
Kolumbien
Das leuchtende Meer
Wir liefen über den Strand und betraten das kleine Häuschen. Es bestand aus Holz stand auf Stelzen und hatte keine Wände. Nur ein kleines
Viereck im ersten Stock bestand aus Beton. Darin waren das WC und die Dusche untergebracht. Daneben gab es einen grossen Raum, in dem ein
Tisch stand und daneben ein weiterer Raum mit einer Küche. Auf der hinteren Seite des Hauses ging eine Treppe in den zweiten Stock, wo es
ein weiteres WC und zwei Schlafzimmer gab. Wir betraten das Schlafzimmer und deponierten unsere Sachen. Vor uns war ein Geländer und dahinter
war direkt das Meer. Wenn wir die Augen im Bett aufmachen werden, werden wir direkt das Meer sehen. Was für ein Anblick. Wir gingen wieder
nach draussen und stiegen noch die letzte Treppe in den dritten Stock hinauf. Auf unsere Dachterrasse. Von dieser aus hatten wir einen
wunderschönen Ausblick auf das Meer, die davor liegenden Palmen und den Sumpf, der sich hinter dem Häuschen befand. Wir stiegen wieder hinunter
und machten uns badefertig. Denn wir wollten endlich wieder im Meer schwimmer gehen. Das Wasser war warm und es gab tatsächlich keine einzige
Alge im Wasser. So stiegen wir ins Wasser und badeten.
Wir verbrachten praktisch den ganzen Nachmittag abwechselnd am Strand, im Wasser oder in unserem Häuschen. Da das Häuschen keine Wände hatte,
mussten oder konnten wir noch unser Mückennetz über dem Bett aufhängen. Seit dem ersten Tag schleppte ich das Ding mit mir rum und nun konnten
wir es endlich brauchen. Nach anfänglichen Schwierigkeiten mit der Befestigung haben wir dann doch eine zuverlässige Methode gefunden, so
dass uns das Netz in der Nacht auch nicht wieder auf den Kopf fallen würde. Wir genossen einen Apero
auf unserer Dachterrasse und Lena und ich versuchten uns sogar noch einmal mit dem Drohnenfliegen. Und siehe da, wir haben es praktisch das
erste Mal ohne kritischen Zwischenfall geschafft mit der Drohne zu fliegen. Am Abend bereiteten wir zusammen verschiedene Salate vor. Wir hatten
eigentlich vor zu grillieren. Leider hatte es aber keinen Grill hier. Da wir nicht noch eine Feuerstelle bauen wollten, bereiteten wir das Fleisch
in der Pfanne zu. Und dann assen wir da an unserem Tisch. Mit Blick auf das Meer, den Sand und die vielen kleinen Krebse, die am Fuss unseres Häuschens
vorbeikrabbleten. Da es heute ein anstrengeder Reisetag war, waren wir alle ziemlich müde und so gingen wir dann auch bald einmal ins Bett.
