
Ecuador
Die Schönheit Galapagos
So warteten wir am Steg in einer kleinen Schlange, bis uns ein grummlig aussehender Seeman anwies, in ein kleines Boot zu steigen. Dies war eine Art Wassertaxi.
Wir stiegen mit unserem Gepäck ein und fuhren los. Nach ungefähr 10 Metern hielt der Kapitän an und verlangte von jedem 1 US Dollar Taxigebühr. Erst als
alle bezahlt hatten, fuhr er weiter. Das Ziel war keine 20 Meter weiter ein Schnellboot. Der Kapitän des Taxiboots band das Schiff am Schnellboot fest und er
und der Kondukteur des Schnellbootes hievten die Gepäckstücke aller Passagiere in das Schnellboot. Sobald alles auf dem Schnellboot lag, wiesen sie uns an, auf das
Schnellboot zu steigen. Der Schildkröten Guide von heute Morgen hatte uns den Tipp gegeben, zu hinterst auf dem Schnellboot Platz zu nehmen, da dort das Schaukeln am
geringsten wäre. Also folgten wir diesem Tipp. Zum Glück konnten wir noch einen Platz ergattern. Direkt vor den 4 250 PS Motoren. Als alle Passagiere auf dem Schnellboot
waren, zog das Taxiboot wieder von dannen. Der Kapitän des Schnellboots startete die Motoren und langsam fuhren wir aus dem Hafen. Das Boot schaukelte bereits im Hafen enorm.
Als wir ungefähr 100 Meter aus dem Hafen herausgefahren waren heulten die Motoren hinter uns auf und das Boot nahm Fahrt auf.
Der Himmel war bewölkt und es schien, als ob es bald zu regnen beging. Schon nach kurzer Fahrt waren wir auf dem offenen Meer. Und das Wasser war so unglaublich wie
ich es noch nie gesehen hatte. Das Wasser war türkisblau und die Wellen höher als das Schiff, auf dem wir fuhren. Die Landschaft, die sich vor uns eröffnete war eine kleine
Hügellandschaft. Wenn man auf der Spitze einer Welle angekommen war, sah man hunderte von Metern weit. Wenn man in einem Wellental war, sah man nicht weiter als 10 Meter.
Rund um das Schiff waren Wände aus türkisfarbenem Wasser. Die Wassermassen dieser Wände sind kaum zu beschreiben. Es waren nicht Wellen, wie ich sie aus dem Mittelmeer kannte.
Es war einfach das Meer, das 4 Meter über uns war. Und so fuhren wir von Wellental auf Wellenberg und wieder herunter. Das Wasser spritze und die Menschen auf den hintersten
Plätzen, also wir, wurden richtig nass. Aber das spielte keine Rolle, denn das Schiff schaukelte hier wirklich am wenigsten. Schon nach kurzer Zeit begann eine Frau 3 Sitze neben mir in
einen Plastiksack zu erbrechen. Es ging nicht lange, bis auch ein weiterer Passagier seinen Mageninhalt in einen Plastiksack überführten. Lena hatte zwar etwas Angst auf dem Schiff,
aber schlecht schien ihr nicht zu sein. So konzentrierte ich mich auf das Meer und versuchte in den Unmengen an Wasser um mich einen Wal oder einen Delfin zu erspähen. Bei jedem
weissen Fleck, den ich sah, hielt ich inne. War das etwas? War das ein Wal? Ich fokussierte meinen Blick, aber schon war das Etwas weg. Denn wir waren wieder in einem Wellental
angekommen. Ich wartete ungefähr 30 Sekunden, bis wir wieder auf einem Wellenberg waren, aber das Etwas von vorhin war weg. Hatte ich etwas gesehen oder war es nur Einbildung?
