
Guatemala
Die verlassene Stadt voller Wunder
Tikal hat Adi entdeckt. Als er im Reiseführer von Zentralamerika blätterte und sah, dass man Mayaruinen besuchen kann, war er Feuer und Flamme. Und Tikal ist eine der grössten alten Mayastädte in Zentralamerika. Und sie lag nun direkt vor uns. Die Vorfreude war also riesig. Nach dem irgendwie anstrengenden Tag waren wir dann froh, endlich in der Jungle Lodge zu sein. Wir hatten noch nichts von Tikal gesehen. Doch im Naturpark waren wir voll angekommen. Das Hotel hatte nur zu gewissen Zeiten Strom, WLAN gab es nur in der Lobby. Und gleich danach kreuzte ein kleines Wildschwein unser Weg. Wir waren also voll angekommen im Dschungel und freuten uns über unser schönes Zimmer. Wir sassen noch etwas im Restaurant und arbeiteten bis wir dann unser Abendessen genossen und früh schlafen gingen. Denn morgen ging es mit der Tour bereits um 4 Uhr früh los. Wir packten noch unseren Rucksack und waren voller Vorfreude. Pünktlich um halb vier klopfte es an unserer Türe und wir wurden gebeten aufzustehen. So zogen wir uns an und liefen noch halb verschlafen zur Lobby. Und dann ging es los. Bewaffnet mit Stirnlampen zeigten wir unsere am Vortag gekauften Eintrittsbillete und tauschten diese gegen zwei Armbändel. Gut, eigentlich waren wir nur noch mit einer Stirnlampe bewaffnet, denn Adi stellte fest, dass er seine irgendwo verloren hatte. Aber auch mit einer Lampe schafften wir den Weg gut und es ging los in den Dschungel. Wir sahen nicht viel und lauschten gespannt unserem Guide - César. Er erzählte von den Maya, vom Fluss des Lebens, den Sternen und der Zahl 13. Schon bald waren wir im Dunkeln vor einem vermeintlichen Berg angekommen. Es war aber kein Berg sondern ein erstes Maya Bauwerk. Wir stiegen die steilen Treppen nach oben. Zuoberst angekommen waren wir umgeben von vollkommener Dunkelheit und den Geräuschen des Dschungels. Wir hörten Insekten, Vögel und Brüllaffen und starrten fasziniert in den Sternenhimmel, in welchem unzählige Sterne auf uns herabschienen. César ging währenddessen wieder nach unten und zeigte uns mit seiner Taschenlampe, wie schlau die Mayas gebaut hatten. Denn je nach Sonnenlicht ergeben sich Schatten, die wiederum ein Bild ergeben oder in eine Richtung zeigen. Im Dunkeln ging es weiter. So langsam wurde es aber etwas heller. Wir waren dann auch bald beim Tempel IV angekommen. Und dann hiess es Treppensteigen. Es ging nach oben - gefühlt 5 Minuten. Oben angekommen standen wir nun das erste Mal auf dem grössten Mayatempel von Tikal. Und so langsam sahen wir auch, worauf wir standen. Wir konnten das nicht wirklich realisieren, nahmen auf den Stufen zuoberst Platz und schauten Richtung Sonnenaufgang. Je länger wir in Richtung aufgehende Sonne schauten, umso mehr andere Tempel sahen wir im Dschungel. Alles war grün, doch hie und da schaute wieder ein Tempel aus dem Dickicht. Wir sassen da und sprachen kein Wort. Alles war wie auf den Bildern. Doch die Bilder waren eine Untertreibung. Es war alles so viel eindrücklicher, schöner, natürlicher und mystischer. Wir waren begeistert und kein Stück enttäuscht, so früh aus dem Bett gekrochen zu sein. Der Sonnenaufgang war leider von Wolken begleitet. Doch wir sahen die Sonne und es war trotzdem wunderschön. Danach ging es wieder nach unten und es ging weiter mit der Tour. Wir sahen den Hauptplatz, welcher von zwei grossen Tempeln und weiteren religiösen und verwaltungstechnischen Gebäuden umgeben war. Und wir waren fast die einzigen. Denn er Park war für die Öffentlichkeit immer noch geschlossen. Was für ein Privileg und was für ein Glück. Wir lauschten weiter den Geschichten vom Guide. Diese wurden leider aber mit der Zeit immer etwas verwirrender und er war wohl mehr verbunden mit den Sternen als mit der Erde. Um 8 Uhr kamen wir dann nach einer kleinen Wanderung durch das Gebüsch direkt bei unserer Unterkunft an und bestellten so schnell wie möglich das Morgenessen. Denn wir wollten keine Zeit verlieren und sofort wieder in den Park. Nach einer kleiner Stärkung ging es also wieder ab durchs Gebüsch in den Park. Und wir liefen los. Wir waren schlau und gingen zuerst zum Hauptplatz zurück. Dort vermuteten wir am wenigsten Leute, da es wohl bei den meisten in der Mitte der Tour lag. Wir lagen dann auch goldrichtig und hatten den riesigen Platz fast für uns alleine. Wir kamen aus dem Staunen nicht mehr raus. Wir stiegen dann auch auf den einen der zwei Tempel und genossen die Aussicht von oben. Danach erkundeten wir rechts und links vom Platz alle Gebäude. Mittlerweile war es fast 9 Uhr und auch schon fast 30°C. Für mich war das langsam genug warm und ich machte schon die ersten Trinkpausen. Wir erklommen dann trotzdem jedes Gebäude, das wir sahen. Und es stellte sich schnell heraus, dass alle Gebäude genau gleich