
Guatemala
Der Bankbesuch
So standen wir am nächsten Morgen bereit und wurden auch prompt von einem Tuktuk abgeholt. Wir fuhren zum Parkplatz des Dorfes
und warteten da. Andere Reisende kamen an. Und diese wurden immer wie ungeduldiger, da der Bus noch nicht da war. Wir hingegen
nahmen es gelassen und setzten uns an eine Mauer. Einige Zeit später kam dann der Bus. Wir durften als erste einsteigen, da wir
wohl die Reiseleiter nicht so genervt hatten, wie die anderen Touristen und so suchten wir uns einen Platz ganz vorne im Bus mit
Aussicht aus der Frontscheibe.
Die Busfahrt verlief eigentlich ohne grosse Probleme. Einmal mussten wir halten und bewegten uns ungefähr 30 Minuten nicht mehr
vom Fleck. Um den Bus herum liefen viele Menschen. Einige hatten Waffen, andere waren Polizisten. Als einer unserer Mitfahrer den
Buschauffeur fragte, was da los sei, hiess es nur ein Unfall. Wir wollten auch gar nicht mehr wissen und warteten geduldig bis
wir endlich weiterfahren konnten. Ein zweites Mal wurde unsere Fahrt unterbrochen, da wir an einem Flussbett angekommen waren. Wir
mussten den Fluss überqueren. Und als Fähre diente ein Floss. Das Floss bestand nicht aus mehr als ein Paar Holzstämmen und zwei
Motorbootmotoren. Der Fahrer fuhr auf das Floss. Wir legten ab und kurze Zeit später auch schon wieder an. Keine grosse Sache.
Wir waren aber doch froh, als wir dann auf der anderen Seite wohlbehalten angekommen waren.
Einen dritten Stopp legten wir ungefähr 20 Minuten vor Flores ein. Eine mittelalte Frau stieg in den Bus und erklärte uns während
der Weiterfahrt stehend, dass sie Reiseleiterin sei. Sie gab uns einen Flyer mit verschiedenen Angeboten zu Tikal und auch zur
Weiterreise nach Mexiko und Belize. Wir waren noch etwas skeptisch, und wollten uns nichts aufschwatzen lassen. Aber wir notierten
uns ihre Handynummer, so dass wir ihr später schreiben konnten, falls wir kein besseres Angebot fänden. Als wir ausstiegen, sagte
sie uns noch, dass wir auf der Insel Flores bleiben sollen, sobald es dunkel wird. Die andere Seite sei nicht sicher. Auch erzählte
sie uns noch, dass an einigen Orten der Grenzübertritt nach Mexiko sehr gefährlich sei für Touristen. Wir checkten die genannten
Grenzübergänge ab, keiner davon war auf unserem Reiseplan. Wir waren etwas erleichtert, aber doch etwas eingeschüchtert, dass wir
uns nicht wie sonst frei bewegen konnten. Bis jetzt hatten wir in ganz Guatemala noch nie ein schlechtes Gefühl. Wir konnten uns
bis jetzt immer Abends auch zu Fuss überall hin bewegen.
Nachdem wir unser Gepäck im Hotel verstaut hatten, suchten wir uns etwas zum Essen. Wir liefen einmal um die ganze Insel. Sie war
nicht besonders gross und mit einer Brücke zum Rest der Stadt verbunden. Wir machten uns auch noch kurz auf Tripadvisor schlau, wo
wir etwas gutes zu essen finden. Dort hiess es, dass es das beste Essen in einem Hostel gab. Also machten wir uns auf dahin und
genossen das leckere Abendessen in einem als Urwald dekorierten Hostel.
Am nächsten Tag ging es am Nachmittag weiter nach Tikal in unser nächstes Hotel. Davor mussten wir aber noch einiges erledigen.
Denn wir brauchten bereits Eintrittstickets in den Nationalpark, da wir den Sonnenaufgang sehen wollten. Und das Kassenhäuschen
beim Park öffnet erst um 9:00 Uhr. Wobei die Tore für in den Park für Touren bereits um 04:00 Uhr öffneten. Etwas erstaunt über diese Logik
machten wir uns auf die Suche nach einer Verkaufsstelle für die Eintrittstickets. Im Internet fanden wir heraus, dass wir diese
Tickets nur in den Bankfilialen einer bestimmten Bank kaufen konnten. Wir googelten also kurz, wo wir so eine Bank finden konnten.
Natürlich nur auf der anderen Seite der Brücke. Wir machten uns also auf, suchten uns ein Tuktuk und fuhren auf die andere Seite zu
einem grossen Einkaufszentrum. Dort sollte die nächstgelegene Filiale der besagten Bank sein. Wir bezahlten den Tuktukfahrer und
marschierten ins Einkaufszentrum.
Bereits an der Türe empfingen uns 3 schwerbewaffnete Polizisten. Sie schauten uns mürrisch an,
liessen uns aber passieren. Wir suchten also den Eingang zur Bank und fanden diesen auch. Als wir die Türe aufmachen wollten, klemmte
diese aber irgendwie. Wir versuchten dann etwas heftiger die Türe aufzumachen, bis wir bemerkten, dass uns zwei böse Augen durch einen
