
Japan
Unsere ersten Schritte
So standen wir nun also vor unserem neuen Hotel - dem Luxusbunker. Wir betraten die Eingangshalle und stellten uns in die lange Schlange. Adi
fand zum Glück aber einen Automaten und checkte dort ein. So ging das ganze etwas schneller. Er meinte nur, dass er das Land der Roboter liebte.
Solange die Roboter denn englisch sprechen. ;) Das Zimmer war dann sehr schön und wir fühlten uns direkt wohl. So langsam hatten wir aber Hunger und wollten
noch etwas essen. Also machten wir uns wieder auf und fuhren mit der Metro eine Station zu einem Quartier, in dem es viele japanische Restaurants gab.
Japanische Restaurants erkennt man immer an einem beleuchteten Lampion, welches neben der Eingangstüre hängt. So liefen wir also durch die schmale, autofreie Strasse und
schauten in die Fenster der Lampiongebäude hinein. Wir konnten uns an überhaupt nichts orientieren. Alles war auf japanisch angeschrieben, nur manche Restaurants hatten ein paar Bilder auf der Karte.
Am Ende der Strasse angekommen mussten wir uns entscheiden. Und so wurde es dann das erste Restaurant. Ich hatte beim Hineinschauen ein gutes Gefühl. Wieso?
Die Leute sassen alle um die Küche an einer Theke und das Geschirr war süss. Soviel zu unserer Entscheidungsgrundlage.
Wir betraten also das Restaurant und setzten uns hin. Auf zwei kleine 'Schämeli' an der Theke. Wir nahmen die zwei laminierten A4 Blätter, welche wohl die Karte waren.
Danach ging das Rätselraten los. Wir fanden zumindest heraus, dass man die Karte von oben links nach unten rechts in Reihen nach unten las. Und die Preise erkannten wir auch.
So übersetzten wir dann die Karte mithilfe des lieben Internets. Viel weiter brachte uns das aber auch nicht. Wir mussten uns dann entscheiden zwischen 'Kalte Tomate',
'Natto' und 'Hühnerhaut'. Wir waren völlig verloren. Dies sah man uns wohl auch an. Denn gerade als Adi mich fragte, ob wir das Restaurant noch wechseln wollen, setzt sich eine
Frau neben uns. Ich dachte, sie wäre vom Restaurant. Aber es war nur ein normaler Gast, der uns helfen wollte.
So kommunizierten wir mit der Frau, die auch kaum englisch konnte. Aber sie half uns weiter und erklärte uns das Menu etwas. Ich konnte ihr sagen, dass ich kein Fisch mag
und schon war das ganze etwas einfacher. Sie bestellte uns dann zwei Bier und vier verschiedene kleine Speisen: einmal ein Kartoffelsalat, einmal ein Gemüsesalat, ein
Thunfisch Natto und Pouletspiesse. Wir bedankten uns und sie setzte sich wieder zu ihrer Familie und strahlte uns von der Ferne an. Wir waren überglücklich und warteten auf
unser Essen. Und dieses war dann auch sehr lecker. Trotz des vielen Korianders...
Wir schauten dann nochmals auf die Karte, da wir noch etwas bestellen wollten. So ging es auch nicht lange und die Frau war wieder neben uns. Diesmal mit ihrer Tochter.
Sie beide halfen uns. Auch wenn die Tochter immer nur mit der Mutter sprach und die Mutter mit uns. Denn die Tochter war sehr scheu. Wie wohl viele Japaner*innen. Sie fragten uns,
wieso wir in diesem Restaurant gelandet waren und lachten laut, als wir sagten per Zufall. Wahrscheinlich hatten sich bis jetzt nicht viele Tourist*innen hier hin verirrt.
Umso besser für uns. Das war wohl das authentische Erlebnis. Wir unterhielten uns noch etwas mit ihnen und sie bestellte uns nochmals etwas zu essen.
Wir genossen diesen Abend sehr und wurden dann beim Rechnung bestellen nochmals unterstützt. So langsam verstanden wir aber, wie ein Restaurantbesuch in Japan funktioniert und
werden wohl das nächste Mal ein bisschen weniger auf Hilfe angewiesen sein. Wir bezahlten das Essen und staunten darüber, wie wenig wir für alles bezahlt hatten. Wir
waren definitiv nicht in einem Restaurant für Tourist*innen gelandet. Was für ein schöner Abend!
