Japan

Eintauchen in die Kultur

17.11.2022 - 20.11.2022

Wir stiegen aus dem Zug aus und waren etwas wackelig auf den Beinen. Das Tempo hatte sich doch sehr schnell verlangsamt. Der Bahnhof war soweit ganz normal. Wir erklommen die Rolltreppe, wechselten das Gleis und stiegen da in einen Bummler ein. Natürlich erst, nachdem wir dreimal kontrolliert hatten, ob der Zug nun der richtige ist oder nicht. Ohne Probleme fanden wir dann aber nach drei Stationen und einem anschliessenden Fussmarsch unser Hotel. Es war nicht ideal gelegen. Aber so viel Auswahl gab es leider nicht mehr in Kyoto. Hier in Kyoto gab es auch wieder viel mehr (westliche) Touristen als in Tokyo.

Wir checkten kurz an einem Automaten ein und waren froh, dass unser Zimmer schon bereit war. So brachten wir unsere Rucksäcke ins Zimmer und ruhten uns kurz aus. Danach ging es auf eine kleine Entdeckungstour zu Fuss, bevor wir im Hotel unsere stinkende Rauchwäsche vom Vortag in die Waschmaschine packten. Mit unseren Ersatzkleidern ging es dann auch schon wieder los. Adi hatte ein gut aussehendes Restaurant gesehen. Von den Bewertungen liessen wir uns schon nicht mehr fehlleiten. Die sagten in Japan überhaupt nichts aus. Ausser vielleicht: 'je besser die Bewertung, umso mehr Tourist*innen'. So standen wir dann also wieder vor einem kleinen, unscheinbaren Restaurant. Beleuchtet nur durch die Laterne. Das Innere blieb durch den Vorhang vor der Tür verborgen. Wir wagten uns dann aber doch hinein und wurden liebevoll begrüsst. Wir waren die ersten Gäste im Restaurant. Ein leeres Restaurant ist meistens kein gutes Zeichen und so zweifelten wir an unserer Wahl sogleich wieder an. Aber die freundilsche Bedienung hatte uns bereits ein kleines Aperitif gebracht und so gab es keinen Weg mehr zurück. Das Aperitif sah etwas anders aus als wir es gewohnt waren. Der nette Mann kam mit einem kleinen Grill angelaufen, der gefüllt war mit heisser, glühender Kohle. Er brachte auch acht kleien Snacks auf einem Teller und legte diese sogleich auf den Grill. Eines war ein winziges Eieromelett, das andere war wohl getrockneter Fisch und die anderen zwei blieben für uns undefinierbar. Aber lecker waren sie.

Bereits etwas gestärkt nahmen wir also die Karte zur Hand und übersetzten alles. Wie immer überfordert, zeigten wir dieses Mal auf die Bilder auf Google, die gut aussahen und bestellten noch zwei Vegi Sachen. Was dann kam, haute uns aber um! Auf einer Steinhand servierte man uns Fisch. Und was für einen. Ich probierte und er war unglaublich lecker. Keine einzige Spur vom Fischgeschmack. Keine Spur von Gräten. Keine Spur von Fett. Der Fisch zerging auf der Zunge, dazu gab es noch eine unglaubliche Sauce. Wow. Wir waren überzeugt. Das Restaurant füllte sich nun auch und war mittlerweile voll gefüllt mit Einheimischen. Die Luft im Restaurant war Rauch verhangen von all den kleinen Grills und man hörte im Hintergrund viele Gespräche auf japanisch. Unsere kleinen Speisen kamen und wir genossen Gurken Kimchi, eingelegte Knoblipflaumen, typisch japanische Miso Spiesse, Wildschwein und den besten Tofu, den ich je gegessen hatte. Adi schloss das Festessen mit einer Vanilleglace ab und wir kugelten uns glücklich nach Hause. Was für ein überraschendes Festessen das war. Und im Vergleich zur gestrigen Foodtour so viel authentischer ... und billiger.

