Hawaii

Vulkane, Lava und eine gesperrte Strasse

12.09.2022 - 16.09.2022

Wir kamen wohlbehalten In Big Island, oder Hawaii, wie die Insel eigentlich offiziell heisst, an. Wir holten unser Gepäck und machten uns auf den Weg zu den Autovermietungen. An einer kleinen Bushaltestelle warteten verschiedene Busse unterschiedlicher Autovermietungen. Nur von unserer Vermietung fehlte jede Spur. Wir sprachen also einen der anderen an, und fragten ob er uns auch mitnehmen könne. Etwas harsch sagte er uns, dass wir einfach warten müssten. So setzten wir uns hin und warteten. So sahen wir die Busse der anderen Autovermietungen vorbeifahren. Einmal, zweimal sogar dreimal sahen wir dieselben Busse abfahren und wieder zurückkommen. Und dann kam endlich unser Bus. Wir stiegen ein und fuhren zur Autovermietung. Dort gab es eine lange Schlange und eine mittelalterliche Dame sagte uns, dass nur jemand von uns anstehen darf. Etwas ungezogen verdrehte ich die Augen und machte mich dann vom Acker. Als Lena dann knapp 20 Minuten später an die Reihe kam, konnte sie uns ein Auto sichern und wir schafften es sogar, uns keine zusätzliche Autoversicherung andrehen zu lassen. So stiegen wir in unser Auto. Es war exakt dasselbe wie wir schon in Florida hatten. So fühlten wir uns direkt zuhause. Wir fuhren dann den steilen Hang hinauf Richtung Vulkan. Denn Lena hatte uns eine Unterkunft am anderen Ende der Insel besorgt. Sie freute sich schon riesig auf die Unterkunft.

Lena und ich waren beide müde. Die letzen Tage in Honolulu und auch der Monat davor in den USA war anstrengend. Es war unglaublich, wieviel wir erlebt und gesehen haben. Wir waren nun beide erschöpft von den vielen Eindrücken. Dadurch, dass hier in Nordamerika die Preise sehr hoch sind, haben wir uns wenige bis keine Pausen gegönnt. Das zahlte sich nun etwas aus. Bei uns beiden hatte etwas der Reisekoller eingesetzt. Und so fuhren wir beide schweigend zu unserer Unterkunft. Wir genossen es, übers Land zu fahren, die unglaubliche Landschaft aus dem Sitzen heraus bestaunen zu können und dazu Musik zuhören und nichts tun zu müssen.

Knapp zwei Stunden später kamen wir in unserer Unterkunft an. Die Landschaft hatte sich von kargen Lavafeldern, zu fast alpinen Landschaften hinüber zu einem Regenwald gewandelt. Unsere Unterkunft war in einem kleinen Weiler am Ende der Insel. Es gab rundherum nichts als Bäume und Urwald. Knapp einen Kilometer weiter war das Meer. Als wir bei unser Unterkunft vorfuhren, wurden wir auch zugleich von unserem Host Amy begrüsst und umhergeführt. Es war eigentlich ein kleines Haus, welches sich neben dem Haupthaus befand. Unser Haus hatte keine festen Wände. Rundherum war nur ein grosses Mückennetz gespannt. Das Haus selber hatte 3 Räume. Ein Wohnzimmer, eine Küche und ein Schlafzimmer. Wir verräumten unsere Einkäufe und setzten uns hin. Wir waren völlig erschöpft. Es begann draussen zu regnen und wir sassen einfach nur da und hörten dem Regen zu, wie er auf unser Wellblechdach und die grossen grünen Blätter rundherum fiel. Es wurde langsam dunkel, aber keiner von uns mochte das Licht anzünden. So sassen wir da und hörten dem Regen zu. Wir entschlossen uns dann, unseren Aufenthalt in Big Island um einen Tag zu verlängern. Damit wir morgen noch einen ruhigen Tag einlegen könnten. Der Raum war nur erleuchtet von unseren Handys. So versuchte Lena unsere nächste Unterkunft in Maui umzubuchen und ich beschäftigte mich mit dem Umbuchen des Fluges nach Maui. Es klappte eigentlich alles ganz gut. Anschliessend mussten wir noch unser Auto hier auf Big Island um eine Nacht verlängern. Das ging leider nur telefonisch. So riefen wir kurz an und zu unserer grossen Erleichterung ging auch das ohne Probleme. Anschliessend waren wir so müde, dass wir ohne Abendessen zu Bett gingen. Draussen hatte ein riesiges Konzert von Fröschen begonnen. Sie quakten in einer Lautstärke, wie ich sie vorher noch nie gehört hatte. Aber es hinderte uns beide nicht daran, schnell einzuschlafen.