Am nächsten Morgen wollte ich dann unbedingt noch das Bad austesten im Hotel. Den Japaner*innen liegt das Baden sehr am Herzen. Es gibt viele sogenannte Onsen im Land.
Das sind heisse Quellen. Und dort, sowie auch in den Bädern gibt es einiges zu beachten. Das hatte ich schon gehört. Umso nervöser war ich also. Zuerst zog ich im
Hotelzimmer den Bademantel an. Dieser war jedoch kein normaler Bademantel. Es war eigentlich ein Pijama im Kimono Stil. Ich liebte es. So machte ich mich dann auf den
Weg in das Frauenbad. Dort angekommen deponierte ich mein Kimono-Bademantel, meine Maske und meine Hotelkarte in einem Schliessfach. Nackt ging es dann einen Raum weiter.
Dort hatte es ganz viele Duschen. Aber nicht so, wie wir es uns gewohnt sind. Die Duschen waren etwas tiefer und hatten einen Spiegel. Ich setzte mich also auf einen
kleinen farbigen Plastikstuhl und begann, mich abzuduschen. Nach der Dusche darf man dann das tatsächliche Bad betreten. Dort hatte es zwei Becken. Eines war 40°C und eines
42°C heiss. Ich setzte mich zuerst ins kältere der beiden. Dort war ich nun also. Mit zwei anderen Frauen und sass einfach nur da. Es war nicht allzu spannend und so wechselte
ich bald das Becken, bevor ich mich nach einem kurzen Saunagang wieder unter die Dusche setzte. Dieses Mal spülte ich mich noch mit Shampoo und Duschmittel ab, bevor ich wieder
in meinen Kimono schlüpfte und zurück ins Zimmer ging. Was für ein Start in den Tag!
Unterdessen hatte Adi eine Tortur durchlebt. Er hatte versucht, uns noch Tickets für das Disneyland in Tokyo zu ergattern. Auf der Homepage wären diese noch verfügbar
gewesen. Doch auf der Homepage funktionierte das Zahlen nicht. So ging er noch in einen kleinen Laden, wo man die Tickets auch kaufen kann. Dort klickte er sich durch
japanische Zeichen und fand sogar die richtige Unterseite. Doch die Tickets waren ausverkauft. Es sollte wohl nicht sein.
Wir machten uns dann auf und fuhren danach zum Hauptbahnhof in Tokyo. Bevor wir aus dem Bahnhof kamen, lächelte uns aber noch ein veganes Ramen Restaurant an. So nahmen
wir Platz und genossen Nudeln in einer heissen Suppe zum Morgenessen. Sie war sehr lecker und sättigte uns für den Moment. Wir liefen danach zum Königspalast und wollten
da eine kleien Walking Tour durch den Garten machen. Doch leider hatte der Garten geschlossen. Was für ein Pech! Und es war eigentlich das perfekte Wetter für eine solche
Erkudungstour. Denn die Sonne schien warm vom Himmel und der Himmel war strahlend blau. So setzten wir uns kurz hin und beschlossen dann, stattdessen nach Shibuya zu fahren.
Das ist ein berühmter Stadtteil von Tokyo. Dort gibt es ganz viele Einkaufsläden und auch die berühmteste Fussgängerkreuzung der asiatischen Welt.
Nach einem leckeren Donut liefen wir im ganzen Quartier umher und machten eine Walking Tour. Diese führte uns auch auf einen hohen Aussichtsturm. Genauer gesagt auf den
46. Stock. Von da aus hatten wir einen wunderbaren Ausblick auf ganz Tokyo. Was für eine riesige Stadt! Mit 38.5 Millionen Einwohner*innen hat diese Stadt fünf mal so viele Einwohnter wie
die ganze Schweiz. Wieder unten angekommen ging die Erkundungstour weiter. Wir besuchten einen Einkaufsladen im dritten Untergeschoss und stöberten dort durch unendlich
viele Mangas und Comics. Danach ging es weiter in ein schmales Einkaufsgebäude mit 10 Stockwerken. Dort kam es aufgrund der vielen Menschen wiederholt zu Fast-Unfällen auf der
Rolltreppe. Wir merken immer wie mehr, wie gefährlich diese doch sind. ;)
Da langsam der Magen wieder knurrte setzten wir uns in ein japanisches Restaurant in einer Seitengasse. Es war wiederum kein Touristenrestaurant. Alles war nur in japanisch.