Am nächsten Morgen stand dann unser erster Erkundungstag in Kyoto an. Kyoto war bis vor rund 150 Jahren die Hauptstadt von Japan und wurde im zweiten Weltkrieg nicht allzu fest in Mitleidenschaft gezogen. Deshalb verborgen sich hier die Schätze der japanischen Kultur. Als Erstes stand eine Teezeremonie auf dem Programm. Ganz traditionell wollten wir Tee in einem Kimono geniessen. So fanden wir uns am Treffpunkt ein und wurden sogleich in zwei separate Garderoben gebeten. Wir erhielten Socken, bei welchen der grosse Zeh ein extra Fach hatte. So konnte man ohne Probleme Flip Flops mit Socken anziehen. Weiter ging es dann und wir bekamen ein T-shirt und eine kurze Hose. Danach wurde ich von Kopf bis Fuss eingekleidet. Ich durfte einen Kimono auswählen welcher mir dann umgebunden wurde. Zusammen mit drei Schnüren um meinen Körper und einer Art Schal, der dann die unschönen Schnüre verstecken soll. Danach durfte ich noch eine Handtasche auswählen und mir wurden noch die Haare gemacht.

Wohl eine Ewigkeit später kam ich dann als frichgebackene Japanerin wieder aus der Umkleidekabine und Adi wartete bereits. Auch er war wunderschön gekleidet - inklusive Handtasche. Wir schlüpften also in die Flip Flops aus Holt, welche Hausschuhen glichen und liefen zum nächsten Haus. Es war ein altes Holzhaus im typisch japanischen Stil. Wir zogen unsere Schuhe aus und betraten das Gebäude. Dort wurden wir dann in ein Zimmer gebeten. Dieses war ganz traditionell: Tatami Matten am Boden, Wände aus Washi Papier und japansiche Schriftzeichen in den Bildern an den Wänden. Aber alles schlicht und minimalistisch. Wir knieten uns hin. In der Mitte befand sich ein grosser Teekrug und Werkzeug, um Matcha Tee herzustellen. Wir waren etwa 10 Personen und es war allen sichtlich unangenehm in dieser knienden Position. Wir alle wollten aber keine Tradition brechen und kämpften. Zum Glück kam bald die Zeremonieleiterin und erlöste uns. Sie meinte, dass diese Teezeremonie nicht allen klassischen Regeln folgen müsse und wir uns also bequemer hinsetzen dürften. Die Erleichterung war allen anzusehen und so begann dann der spassige Teil.

Die liebe Frau erklärte uns ganz viel rund um die traditionelle Teezeremonie. Wir bekamen japansische Süssigkeiten und durften uns dann im Matcha Tee machen üben. Beim Degustieren merkten wir dann auch, wieso wir noch mit Süssigkeiten gefüttert wurden. Der Tee war nämlich sehr bitter. Um eine wunderschöne Erfahrung reicher und nach ein paar Fotos entledigten wir uns wieder unseren Kimonos und gingen zurück ins 'normale' Leben.

Wir liefen danach durch die Strassen in die Richtung unserer nächsten Aktivität. Wir wollten mehr über die Samurai und die Geschichte Japans erfahren. So besuchten wir ein Samurai Museum. Adi hatte die Aktivität gebucht und ich hatte keine Ahnung, was uns erwarten würde. Wir betraten das relativ kleine Museum im zweiten Stock und wurden von einem nicht so freundlichen Mann aus den Europa begrüsst. Er war nicht allzu sehr interessiert an uns. Schon bald begann dann aber die Tour und wir hatten zum Glück einen anderen Erzähler. Er erklärte uns allen die Geschichte der Samui und der bekannten Schwerter - den Katanas und weiteren zwei (dessen Namen ich wieder vergessen habe). Es war aber sehr spannend und ich lernte viel über Japan. Danach ging es weiter und wir lernten noch etwas über die Ninjas und deren Aufgaben. Dort konnten wir uns dann auch im Werfen von Wurfsternen versuchen. Eine lustige Angelegenheit. Wobei Adi definitiv bessere Ninja Fähigkeiten zeigte als ich.