aufgebaut waren. Als wir dann bei einem verlassenen Gebäude das oberste Zimmer erkundeten, lief Adi plötzlich sehr schnell wieder aus der Kammer und sagte, ich solle auch herauskommen. Ich hatte jedoch irgend ein Insekt auf dem Rücken und wollte, dass Adi das Insekt wegmachte. Er blieb aber dabei und rief, dass ich sofort rauskommen sollte. Gesagt, getan. Und draussen merkte ich dann auch, wieso Adi so aufgeregt war. Nicht nur auf meinem Rücken war ein Insekt. Auch Adis Haare waren voll davon. Und auch um meimem Kopf flogen nun Insekte und verfingen sich auch in meinen Haaren. So kämpften wir also gegen diese an und liefen schreiend davon. Irgendwann hatten wir uns beruhigt und auch gemerkt, dass die Insekten nicht so gefährlich waren und wohl auch nicht stochen. So untersuchten wir dann unsere Haare und kramten noch rund 20 fliegenähnliche Insekten aus unseren Haaren. Die Aufregung verflog langsam und wir wurden uns den Abenteuern bewusst, die wir gerade erleben. Danach ging es weiter. Wir erkundeten wirklich jede Ecke und jedes Gebäude. Wir erklommen sogar nochmals den Sonnenaufgangstempel. Wir waren fasziniert und sprudelten vor Energie. So genossen wir dann auf den verschiedenen Tempel eine kleine Pause, tranken Wasser und stellten uns vor, wie die Stadt wohl früher ausgesehen hat. Wir wussten, dass es sicherlich nicht so schön grün war. Denn für den Bau all der Gebäude mussten die Bäume gefällt werden. Dank dem Schutz des Areals fühlt man sich heute wie in einem Nationalpark. So sahen wir auch unglaublich viele Tiere. Mehr als in Costa Rica. Wir konnten in aller Ruhe einer Affenbande zuschauen, die nur wenige Meter über unseren Köpfen spielte. Wir sahen Papageie, Truthähne, Tukane und viele kleine Gekos. Und dann sahen wir auch noch Caotis. Das sind Nasenbären. Und die sind immer in Gruppen unterwegs und sehen unglaublich süss aus! Unser Tag war also gefüllt mit einer Mischung aus Naturpark und Mayaruinen und wir konnten gar nicht genug davon bekommen. Wir blieben bis um 2 Uhr im Park. Und schafften es auch, alles zu erkunden. Bei einem Tempel waren wir sogar vollkommen alleine. Und auch sonst hatte es nicht wirklich viele Gäste. Wir konnten alles in Ruhe bestaunen. Wieder zurück im Hotel, assen wir kurz etwas bevor es dann um 3 Uhr losging auf die Sonnenuntergangstour. Mit dieser konnten wir wieder länger im Park bleiben als alle anderen. So gingen wir also zu neunt los und lauschten wieder den Geschichten von César. Wir nahmen eine andere Route als am Morgen und er erzählte zum Glück auch neue Geschichten. So machten wir uns langsam auf den Weg zum Sonnenuntergangstempel. Auf dem Weg dorthin sahen wir wieder Caotis, Papageien, Tukane und viele Affen. Um 6 Uhr ging es dann los und so langsam ging die Sonne unter. Auf dem Tempel mit uns waren nur zwei kleine andere Gruppen und wir fühlten uns wieder fast alleine im Park. Es war wunderschön. Und obwohl wir auch wieder beim Sonnenuntergang eine Wolke hatten, verfärbte sich auch hier der Himmel wunderschön. Zusammen mit dem Wissen, das wir nun über die Mayas hatten, waren die Minuten auf dem Tempel einfach magisch. Wir konnten nicht wirklich fassen, an einem so schönen Ort zu sein. Um 7 Uhr waren wir dann wieder zurück im Hotel. Wir setzten uns direkt an einen Tisch und warteten ungeduldig auf das Abendessen. Denn so langsam neigten sich unsere Kräfte dem Ende zu und wir waren sehr hungrig. So genossen wir dann das Essen umso mehr und machten uns nach einer kalten Dusche direkt auf den Weg ins Bett. Denn am nächsten Morgen fuhr unser Shuttle bereits um 5 Uhr in der Früh. Immer noch müde und berauscht vom schönen Tag gestern machten wir uns am nächsten Morgen mit dem Shuttle auf den Weg Richtung Flores. Auf halbem Weg hiess es dann aber Aussteigen. So standen wir neben einer Hauptstrasse irgendwo im Nirgendwo und wussten nur, dass uns wahrscheinlich in einer Stunde ein anderer Shuttle mitnehmen sollte. Auch hier, alles war per Whatsapp abgemacht worden. Ob das nun klappte oder nicht, war schwierig abzuschätzen. Doch wie immer. Mit 5 Minuten Verspätung kam dann der nächste Shuttle. Da das Gepäck der anderen bereits sicher auf dem Dach verpackt war, mussten wir unsere grossen Rucksäcke mit ins Büssli nehmen. Und es waren nur noch zwei Sitze frei. Zusammen mit unseren grossen Rucksäcken auf dem Schoss war das defintiv nicht die angenehmste Fahrt. Doch es ging zum Glück nicht lange und nach einer Stunde erreichten wir bereits die Grenze. Es kam ein Mann in den Bus, der uns kurz erklärte, wie der Grenzübergang ablief und noch unsere Quetzales in Belize Dollar tauschte. Wir packten also unsere Rucksäcke und liefen los. Gespannt auf die neuen Abenteuer und vor allem die Bürokratie an der Grenze.

Lena Gisiger
15.05.2022

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