In der Mitte des Tischs gab es eine Platte, welche von unten mit Gas beheizt wurde- Wir bestellten uns dann ein typisch japanisches Gericht und schauten uns links und rechts ab,
wie man dieses geniessen sollte. Die Frau kam dann mit einer Schüssel voller geschnittenem Salat und etwas Eiersauce. Sie vermengte dann alles auf der heissen Platte und
bratete den Salat an. Danach breitete sie alles aus und wir hatten nun eine riesige Pizza vor uns. Sie stellte die Temperatur hinunter und wir bekamen zwei kleine Schaber
aus Metall. Mit diesen assen wir dann vom Tisch. Und waren erstaunt, wie lecker das Essen war.
In einer alten Telefonkabine versuchten wir dann noch, einen Tisch für das Abendessen zu reservieren. Leider erfolglos, da das Restaurant geschlossen hatte. So kehrten
wir wieder zum Hotel zurück und entspannten uns kurz. Wir gingen beide nochmals ins Bad. Für Adi war es das erste Mal. Und auch er war begeistert. Ganz entspannt machten
wir uns danach nochmals auf den Weg nach draussen und setzten uns in ein Restaurant in der Nähe. Auch hier, alles auf japanisch. Und keinerlei Tourist*innen. Wir waren in
einem koreanischen Restaurant gelandet und bestellten uns noch zwei leckere Suppen und etwas Kimchi. Gesättigt und müde von all den Eindrücken ging es wieder zurück ins Hotel.
Am nächsten Tag gönnten wir uns sogar das Frühstück im Hotel. Und wow! Es gab wieder Gabel und Löffel. Und eine unglaubliche Auswahl... Von Reis über Gemüse über Glace, Eierspeisen,
Birchermüesli und Pain au Chocolat. Wir schlugen uns die Bäuche voll und machten uns nochmals auf den Weg zum Königspalast. Dieses Mal hatten wir Glück und er war geöffnet.
Wir holten also die Walking Tour nach. Wenn jetzt auch leider im Regen. Es war trotzdem schön. Vor allem der liebevoll gestaltete Garten. Und die geschichtsträchtigen
Gebäude waren auch sehr eindrücklich. Vor allem Adi war begesitert von den Schutzmauern und den dicken Toren.
Wir liefen danach weiter und kamen an einer riesen Ansammlung von Menschen vorbei. Sie alle standen vor einem Gebäude in einer Schlange. In einer langen Schlange! Wir dachten
eigentlich, dass sie für ein Konzert anstehen würden. Denn alle hatten ein T-Shirt oder eine Tasche oder irgend ein sonstiger Gegenstand mit demselben Logo drauf. Doch irgendwann
entdeckten wir, dass sie gar nicht ins Gebäude gingen. Sie standen nur für einen Stand an, der noch mehr Produkte verkaufte mit dem exakt selben Logo drauf. Hä? Ich
verstand es nicht. Naja, schon bald ging es aber weiter. Wir liefen durch einen Park und suchten danach ein Gyoza Restaurant. Also ein Restaurant, in dem es Teigtaschen gab.
Wir wurden dann fündig. In einem kleinen Hinterzimmer im Untergeschoss. Auch hier - keine Tourist*innen, kein Englisch, dafür umso freundlichere Menschen. Wir nahmen Platz
und schon gab es eine kleine Suppe und ein Glas Wasser zur Begrüssung. Die Suppe wärmte schön auf. Da war es mir auch egal, dass sie Muscheln drin hatte. Wir genossen die
leckeren Gyozas und zahlten fast nichts dafür. Japan ist wirklich nicht teuer. Sofern man sich getraut, etwas auszuprobieren.