Am nächsten Morgen erwachte ich früh. Draussen war es noch dunkel, aber der Himmel verfärbte sich bereits rosa. Ich musste auf die Toilette gehen, und da wir keine Toilette in unserem Haus hatten, sondern es nur eine im Haupthaus gab, musste ich wohl oder übel das Haus verlassen. Ich streifte mir kurz ein T-Shirt über, schob die Fliegengitter Tür auf und stand vor unserem Häuschen. Im Hintergrund ging gerade die Sonne auf. Barfuss betrat ich das noch etwas feuchte Gras. Im Hintergrund zwitscherten Vögel und Kröten. Noch etwas verschlafen lief ich zur Toilette und genoss das kühle Gras unter meinen Füssen. Die Sonne ging auf und es wurde ein wunderschöner Tag. Lena und ich frühstückten und genossen den Morgen in unserem kleinen Häuschen. Lena machte sich dann alleine auf den Weg, um noch etwas die Gegend zu erkunden und ich blieb noch etwas zurück und beschäftigte mich ein wenig meinen Computer. Nicht, dass dieser sich noch vernachlässigt fühlt. Etwa zwei Stunden später war dann Lena zurück und wir gingen dann gemeinsam los. Sie hatte nämlich einen kleinen Strand in der Nähe entdeckt. Der Strand war in einer U-förmigen Bucht. Der Weg führte einer steilen Klippe entlang nach unten. Es gab keinen offiziellen Weg, nur einen Trampelpfad. Das letzte Stück mussten wir sogar klettern. Der Anblick war aber einfach überwältigend. Ein pechschwarzer Strand, welcher direkt ins türkisfarbene Meer verläuft. Umgeben ist der Strand von rot-braunen Klippen, auf denen grüne Palmen thronten. Das war es nun also. Das Hawaii, von dem so viele Leute geschwärmt hatten. Am Strand hatte es nur einige wenige Touristen. Aber viele Einheimische. Der erste Teil des Strandes bestand noch aus Kieselsteinen und einem grossen Felsen inmitten der Bucht. Barfuss taumelten wir über die spitzigen Steine. Ich entschied mich dann, den Felsen unten rum zu umlaufen und Lena dazu, oben rum. Was sichtlich die bessere Entscheidung war. Denn die Wellen hatten es so richtig in sich. Ich konnte nur knapp verhindern, dass mich die Welle an den scharfen Felsen worf. So drehte ich um und folgte Lena, etwas weiter oben dem Strand entlang. Wir kamen dann auch schon bald zu einem gemütlichen Plätzchen auf feinem schwarzen Sand und setzten uns kurz hin, bevor wir dann ins Wasser gingen. Aber die Wellen waren unfassbar stark. Ungefähr 3 Meter hoch kamen sie in die Bucht und schlugen mit voller Wucht zu. Wenn man dort stand, wo die Wellen brachen, hatte man keine Chance, nicht mitgerissen zu werden. Man musste genau rechzeitig ins Meer schwimmen und den Ort passieren, wo die Wellen brachen, ansonsten befand man sich wieder ganz oben am Strand. Mit einigen Schürfwunden. Lena wurde es dann schnell zu gefährlich und sie lief zurück zu unserem Platz. Ich wollte noch etwas bleiben. Mir gefielen die hohen Wellen und das kühle Wasser an meinen Füssen. Neben mir spielten zwei kleine einheimische Jungen mit langen Haaren. Sie hatten absolut keine Angst vor den Wellen, im Gegenteil, sie stürzten sich rein, sprangen raus und versuchten unermüdlich mit einem Bodyboard die Wellen zu reiten. Fasziniert beobachtete ich diese. Lena hingegen beobachtete einige andere Touristen, die auch die unglaubliche Gewalt der Wellen unterschätzen. Regelmässig wurde wieder einer von seinen Füssen geholt über die scharfen Steine geschleift. Diese Stürze endeten meistens blutig. Und Lena hörte nur die Einheimischen hinter ihr sagen, dass es wieder einen Touristen genommen habe. Wo denn, fragte ein anderer. Da antwortete man ihm: "Da wo immer".