Wir werden es wohl nie erfahren. Nach ungefähr 1,5 Stunden auf hoher See erspähte ich aber tatsächlich etwas. Und zwar sah ich direkt neben unserem Schiff einen dunklen Schatten
im Wasser. Was war das? Spielte mir mein Verstand wieder einen Streich? Aber nein, schon kurz darauf sah ich einen kleinen Schildkrötenkopf aus dem Wasser schauen, Luft holen und
dann wieder abtauchen. Beim Abtauchen kam der ganze Panzer der Schildkröte an die Wasseroberfläche und verschwand sogleich auch wieder. Er war dunkelbraun, etwas so gross, wie ein
Flachbildfernseher und genau so wie man sich eine Schildkröte vorstellt. Fasziniert, von dem was ich gesehen habe, versuchte ich noch mehr zu entdecken im offenem Meer. Aber mehr als
weisse Flecken entdeckte ich nicht mehr. Inzwischen war es auch noch einer dritten Person übel geworden. Aber wir näherten uns bereits wieder einer Insel. Vor uns erhob sich noch ein
Felsen im Meer, der genau so aussah wie eine Schildkröte. Der Felsen war komplett unbewohnt, nur einige Vögel sah man über dem Stein kreisen, während Wellen am Felsen brachen und mehrere
Meter hoch spritzen. Wir näherten uns langsam der Insel und fuhren in eine kleine, etwas ruhigere Bucht ein. Auf der linken Seite war das Land der Insel und auf der rechten Seite gab
es mehrere Felsen, die aus dem Wasser ragten. Und tatsächlich sahen wir einige Pinguine auf den Felsen stehen. Zwar nur in weiter Ferne, aber wir sahen sie. Unser Schiff setzte den Anker
und ein kleines Wassertaxi steuerte wieder auf unser Boot zu. Wir stiegen um, das Gepäck wurde umgeladen, wir fuhren einige Meter, die Taxigebühr wurde eingezogen, wir fuhren zum Steg,
wurden ausgeladen und liefen zu einem kleinen Häuschen, in dem man die Inselgebühr bezahlen konnte. 10$ pro Person. Wir bezahlten und liefen weiter. Etwas weiter fanden wir einen Mann
mit einem Schild, der auf uns wartete. Wir luden unser Gepäck auf die Ladefläche des roten Pickups und stiegen ein. Nach einer ungefähr 10-minütigen Fahrt waren wir in einem kleinen Dorf
bei einem kleinen Hotel angekommen. Wir stiegen aus und fragten den Chauffeur noch, wann es morgen weiter geht. Er sagte, dass er von nichts wisse. Er sei nur für den Transport hierher
verantwortlich. Schulterzuckend nahmen wir unser Gepäck entgegen und liefen zum Hotel.
Nachdem wir eingecheckt und uns etwas ausgeruht hatten, trafen wir uns wieder vor dem Hotel. Wir machten uns auf die Suche nach einem Restaurant für das Abendessen. Wir besuchten
noch eine kleine Lagune, in der es Flamingos geben sollte. Leider sahen wir nur einen einzigen rosaroten Flamingo, wie er einsam auf einem Bein in der Lagune stand. Die Sonne war nun
bereits untergegangen und wir liefen noch kurz an den Strand. Der Strand bestand aus feinem weissen Sand und war flachabfallend bis zum Meer. Es zog stark und wir alle zogen unsere Jacken an
und schauten noch den letzten Sonnenstrahlen hinterher. Anschliessend liefen wir noch etwas am Strand entlang, bis ein kleines mexikanisches Restaurant unsere Aufmerksamkeit auf sich lenkte.
Wir warfen einen kurzen prüfenden Blick rein, empfanden es als besuchenswert und traten ein. Wir wurden sehr freundlich vom Personal empfangen und mit leckerem mexikanischen Essen versorgt.
Nico hatte heute einen Spruch übers Jassen gemacht, und so hat Lena kurzerhand die Jasskarten eingepackt. Und nun packte sie sie aus. Nach einem kurzen Rumgemaule, dass die französischen
Karten die falschen Karten seien, begannen wir das erste Spiel. Ich spielte mit Anais und Nico mit Lena. Und was soll ich sagen. Wir verloren hochaus. Aber nicht, weil die anderen besser
gespielt hätten. Nein, weil sie wiesen was das Zeug hielt. Nach ein paar lustigen Runden kehrten wir dann dem mexikanischen Restaurant den Rücken zu und kehrten zurück ins Hotel, wo wir uns
für den nächsten Tag erholen wollten.
Am nächsten Tag traffen wir uns alle zum Frühstück im Hotel. Die Frau im Hotel bat uns, uns an einen Tisch zu
setzen und brachte uns unser Essen. Und sie hörte nicht mehr damit auf. Zuerst gab es Brot, dann Joghurt, dann Früchte, dann Müesli, dann Eier. Wir mussten ihr sagen, dass sie nicht
mehr bringen sollte, sonst hätte das wohl nie geendet. Anschliessend beschlossen wir, noch etwas dem Meer entlang zu laufen und zu schauen, ob wir noch ein paar Tiere finden würden.
Wir liefen dem Meer entlang, vorbei an einer gestrandeten Tsunami Boye in einen kleinen Nationalpark. Dort schlenderten wir weiter und kamen an verschiedenen Pflanzen und Lagunen vorbei.