Der beste Teil kam aber zum Schluss. Denn Adi hatte uns noch eine Spezialaktivität dazu gebucht. Er wollte etwas mehr zur Kampfkunst rund um die Katanas erfahren. Und so wurden wir in Iaijutsu - der Kunst des Schwertziehens - eingeführt. Dies ist mittlerweile eine Kampfsportart, die in der Ausbildung der Samurai entstanden ist. Unser Lehrer zeigte uns dann, wie man das Katana richtig zieht, wie man einen Gegner entzwei teilt und danach die grossen Fleischreste wieder abschüttelt. Das wichtigste bei all dem war aber der Respekt. Respekt vor dem Gegner und vor der Kunst. Jede einzelne Bewegung muss sorgfältig durchgeführt werden und exakt stimmen. Am Schluss mussten wir alle gelernten Bewegungen kombinieren und dem Lehrer vorzeigen. Wir bemerkten schnell, wie anspruchsvoll diese Kampfkunst ist. Wir beide hatten aber sehr viel Spass und uns hat es den Ärmel wirklich reingezogen. Wir waren fasziniert!

Gut gelaunt verliessen wir also das Museum und machten uns auf den Weg zu einem berühmten Shrein. Die Sonne ging schoon fast unter. Doch wir hatten nicht allzu viel Zeit in Kyoto und so versuchten wir, alles auszunutzen. Wir fuhren also mit der Metro zum Shrein und erkundeten diesen dann bereits im Dunkeln. Wie wir dann bald merkten, war dies aber wohl die perfekte Zeit. Denn einerseits hatte es nun weniger Menschen und andererseits konnten wir einen wunderschönen Blick über die ganze Stadt erhaschen. Alles war beleuchtet und hinter uns befand sich der Tempel. Wie schön!

Auf dem Weg nach Hause kehrten wir dann wiederum in ein sehr typisch japansiches Restaurant ein. Tourist*innenn gab es keine. Karte auf englisch auch nicht. Wir setzten uns an die Theke und erhielten sogleich wieder einen Tischgrill gefüllt mit glühender Kohle. Dieses Mal waren wir in einem Fleischrestaurant gelandet. Und so bestellten wir uns Fleisch, verschiedenes Gemüse und Kimchi. Wir brieten das Fleisch und Gemüse auf dem Grill. Und waren völlig geflasht! Was für eine Fleischqualität! Wir waren zuerst sehr skeptsich. Denn wir wussten nicht ganz, was wir bestellt hatten und die Fleischspiesse vom Abend in Tokyo hatten doch einige negative Erinnerungen an Fleisch in uns hinterlassen. Aber dieses Fleisch verging auf der Zunge! Zwischen Lamm und Rind konnte man nicht unterscheiden. Und es war so, so lecker! Wir konnten gar nicht genug davon kriegen und bestellten immer weiter. Was in der Schweiz dann wohl locker 300.- Franken gekostet hätten, gönnten wir uns für 100.- Franken und hatten gegessen wie die Könige. J apanischer Tischgrill war nun also auch abgehackt.

Genauso erlebnisreich wie der erste Tag in Kyoto war, sollte auch der zweite werden. Und ich entschuldige mich jetzt schon für all die gelangweilten Leser*innen. Aber Japan kann nicht einmal ich kurzfassen. Zu viel gibt es zu erzählen. Zu anders ist alles.

Wir starteten also wieder zu Fuss und liefen zur Nijo Burg. Diese befand sich in der Nähe unseres Hotels und war früher mal der Sitz des Shoguns wenn er in Kyoto weilte. Der Shogun ist der höchste Samurai. Und die Burg war sehr beeindruckend. Wir durften einer Führung beiwohnen und erfuhren ganz viel. Wir bestaunten die gut geschützten Eingangstore, erfuhren mehr zur Geschichte Japans und besuchten dann das Innere des tatsächlichen Wohnhauses des Shoguns. Das ist das einzige noch erhalten Wohnhaus des Shoguns in ganz Japan und somit sehr speziell. Wir sahen ganz viele Räume, die so aussahen, wie unser Teezeremonie Raum. Ausgelegt mit Tatam Matten und an den Wänden verziert mit ganz vielen Zeichnungen. Es war wirklich sehr pannend und wir lernten viel über die Geschichte Japans.