Schlitz in der Türe anstarrten. Sie gaben uns ein Zeichen, von der Türe zurückzutreten, was wir dann auch taten. Und schon ging die Türe
auf und ein bewaffneter Sicherheitsbeamter schaute uns etwas mürrisch an. Wir betraten die Bank und der Sicherheitsmann wies uns an,
die Masken anzuziehen, die Finger zu desinfizieren und die Körpertemperatur zu messen. Nachdem wir dies alles gemacht hatten, betraten
wir die Schalterhalle. Und ich fühlte mich etwas in der Zeit zurückversetzt. Es gab 3 grosse Schalter. An einem Schreibtisch sass ein
Beamter, welcher mit Credito angeschrieben war. Von technischen Geräten fehlte jede Spur in dieser Bank. Die Bankangestellten hinter dem
Schalter zählten Banknotenbündel so dick wie eine Turnschuh. Wir begaben uns in die Reihe und warteten bis wir dran waren. Als
wir dann den Schalter sahen, sah ich doch erste Zeichen von technischen Geräten. Es gab am Schalter einen Computer. Ich denke
Rechenmaschine ist da eher der treffende Namen. Computer wäre gerade etwas übertrieben. Daneben stand ein Drucker. Aber nicht ein
normaler Drucker, sondern einer dieser alten Drucker. Bei denen man ein Papier in Checkgrösse einlegen kann, der Drucker das Papier
einzieht, mit Schreibmaschinenbuchstaben bedruckt und wieder herausgibt. In einer Geschwindigkeit, die eher in Stunden als in Sekunden
gemessen wird. Was uns aber am meisten besorgte war, dass von einem Kartenlesegerät jede Spur fehlte. Auch einen Bankomaten gab es nicht
in dieser Bank. Und unsere Bargeldreserven reichten nicht mehr, um die Tickets in bar zu bezahlen. So verliess ich die Bank, um einen
Bankomaten zu suchen. Ich irrte durch das Einkaufszentrum und fand keinen. Ich zog kurz mein Handy zu Rate und dieses sagte mir, dass ich im
Supermarkt einen Geldautomaten finden würde. Klar auch, warum bin ich nicht früher auf die Idee gekommen. Also begab ich mich in den
Supermarkt, fragte den Sicherheitsmann mit meinen bescheidenen Spanischkenntnissen nach dem Cajero automatico und fand diesen dann neben
den Jogurts, oder den Tschogurts wie Lena immer so liebevoll sagt. Ich liess ebenfall ein turnschuhgrosses Bündel Banknoten aus dem Automaten,
ging wieder zurück zum grimmig schauenden Sicherheitsmann, liess meine Temperatur messen und desinfizierte meine Hände und ging zurück
zu Lena. Sie hatte inzwischen einige Kunden vorbeigelassen. Die Bankangestellten machten nichts anderes als von den neuen Kunden Geldscheinbündel
in allen Grössen entgegen zu nehmen und von Hand zu zählen. Als wir dann dran kamen, übernahm Lena das Wort. Wir brauchten für den nächsten
Tag drei Tickets. Ein Sonnenaufgangsticket, ein Tagesticket und ein Sonnenuntergangsticket. Und das für zwei Personen. Und für jedes Ticket,
brauchte man eine Kopie und ein Original. Machte 12 Belege, die man drucken musste. Gut eine halbe Stunde später hatten wir dann unsere Tickets.
Ich gab der Frau am Schalter auch ein Geldbündel. Nicht so gross wie das der anderen aber auch dieses zählte sie wieder in aller Ruhe.
Anschliessend behielt sie die Originale unserer Tickets und gab uns die Kopien mit. Etwas erstaunt verliessen wir die Bank wieder. Wir kauften
noch etwas Wasser für den nächsten Tag und machten uns dann mit dem Tuktuk wieder auf den Weg zurück zu unserem Hotel.
Von dort aus, suchten wir noch ein kleines Restaurant direkt am See auf, in welchem ich dann noch etwas arbeitete. Lena schrieb der mittelalterlichen
Frau per WhatsApp, um den Transport nach Belize zu organisieren. Dies stellte sich als komplizierter heraus als gedacht. Vorallem war die Kommunikation
eher mühsam, da die mittelalterliche Dame lieber Sprachnachrichten versendete als Textnachrichten. Und wer uns kennt, weiss, dass wir keine grossen Fans
von Sprachnachrichten sind. Anschliessend wurden wir
in einem benachbarten Hotel von einem Pickup Truck abgeholt. Mit diesem fuhren wir an den Flughafen, von wo aus wir dann mit einem Bus in
den Dschungel zu unserem nächsten Hotel, der Jungle Lodge gefahren wurden.

Adrian Kölliker
15.05.2022

Reise in die Vergangenheit mit uns und erfahre, von wo wir kamen.

Hier gelangst du zur Übersicht mit allen Tagebucheinträgen von Guatemala.

Wo wir als nächstes waren? Erfahre es hier.