In der Nacht schliefen wir nicht besonders gut. Es war unglaublich heiss und ständig berührte uns das Mückennetz. Irgendwie brachten wir die Nacht
aber hinter uns und ich wachte am nächsten Morgen von den ersten Sonnenstrahlen auf. Ich öffnete meine Augen und sah tatächlich als erstes das
Meer. Ich schlüpfte unter dem Mückennetz hervor und bestaunte die aufgehende Sonne von unserem Balkon aus. Ich stieg anschliessend in den ersten
Stock hinunter und machte mich daran, abzuwaschen. Denn am Abend vorher waren wir so müde, dass wir alles stehen liessen. Da es kein warmes Wasser
gab, musste ich zuerst noch etwas Wasser zum Abwaschen aufkochen. Auch Abtrocknungstücher hatte es keine. So trocknete ich halt mit einem Badetuch
ab, das niemand von uns gebraucht hatte. Anschliessend wachten dann die anderen nach und nach auch auf. Wir assen gemeinsam Frühstück und
dann ging es auch schon wieder ab an den Strand. Wir spielten gemeinsam etwas mit einem Ball, den wir in unserem Haus gefunden hatten. Anschliessend
machte jeder etwas anderes. Anais und Nico lagen am Strand und bräunten sich etwas und lasen in ihren Büchern. Lena, wer hätte es auch gedacht,
verabschiedete sich in die Hängematte und schlief ein. Und ich. Ich hatte mal wieder eine ruhige Zeit und konnte so ohne schlechtes Gewissen noch ein
paar Dinge an meinem Computer machen. Am Nachmittag spielten wir dann alle gemeinsam noch ein Spiel, welches Lena von Anais und Nico zum Geburtstag
erhalten hatte. Und am Abend setzten wir uns dann wieder auf unsere Dachterrasse und genossen noch einmal den Sonnenuntergang. Plötzlich stand ein
Mann unten und rief uns irgendetwas zu. Ich verstand leider nur Mango. Lena und die anderen verstanden dann aber schon bald, dass das unser Bootsführer
war, der mit uns eine Planktontour machen wollte. Wir hatten nämlich am Nachmittag dem Mann geschrieben, der uns mit dem Boot zum Strand gebracht hatte.
Leider hatte er nicht auf unsere Anfrage geantwortet und so dachten wir, dass wir die Tour nicht machen können. Aber da stand er nun. Hastig packten wir
unsere Sachen und dann ging es auch schon los.
Etwas unwissend, was uns erwarten würde, stiegen wir in das kleine Boot ein. Wir erhielten alle eine Schwimmweste. Auf dem Schiff waren nur wir vier,
der Mann als Kapitän und sein etwa 12-jähriger Sohn. Die Sonne stand nur noch einige Zentimeter über dem Horizont und so fuhren wir mit den letzten
Sonnenstrahlen hinaus aufs Meer. Zu einer kleinen Insel voller Vögel. Die Insel war nur etwas 10 Quadratmeter gross. Aber darauf befanden sich
unzählige Vögel. Wenn ich schätzen müssten, waren es um die 1000 Vögel, die da auf den Ästen der kleinen Insel sassen oder noch über uns in der Luft
flogen. Die Vögel, die über uns kreisten, hatten eine Flügelweite von ungefähr 1 bis 1.5 Metern. Wir bestaunten das Gekreische der Vögel und das rege
Treiben auf der Insel. Als dann die Sonne komplett verschwunden war, ging es weiter. Der Himmel war noch orange und rot erleuchtet von der gerade
untergegangenen Sonne. Wir fuhren in hohem Tempo weiter der Küste entlang Richtung Norden. Der Wind blies uns ins Gesicht und die Temperatur war
angenehm. Zwischendurch schaute ich etwas besorgt zu Lena. Sie hatte sich am Boot festgeklammert. Aber es war ihr noch nicht schlecht geworden. Wir
passierten dann eine Meeresenge und die Wellen wurden weniger und sanfter. Es wurde nun von Minute zu Minute dunkler. Der Junge kletterte nun über
das ganze Boot und leuchtete mit einer Taschenlampe den Weg. Plötzlich leuchtete er dem Ufer entlang. Fast so, als ob er etwas suchen würde. Als
dann eine weisse Tafel in das Licht der Taschenlampe fiel, schien es so, als ob er gefunden hatte, wonach er gesucht hatte. Und tatsächlich, der
Bootsführer steuerte genau auf die weisse Tafel zu. Und siehe da, hinter der Tafel tat sich eine kleine Öffnung im Dickicht auf, in der ein Fluss
zum Vorschein kam. Wir fuhren langsam in den Fluss hinein. Dieser war nicht breiter als 3 Meter. Der Fluss war gesäumt von Mangrovenbäumen. Ich
schaute überall ins Wasser und hatte das Gefühl, dass 100 Krokodile mich ansehen würden. Aber ich habe kein einziges Krokodil gesehen. Der Junge
stand immer noch mit der Taschenlampe vorne am Boot und leuchtete seinem Vater den Weg. Wenn wir mit dem Boot zu nahe an die Bäume kamen, wechselte
er die Taschenlampe mit einem Paddel aus und stiess uns damit wieder weg von den Bäumen. Nach ungefähr 10 Minuten Fahrt in diesem Fluss kamen wir
an einen See.