Wir liefen noch durchs Quartier und kamen auch an einigen Love Hotels vorbei. Hotels, die man für eine Stunde mieten kann. Die Japaner*innen brauchten diese früher, um
ihren Familien zu entkommen. Heute entscheiden sich viele Japaner*innen nicht mehr für eine Familie und verwirklichen sich eher selbst. So sind die Hotels auch heute noch
beliebt, um sich ungezwungen zu treffen. Deshalb gibt es auch ganze Stadtteile, wo Hotel neben Hotel steht. Wir hätten bei vielen nicht einmal gesehen, dass es spezielle Hotels
sind. Bei den meisten hängt dann aber ein Schild auf japanisch draussen mit den Preisen für gewisse Zeiten. Wenn da 60 oder 90 steht, so sind die Minuten gemeint und es ist
wohl kein normales Hotel. ;)
Wir suchten uns für den Abend im nächsten Quartier noch ein Sushi Restaurant. Wir wurden im 10. Stock eines Einkaufszenters fündig und setzten uns nach einiger Wartezeit
an die Theke. Vor uns war ein Tablet und der Platz war sehr klein. Hinter dem Tablet lief ununterbrochen ein Förderband mit allerelei Sushis und dahinter war direkt die Küche.
Wir entschieden uns für ein paar Sushis und bekamen diese frisch zubereitet vom Sushi Koch. Sie waren sehr lecker. Dabei kamen diese immer auf einem speziellen Teller.
Beim Auschecken scannte die Frau dann unsere Teller. Darin waren die Preise für die Sushis gespeichert. Diese Technik...
Wir bezahlten und machten uns endlich auf den Heimweg. Wir waren müde und gesättigt von all den Eindrücken vom heutigen Tag.
Nun war schon unser letzter Morgen angebrochen in diesem Hotel. Wir wollten eigentlich noch eine Nacht verlängern. Aber es war bereits alles ausgebucht. So packten wir unsere Sachen
und liessen sie an der Rezeption zurück. Danach ging es zu Fuss zu einem Museum. Adi hatte dieses gebucht und wusste selbst nicht mehr genau, was es denn ist. Wir standen zum Glück
bei schönstem Wetter in die Schlange und betraten dann einen Raum. Dort wurden wir gebeten, die Schuhe auszuziehen. Es ging weiter in einen Raum mit vielen Schliessfächern. Dort
mussten wir auch die Socken ausziehen und erhielten ein paar kurze Hosen (sofern man die Hosen nicht bis zu den Knien hochziehen konnte). Inzwischen hatte Adi wieder herausgefunden,
um was für ein Museum es sich handlet. Es war ein Museum für digitale Kunst. Und dabei ging es in der aktuellen Ausstellung darum, wie wir Menschen die Umgebung um uns beinflussen.
Wir betraten nun also das Museum. Barfuss ging es einen Rampe hoch, auf der lauwarmes Wasser herunterlief. So beinflusste jeder Gast, wie das Wasser weiterfloss und beinflusste damit
die Menschen hinter einem. Am Ende sah man einen beleuchteten Wasserstrahl. Danach ging es weiter und wir liefen über gefüllte Säcke, in denen man beim Laufen immer wieder einsackte.
Durch das Einsacken floss das Füllmaterial in einen anderen Teil des Raums und erleichterte es einem anderen Gast, über die gefüllten Säcke zu laufen. Es folgte ein Raum, gefüllt mit Wasser.
Darin projezierte ein Beamer Kois und Blumen ins Wasser. Und diese interagierten! Je mehr Personen im Raum waren und den Kois ankamen, desto mehr Blumen gab es. Und so folgte Raum nach
Raum eine andere, interaktive Kunstinstallation. Es war sehr faszinierend und vieles davon wurde auch Computern gesteuert. Wir waren fasziniert und hatten Spass.
Nach einem kurzen Ramenstopp ging es zu Fuss wieder zurück in unser Hotel. Wir holten unsere Rucksäcke ab und machten uns auf den Weg an den nächsten Bahnhof. Unser letzter
Tag in Tokyo hatte nun definitiv begonnen.

Lena Gisiger
17.11.2022

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