Tiere sahen wir leider nicht so viel. Irgendwann mussten wir dann auch umkehren. Wir liefen den ganzen Weg zurück und kamen das zweite Mal an einer Stelle vorbei, die mit einem Warnschild
Iguana Crossing (ACHTUNG: Leguane überqueren die Strasse) versehen war. Da wir beim Hinlaufen schon keine Leguane gesehen hatten, machte sich Nico ein wenig lustig über das Schild. Doch
etwas zu früh. Denn keine 5 Meter weiter lagen ungefähr 15 Leguane sonnenbadend vor uns auf der Strasse. Wir schossen noch einige Fotos und kehrten dann zurück zu unserem Hotel. Dort
zogen wir unsere Badehosen an und packten unsere Sachen für den Nachmittag ein. Denn wir gingen schnorcheln.
Etwas später wurden wir dann von unserem Hotel abgeholt und zu einem Tauchzenter gefahren. Dort mussten wir einen Taucheranzug und Flossen anprobieren. Anschliessend wurden wir zum
Hafen gefahren. Auf dem Pier sonnte sich eine ganze Seelöwen Familie. Unser Guide ruderte mit den Armen und gab einem Kapitän auf einem Boot ein Zeichen, zu uns zu kommen. Dieser
schaute jedoch nur etwas mürrisch und schraubte weiter an seinem Boot herum. Nach einigen Telefonaten und weiteren Armkommunikationen stand dann fest, dass unser Boot einen Schaden
hatte und momentan nicht fahren konnte. Unser Guide wurde etwas unruhig und schlug uns vor, noch eine kleine Bucht in der Nähe zu besuchen, bis das Boot repariert war. Uns blieb nicht
gross etwas anderes übrig und so folgten wir dem Guide. Wir liefen einem langen Steg entlang zu einer kleinen Lagune. Diese war sehr schön, doch viele Tiere sahen wir nicht. Nach knapp
15 Minuten kehrten wir zurück zu unserem Steg. Der Kapitän hatte inzwischen auch noch den zweiten Aussenbordmotor aufgeschraubt. Es sah nicht so aus, als ob wir bald losfahren konnten.
Wir warteten weitere 15 Minuten, bis uns dann unser Guide informierte. Die Mechaniker konnten das Boot nicht reparieren. Aber die Agentur habe ein Ersatzboot gefunden, mit dem wir losfahren
konnten. Und so war es dann auch. Ungefähr 10 Minuten später erschien der Kapitän mit einem anderen Boot an unserem Steg und die Reise konnte starten.
Wir fuhren ungefähr 30 Minuten der Küste entlang. Der Wellengang war noch genau so hoch wie am Tag zuvor. Die Sonne schien heute und es war angenehm warm, aber nicht heiss. Plötzlich stoppte
der Kapitän den Motor und lenkte das Schiff gegen die Küste. Er wartete bis eine hohe Welle kam, liess den Motor kurz wieder aufheulen, bis wir auf der Welle waren und stellte dann den
Motor wieder ab. Und siehe da, die Welle zog uns mit. Wir surften mit einem ungefähr 10 Meter langen Boot auf einer Welle Richtung Küste. Der Kapitän korrigierte immer wieder etwas den Kurs,
um den scharfen Klippen, die aus dem Wasser ragten auszuweichen. Als ich mich umsah, sah ich wieder etwas aus dem Wasser empor schauen. Schon wieder eine Meeresschildkröte. Und da auch. Und auch
da. Es hatte unglaublich viele Schildkröten hier. Gespannt schauten wir alle aus dem Boot und warteten geduldig, bis der Kapitän das Boot durch die Klippen manövriert hatte. Wir legten anschliessend
in einer kleinen Bucht an und verliessen alle das Boot. Zuerst liefen wir alle etwas auf den Klippen umher und der Guide zeigte uns die unterschiedlichen Pflanzen und Gesteinsformationen, die es
hier gab. Aber das war nicht wirklich spannend. Was aber spannend war, war, dass das ganze Gelände vom Wasser unterspühlt war. An einigen Stellen war der Boden sogar eingestürzt und man
konnte das darunter liegende, klare Wasser sehen. Und ab und zu, sah man Haie durch genau dieses Wasser hindurchschwimmen.