Wir durchquerten den See und plötzlich standen vor uns zwei weitere kleine Boote. Die Menschen dieser Boote waren im Wasser und
irgendetwas war seltsam an ihnen. Unser Kapitän hielt das Boot an und der Junge warf den Anker ins Wasser. Der Kapitän sagte etwas auf spanisch, aber
niemand von uns hat ihn so recht verstanden. Ich schaute über den Rand des Boots und tauchte meine Hand ins Wasser. Das Wasser war angenehm warm.
Aber was war das. Als ich meine Hände im Wasser bewegte, fingen sie plötzlich an zu leuchten. Wenn ich sie nicht mehr bewegte war alles ganz normal.
So schaute ich fasziniert auf meine Hand im Wasser. Ich fing an meine Hand ganz schnell im Wasser zu bewegen und ein blauschimmerndes Licht erhellte
das Wasser und das Boot. Ich zog meine Hand aus dem Wasser und sah, wie grün-blau leuchtende Punkte auf meiner Hand nach unten liefen und dann nach ungefähr
einer Sekunde auch schon wieder erloschen. Ich konnte gar nicht aufhören mit dem Wasser zu spielen, so faszinierte mich das Schauspiel. Plötzlich hörte
ich hinter mir ein grosses Platsch. Ich drehte mich um und sah Nico im Wasser schwimmen. Seine Beine und Arme waren hell erleuchtet. Bevor wir losgingen,
hatten wir keine Ahnung, was uns erwarten würde. So hatten wir natürlich auch keine Badehose eingepackt. Wir alle hatten schon frische Kleider angezogen.
Aber irgendwie reizte es mich schon, auch ins Wasser zu springen. Andererseits ist dies genau die Art Wasser die ich nicht mag. Überhaupt nicht.
Schwarzes Wasser, bei dem man überhaupt nichts sehen konnte. Man nicht, weiss wie tief es ist oder was genau unter einem schwimmt. Und schon überhaupt
nicht, dass die Mangroven, bei denen wir gerade vorbeigefahren waren das perfekte Zusause für Krokodile sind. Aber dann hat Nico diesen Satz gesagt:
"Never have I ever been swimming with plankton in my life". Und dachte ich mir, ach was solls. Ich überzeugte Lena, auch mitzukommen. Wir zogen uns
bis auf die Unterhosen aus und sprangen hinein ins schwarze Nass. Ich tauchte ein ins Wasser, wieder hoch und sah wie alles um mich herum zu leuchten
begann. Gemischte Gefühle aus Angst und Freude überkamen mich und ich begann zu lachen. Ich und Lena schwammen umher und bestaunten unere Körper, die
überall wie mit kleinen Lichterketten bestückt zu leuchten begannen. Nach ungefähr 5 Minuten im Wsaser kehrten wir wieder zurück aufs Boot. Die Luft
war immer noch angenehm warm. Der Bootsführer machte sein Boot wieder bereit, um loszufahren und kurz darauf fuhren wir dann auch los. Wir schauten alle
zum Heck des Boots ins Wasser, wo eine blau schimmriges Licht die Spur erhellte, in der wir gerade gefahren waren. Nach ungefähr 5 Minuten waren wir
wieder beim kleinen Fluss und das Spektakel war zu Ende. Wir fuhren die ganze Strecke wieder zurück bis zu unserer Unterkunft. Wir bezahlten den Bootsfahrer
und kerhten zurück in unser Häuschen. Da bereiteten wir noch das Abendessen zu und besprachen das soeben Erlebte. Was für ein unerwarteter Abend.

Adrian Kölliker
06.07.2022

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