Am Abend kochten wir dann das erste Mal in unserem kleinen Appartment. Es gab Fajitas. Es hatte wieder begonnen zu regnen und wir genossen auch am zweiten Abend die Geräusche des Regens. Zu denen wir dann auch schnell einschliefen.

Am nächsten Tag hatten wir dann endlich wieder genügend Energie, etwas zu unternehmen. Und zwar wollten wir heute in den Volcanoes Nationalpark gehen. Dies war eigentlich einer der Hauptgründe, warum Lena auch so fasziniert ist von Hawaii. Denn hier sollte man richtige Lava fliessen sehen. Leider ist der Lavafluss vor einigen Jahren zum Erliegen gekommen. Nichtsdestotrotz freuten wir uns, den noch aktiven Vulkan zu besteigen. Wir fuhren mit dem Auto los, kamen ungefähr 2 Stunden später beim Nationalpark an, Lena zeigte wieder voller Stolz ihren Nationalparkpass und wir fuhren direkt zum Visitor Center. Dort holte Lena ihren Stempel für das kleine Nationalparkbüchlein und wir schauten noch einen Film zur Entstehung Hawaiis. Auf einer grossen Karte planten wir unseren Aufenthalt und entschlossen uns, zwei Aussichtspunkte und zwei Wanderungen zu machen. Das Wetter war etwas bewölkt, aber es regnete zumindest nicht. Wir fuhren mit unserem Auto los zum ersten Aussichtspunkt. Dieser befand sich auf dem höchsten Punkt des Kraters. Von hier aus hatten wir eine unglaubliche Aussicht in den Krater. Der Krater sah aus, wie man sich einen Vulkan vorstellt. Schön rund und in der Mitte hatte es ein Loch. Das Loch war zwar tief, aber es war auch gefüllt und es wachsten sogar die ersten Pflanzen darin. An verschiedenen Orten sah man, wie Rauch aus dem Boden stieg. Es war ein unglaublicher Anblick. Kurz danach fuhren wir zum nächsten Haltepunkt. Zu sogenannten Blow Holes. Das sind Löcher, aus denen Rauch oder besser gesagt, Wasserdampf aufsteigt. Wir stiegen aus und betrachteten das Loch. Wie soll ich sagen, viel gab es nicht zu sehen. Es war einfach ein Loch, aus dem Wasserdampf emporstieg. Wir stellten uns beide in den Wasserdampf und waren dann auch etwas erstaunt, wie heiss er war. Und wie fest er nach Schwefel stank. Wir fuhren weiter und unser nächster Spot waren Schwefelfelsen. Also Felsen, die aufgrund von Schwefel ganz gelb waren und fürchertlich stanken. Aber es war interessant, die mal zu sehen. Anschliessend fuhren wir weiter und kamen zur Wanderung, die wir machen wollten. Wir hatten eigentlich keine grosse Wahl, welche Wanderung wir unternehmen wollten. Denn mein Vater hatte mir ein Foto mit einem Ort gesendet, den ich unbedingt besuchen musste. Und wie soll ich sagen, dieser befand sich in der Mitte der längsten Wanderung. Unten in der Mitte des Kraters. So begannen Lena und ich die Wanderung. Wir kraxelten den Vulkan auf der Innenseite herunter und befanden uns dann auf einer riesigen Fläche aus schwarzem, erkalteten Lavagestein. Der Boden war teilweise ganz flach, teilweise aber auch aufgesprengt mit scharfen Kanten. Wir genossen es, über die riesige Fläche zu laufen. Die schiere Unendlichkeit, die unwirtliche, aber faszinierende Landschaft, und die kleinen Pflanzen, die aus jeder Ritze begannen zu wachsen haben uns sehr fasziniert. Als wir dann knapp 3 Stunden später wieder auf der Rim, der Kraterhöhe angekommen waren, waren wir komplett durchgeschwitzt. Wir entschieden uns dann noch dazu, mit dem Auto bis ans Meer zu fahren und wieder zurück. Die Landschaft wechselte sich wieder von vulkanisch, zu einem kleinen Wald, zu einer Steppe mit nur gleichen Pflanzen bis zum Meer. Überall sah man wieder riesige erkaltete Lavafelder, die nichts als schwarze Streifen in der Landschaft zurückliessen.

