten den Fluss hoch.
Dort erwartete uns das Dorf der Orang Aslis - dem Volk der Ureinwohner, welches im und um den Park lebt. Wir nahmen in einer kleinen Hütte Platz und unser Guide erzählte uns viel Wissenswertes. So erfuhren
wir, dass das Volk in kleinen Gruppen meist am Fluss lebt. Die Häuser sind nur aus Bambus gebaut, da sie oft weiterziehen. Entweder weil das Essen ausgeht, weil eine Flut kommt oder weil ein Mitglied
der Gruppe stirbt. So leben die Menschen auch heute noch als Nomaden und ernähren sich von allem, was der Urwald und der Fluss hergibt. Das wenige Geld, das sie besitzen, geben sie aus für Salz,
Reis und Tabak. Kleider und Schulunterricht werden ihnen von der Touristen und der Regierung zur Verfügung gestellt. Wir erfuhren dann auch, wie der Stamm hier Feuer macht und konnten es sogar selbst
austesten. Danach wurde uns auch das Blasrohr gezeigt, mit dem heute noch gejagt wird. Die Pfeile und das Blasrohr werden aus Bambus und einer bestimmten Baumrinde hergestellt. Die Pfeile werden danach
in etwas Gift getränkt. Dieses macht die Tiere innerhalb von 15 Minuten benommen, so dass sie meist aus den Baumkronen fallen. Wir durften danach das Blasrohr selbst austesten. Der Ausflug war wirklich
spannend und sehr gut gemacht. Wir fühlten uns aufgenommen und wurden auch nicht für Geld angebettelt. Es schien zumindest, als hätte jede Person ihren Platz hier.
Wir stiegen wieder auf das Boot und fuhren den Fluss weiter hoch. Unterwegs ging es durch ein paar Stromschnellen und der Fahrer stellte sicher, dass wir auch völlig durchnässt wieder in unserem Hotel
abgeladen wurden. Entgegen unsseren Erwartungen hatten wir einen tollen Nachmittag und liefen glücklich zurück in unser Zimmer, um zu duschen. Wir spielten im Restaurant noch eine Runde Red Cathedral
bevor wir uns ein letztes Mal am Buffet bedienten. Sagen wir es mal so, wir waren froh, morgen wieder abzureisen und wieder selbst über unser Essen bestimmen zu können.
Am letzten Morgen mussten wir erst um 12 Uhr auschecken. So entschieden wir uns, am Morgen noch eine kleine Wanderung zu machen. Beim Eingang zum Nationalpark gab es eine Karte und in dieser war ein
anderer Aussichtsturm eingezeichnet. Er sollte 3 Kilometer entfernt sein. Mit etwas mehr als zwei Stunden Zeit entschieden wir uns also, den Weg in Angriff zu nehmen. Lustigerweise war direkt hinter
uns die spanische Familie vom Bustransport. Wir waren ihr immer wieder über den Weg gelaufen. So fühlten wir uns dann auch etwas sicherer, als der Weg ins Dickicht abbog und wir durch den Dschungel liefen.
Auf der linken Seite begleitete uns aber der Fluss und so wussten wir immer, ob wir noch in die richtige Himmelsrichtung liefen. Zudem hatten wir Wasser dabei und merkten uns die Zeit. So genossen
wir die Wanderung durch den Dschungel und waren schon bald schweissgetränkt. Es war heiss und es hatte erst gerade geregnet am Morgen. Nach einer Stunde waren wir aber immer noch nicht am Ziel. Und wo
dieses genau war, wussten wir auch nicht. So wurden wir langsam etwas nervös, liefen aber immer wieder von Kurve zu Kurve und sagten uns, dass wir nur noch um die Ecke sehen wollten. Nach 10 weiteren Minuten
sahen wir dann tatsächlich eine Brücke und ein Schild, welches zu unserem Turm wies. Leider hiess es aber, dass dieser immer noch 800 Meter entfernt sei. So entschieden wir uns nach einem kurzen Foto also,
wieder umzukehren. Gerade da entdeckten wir aber, dass Adi am Bein blutete. So betrachteten wir seine Beine und entdeckten einen schwarzen Wurm. Was das wohl war?
Schon bald dämmerte es uns und wir sahen, dass sich rund drei Blutegel an Adis Bein festgebissen hatten. Wir hatten uns diese immer viel grösser vorgestellt. Aber auch in dieser Grösse waren sie
etwas eklig und keine Begleiter, die wir noch eine Stunde lang mittragen wollten. So rissen wir die Biester von Adis Beinen. Obwohl uns der Guide gestern gesagt hatte, man solle die Egel abbrennen und
nicht abreissen. Wir hatten aber leider kein Feuerzeug dabei. So waren Adis Beine bald von den Egeln befreit und jetzt einfach verblutet. Wir machten danach auch bei mir einen Check und siehe da!