Als wir dann die Landwanderung abgeschlossen hatten, ging es wieder zurück ins Boot. Und nun ging es endlich los zum schnorcheln. Wir alle zogen unsere Flossen und unseren Anzug an. Der Kapitän
fuhr noch einige Meter weiter aus der Bucht und dann sprangen wir alle in das Wasser. Das Wasser war eiskalt. Während wir darauf warteten, dass alle im Wasser waren, schwamm bereits die erste
Schildkröte an uns vorbei. Ich steckte meinen Kopf fasziniert ins Wasser und folgte ihr. Es war unglaublich, wie ruhig und gemähchlich die Schildkröte durchs Wasser glitt. Total unbeirrt von all
den komischen Schnorchelrn, die sie umzingelten. Sie setzte sich an den Boden des Meeres und begann zu fressen. Nach kurzer Zeit hörte sie auf, und machte sich auf den Weg an die Wasseroberfläche, um
Luft zu holen. Keinen Meter entfernt von mir. Inzwischen war auch unser Guide im Wasser angekommen und unsere Tour begann. Wir liessen die Schildkröte hinter uns und schwammen Richtung offenes
Meer. Wir sahen unzählige Fische und auch unzählige weitere Schildkröten. Wir sahen auch vereinzelt einige Korallen. Unser Guide führte uns zu einer Felswand und wies uns an, etwas nach unten
zu tauchen, denn da wären ganz viele Haie. So weit kam es noch. Dass ich tauchte, nur um meinen Kopf in eine Höhle mit Haien stecken zu können. Ohne mich. Die anderen taten aber, was der Guide
sagte und tauchten herunter. Etwas wunderte es mich doch noch und so näherte ich mich etwas der Höhle. Und tatsächlich. Ich konnte sogar aus einiger Entfernung einige Haie erspähen.
Wir schwammen dann weiter und sahen noch weitere Schildkröten und Fische. Am Schluss schwamm sogar ein kleiner Galapagos-Baby Hai an mir vorbei. Zum Glück interessierte er sich nicht so für mich.
Langsam durchdrang die Kälte unsere Knochen und so schwammen wir zurück zu unserem Boot. Wir zogen unsere Ausrüstung aus und es gab etwas Kleines zu Essen. Nun fuhr der Kapitän wieder zurück ins
Meer. Er wartete einige Zeit ab, bis die Wellen sich etwas beruhigt hatten und wartete dann auf die perfekte Welle. Anschliessend fuhr er mit voller Kraft los um noch aufs offene Meer hinaus zu
kommen, bevor die grossen Wellen vor uns brachen. Er machte dass nicht zum ersten Mal, das sah man. Wir kamen wohlbehalten im offenen Meer an und fuhren zurück.
Unterwegs machten wir aber noch einen kurzen Zwischenstopp bei einem Felsen inmitten des Meers. Und zwar bei einem grossen Felsen. Der Kapitän näherte sich vorsichtig dem Felsen. Ich hatte etwas
Angst, dass das Boot zum Spielzeug der Wellen werden würde und am hohen Felsen zerschlagen würde. Doch der Kapitän hatte das Boot im Griff. Die Wellen brachen am Felsen und spritzen mehrere Meter
hoch. Das Ziel dieses Ausflugs war es, die "Blue footed Boobies" also blaufüssige Vögel zu sehen. Und tatsächlich sahen wir einige davon auf dem Felsen sitzen. Die Stimmung war unglaublich. Die
Sonne kam gerade hervor, kurz bevor sie unterging. Der einsame Felsen vor uns, die riesigen Wellen und ansonsten nur das Meer um uns herum. Wir fuhren zurück, und wir alle genossen die letzen
Sonnenstrahlen dieses Tages.
Wir kehrten zurück zum Hafen, zurück zum Taucherbüro, gaben unsere Sachen ab und kehrten dann zurück in unser Hotel. Wir hatten unglaublich viel gesehen und erlebt heute. Wir alle waren etwas
erschöpft. Aber auch etwas hungrig. So duschten wir kurz, zogen uns um und machten uns dann bereit fürs Abendessen. Grosse Abenteuer wollten wir heute nicht mehr erleben. So besuchten wir eine
kleine Pizzeria in der Nähe unseres Hotels. Wir kehrten ein, bestellten einige Pizzen und ein Bier und jassten noch etwas, während wir auf unser Essen warteten. Die Pizzeria war sehr klein
und man konnte nur draussen auf einer kleinen holzigen Veranda sitzen. Kurz nachdem wir bestellt hatten, kam noch eine Gruppe aus ungefähr 15 Leuten in die Pizzeria. Und wir merkten richtig,
wie das Personal mit einer so grossen Gruppe überfordert war. Wir waren froh, bereits bestellt zu haben und jassten gemütlich weiter. Wir hatten richtig Freude am jassen gefunden. Etwas später
kamen dann unsere Pizzen, welche wir verschlangen und anschliessend ins Hotel zurückkehrten. Wir verabschiedeten uns und fielen dann ein weiteres Mal erschöpft ins Bett.
Am nächsten Morgen hatten wir keine Zeit mehr für ein Frühstück. Denn wir wurden bereits um 05:30 Uhr abgeholt. Wir fuhren auf direktem Weg zum Hafen. Heute ging es zurück nach Santa Cruz.
Lena warf noch kurz eine Tablette ein, bevor wir dann am Hafen von einem Taxiboot abgeholt wurden.

Adrian Kölliker
23.07.2022

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