Nach der Führung erkundeten wir die Burg noch selbst etwas, bevor es dann weiter ging zum nahegelegenen Kaiserpalast. Dort wohnt der Kaiser noch heute, wenn er Kyoto besucht. Dieser Palast war aber nicht mehr so eindrücklich. Denn ausser einem grossen Park mit sehr breiten Kieswegen gab es nicht allzu viel zu sehen. So liefen wir dann wieder Richtung Stadt, stärkten uns kurz bei einem indischen Restaurant und liefen dann zu einem kleinen, unscheinbaren Laden inmitten Kyotos. Dort erwartete uns unsere nächste Aktivität. Diese war wohl eher für mich als für Adi. Aber ich konnte ihn überzeugen mitzukommen.

Wir betraten also den Laden und wurden sogleich von einem älteren, herzlichen japanischen Paar begrüsst. Der Laden war winzig und wir merkten bald, dass die ganze Aktivität nur für uns war. So erklärte uns die Frau auf englisch, um was es ging. Wir würden heute Washi Papier machen. Und daraus vier kleine Postkarten gestalten. Washi Papier ist eine alte japanische Kunst, die heute am Aussterben ist. Wir wurden unglaublich liebevoll eingeführt und erfuhren alles, was wir wissen mussten. Mit einem Holzrahmen durften wir dann unser eigenes Papier machen. Dieses durften wir dann verzieren, trocknen, verkleinern und am Schluss noch mit japanischen Schriftzeichen versehen. Wir waren beide ganz eingesogen und genossen die ruhige Aktivität. Und so lerntern wir jetzt sogar vier Ausdrücke auf japanisch zu schreiben.

Am Abend machten wir dann noch eine Walking Tour durch das Ausgehviertel von Kyoto. Dort sahen wir wieder verschiedene Shreine und ein berühmtes Theater. Das Viertel war zudem sehr niedlich und wunderschön beleuchtet. Wir fühlten uns wie in einem Film. So langsam waren wir aber sehr erschöpft und so entschied ich mich dann auch das erste Mal für ein falsches Restaurant. Wir landeten in einem Tourist*innenrestaurant und erhielten ein englisches Menu. Ach Mist. Das Ambiente war einfach nicht wirklich dasselbe mit all dem englisch im Hintergrund. Und das Essen war leider auch nicht ganz so gut.

Nach dem Essen konnten wir aber noch nicht nach Hause. Es folgte eine 2-stündige Tortur, um unsere Sitzplatzreservationen für die Zugfahrt am nächsten Tag zu organisieren. Ich erspare euch die Details. Aber wir liefen von Bahnhof zu Bahnhof und ärgerten uns gelb und grün. Irgendwann gegen Mitternacht waren wir dann auch endlich im Bett und fielen todmüde ins Bett.

Am nächsten Morgen packten wir unsere Rucksäcke, deponierten diese im Hotel und liefen los zum Bus. Auf dem Programm standen noch die letzten zwei Attraktionen von Kyoto, die wir gerne sehen wollten. Wir fuhren also noch zum goldenen Tempel und erkundeten den Bambuswald. Der goldene Tempel war wunderschön und eindrücklich. Aber beide Attratktionen waren unglaublich besucht und es wimmelte nur so von Menschen. So waren wir dann irgendwie doch froh, wieder weiterzureisen. Wir holten also unsere Rucksäcke im Hotel ab, fuhren an den Bahnhof, kauften uns eine Bentobox und suchten das Gleis für unseren Shinkansen. Mit diesem ging es dann in weniger als 15 Minuten nach Osaka. Dort angekommen stiegen wir kurz um und fuhren mit dem nächsten Shinkansen nach Okayma. Nochmals Umsteigen und schon sassen wir im 'Bummler', welcher uns in den nächsten 2.5 Stunden, immer noch mit einer unglaublich hohen Geschwindigkeit, an unser Endziel bringen sollte. Unser nächstes Ziel hiess Matsuyama. Diese Stadt liegt auf einer vorgelagerten Insel und ist berühmt für ihre Onsen. Entspannung ist also für die nächsten Tage angesagt!

Lena Gisiter

20.11.2022

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