So fuhren wir zurück zu unserer Unterkunft. Unterwegs gingen wir noch etwas Kleines einkaufen für das Nachtessen. Heute gab es Pasta mit Bolognese. Mmh. Dazu schauten wir eine Folge Hawaii Five-0 und konnten es nicht ganz fassen, dass wir uns nun genau da befanden, wo die Serie spielt. Wir schliefen voller neuer Eindrücke ein.

Am nächsten Tag war auch nichts von Ruhe geplant. Denn mein Vater hatte mir noch zwei weitere Orte auf der Insel genannt, die wir unbedingt besuchen mussten. Das eine war ein grosser Wasserfall und das andere ein schwarzer Strand. So machten wir uns auf den Weg dahin. Wir fuhren aus unserem Parkplatz heraus und genossen die aufgehende Sonne. Wir waren alleine auf der Strasse unterwegs. Die Strasse war dunkelschwarz, mit einem leuchtend gelben Streifen in der Mitte. Rund um uns herum war es grün und der Himmel strahlend blau. Wiederum nach knapp zwei Stunden kamen wir zum Wasserfall und machten dort eine kleine Wanderung. Der Wasserfall befand sich auch Mitten im Dschungel und war ziemlich hoch, hatte aber nicht so viel Wasser. Unterwegs schossen wir noch einige Fotos von Pflanzen und ich fühlte mich etwas wie ein Rentner. Ob es wohl Zeit war für ein neues WhatsApp Anzeigebild? Wir verliessen den Wasserfall wieder und fuhren weiter zum Strand. Auf halbem Weg merkten wir aber, dass uns langsam das Benzin ausging. So schaute ich kurz nach, wo sich die nächste Tankstelle befand. Da wir etwas im Nirgendwo waren, hatten wir natürlich auch keinen Empfang. Und da es noch mehr ins Nirgendwo ging, entschieden wir uns, umzukehren und in der letzten Stadt tanken zu gehen. Die Stadt befand sich aber ungefähr 40 Minuten in die andere Richtung und so verloren wir ungefähr anderthalb Stunden. Knapp 3 Stunden später kamen wir dann also in dem kleinen Ort an, an dem sich der Strand befand. Wir fuhren vorbei an zwei Tankstellen!!!! und kamen zu einer Klippe mit einem grossen Schild, auf dem stand: "Road closed". Das darf doch nicht wahr sein. Wir stiegen aus und liefen zum Aussichtspunkt. Und da, im Tal unten sahen wir den riesigen schwarzen Strand, von dem wir ein Foto von meinem Vater hatten. Aber da die Strasse gesperrt war, gab es keine Möglichkeit da hinunter zu kommen. Etwas traurig bestaunten wir den schönen Strand halt aus der Ferne. Als wir zurück gingen, lief ich nochmals beim Strasse gesperrt Schild vorbei, um ein Selfie zu machen. Dabei endeckte ich hinter dem grossen Schild ein weiteres, mehr stationäres Schild, auf dem stand, dass die Strasse nur mit einem 4x4 Auto befahren werden darf, nur von Personen mit einer Bewilligung. Wie mein Vater damals da nach unten gekommen ist, liess mich etwas fragend zurück.

Wir hatten nun genug gesehen und machten uns wieder auf den langen Weg zurück zu unserer Unterkunft. Ein letztes Mal schliefen wir zum Quaken der Frösche und zum Prasseln des Regens ein, bevor wir dann am nächsten Morgen auscheckten und uns auf dem Weg zum Flughafen machten.

Adrian Kölliker

23.09.2022

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