Auch ich hatte 3 Egel gesammelt. Wir rissen sie ab und liefen wieder zurück. Auf dem Weg gaben wir auch unseren Freunden Bescheid, die auch schon blutige Beine hatten. Ab jetzt kontrollierten wir
alle 2 Minuten unsere Beine. Und siehe da, immer wieder machten sich diese kleinen Biester an unseren Knöcheln fest. Zudem zwickte es uns beide in den Schuhen. So hielten wir auf der nächsten Brücke
an und zogen je einen Egel aus unserem Schuh. Wie es die wohl in den Schuh und durch die Socken geschafft hatten? Zum Glück wurde der Weg immer wie trockener und die Anzahl an Egeln immer kleiner.
Und so schafften wir es auch heil wieder zurück in unser Zimmer. Was für ein Erlebnis...
Nach einer Dusche, der Desinfektion der Wunden und der Verpflasterung unserer Füsse checkten wir aus und verluden unser Gepäck auf die Fähre. Wir fuhren über den Fluss und verabschiedeten uns vom
Dschungel und dem schönen Hotel. Auf der anderen Seite kam dann nach einer kurzen Wartezeit auch ein Minivan mit unserem Fahrer. Wir freuten uns und luden unser Gepäck hinten ein. Vor uns lag eine
vier- bis fünfstündige Fahrt und wir freuten uns, Musik zu hören und die Landschaft an uns vorbeiziehen zu lassen. Nach gut 30 Minuten war das aber schon vorbei. Wir bemerkten nämlich, dass unser
Fahrer immer wie langsamer fuhr und fast einnickte. Na toll! Wir waren sofort hellwach und wollten am liebsten aussteigen. Wir machten uns also bemerkbar und weckten den Fahrer. Adi fragte ihn, ob sie
Plätze tauschen wollten. Er sei ja übermüdet. Ich überlegte mir, kurz am Hotel zu schreiben, welches den Transport für uns organisiert hatte. Wir waren aber mitten im Nirgendwo und hatten keinen
Empfang und dazu auch keine Ahnung, wo wir waren. So machten wir es uns zu Mission, uns mit dem Fahrer zu unterhalten. Dies funktionierte dann auch einigermassen. Er erzähhlte uns bald von seinem
Leben und wachte wieder auf. Er hatt erst kürzlich seine Frau verloren und war deshalb jetzt Fahrer. Er wollte nicht alleine zu Hause sitzen. Unser Fahrer war indischer Abstammung und erzählte uns
fortan viel über Malaysia, seine Töchter, die Unterdrückung im Land und generell über sein Leben. Er wurde dann aber langsam wieder müder und sprach immer wie leiser. Als wir endlich in Jerantut angekommen waren,
wussten wir wieder wo wir waren. Wir baten den Fahrer um eine Pause. Und so holte er sich etwas zu trinken und essen. Wir assen auch kurz etwas und gingen aufs WC. Und siehe da, nach der Pause war der Fahrer
wieder wach und er erzählte uns nun noch mehr. Ununterbrochen. Wir versuchten derweil, immer wieder Gegenfragen zu stellen, damit er weiterredete. Dies funktionierte super. Für eine Stunde.
Danach bemerkten wir, wie das Auto wieder langsamer wurde und die Augen des Fahrers immer weiter zufielen. Na toll! Wir waren noch nicht mal in der Hälfte... Wir sagten also, dass wir dringend aufs WC müssten
und er doch anhalten soll. Wir boten ihm zudem nochmals an, den Fahrer zu wechseln und er merkte nun, dass es uns sichtlich unangenehm war. So hielt er bei der nächsten Raststätte an und holte sich
einen Schwarztee. Wir waren froh und stiegen nach einer kurzen Pause wieder ein. Er hatte sich wieder gefangen und plapperte wieder fröhlich vor sich hin. Seine Erzählungen waren tatsächlich noch spannend.
Aber es war unglaublich schwierig, ihm zu folgen und wir hatten nun auch schon 3 Stunden angespanntes Zuhören hinter uns. So waren wir unglaublich dankbar, als wir Kuala Lumpur erreichten. Der Fahrer war nicht
mehr müde geworden und so fuhr er uns nach ein paar Umwegen auch in die Innenstadt. Wir stiegen aus und umarmten uns. Wir hatten es geschafft! Was für eine Fahrt...

Lena Gisiger
28.02.2023

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