Fiji

Das Surfcamp

10.10.2022 - 17.10.2022

Am Flughafen gings dann ging wie ging. Wir tauschten übriggebliebene Samoanische Tales in Fiji Dollar, kauften eine Simkarte, und holten uns Bargeld aus einem Automaten. Anschliessend verliessen wir den Flughafen und da stand auch schon Joe mit einem Schild mit unseren Namen. Wir näherten uns ihm und er führte uns auf den Parkplatz des Flughafens, wo sein blauer Toyota Prius wartete. Wir stiegen hinten ein. Das Steuerrad befand sich immer noch auf der falschen Seite. Wir fuhren aus Nadi und Joe erklärte uns in Englisch etwas zu Fidschi. Er erklärte uns auch, dass heute der Nationalfeiertag Fijis sei, der Fiji Day. Ich hatte meine liebe Mühe, Joe zu verstehen. Denn sein Englisch hatte einen starken fijianischen Akzent. Ich gab mir jedoch Mühe und lächelte und nickte stets. Lena schien alles besser zu verstehen. Die Fahrt dauert ungefähr 2 Stunden, bis wir bei unserem Resort angekommen waren. Die Sonne war gerade untergegangen und so bestaunten wir Fiji in der Abenddämmerung. Die Insel war anders, als ich mir das vorgestellt hatte. Ich dachte hier gäbe es nur kleine Inseln mit Strand und Palmen. Aber das stimmte gar nicht. Die Hauptinsel war riesig, hatte Wälder, Berge und viele Dörfer. Natürlich gab es auch Strände. Unzählige sogar, und jeder schöner als der davor. Als es dann vollkommen dunkel war, gab Lena auf. Sie schlief neben mir ein und so sass ich alleine wach mit Joe im Auto. Da er aber auch nicht mehr so gesprächig war, holte ich meinen Laptop hervor und bastelte noch etwas an Ludonix rum. Nach gut zwei Stunden bog Joe dann in eine mit Kieselsteinen gepflasterte Strasse ein. An dessen Ende hielt er an, und wir konnten aussteigen. Nun war auch Lena wieder erwacht. Etwas verschlafen und verwirrt stiegen wir aus. Wir bezahlten Joe und dieser gab uns noch seine Nummer, falls wir noch irgendwo hin müssten. Wir speicherten die Nummer und begaben uns zum Check-In. Wir wurden anschliessend zu unserem Zimmer geführt, welches ein wunderschönes Bad im Freien hatte. Wir waren ziemlich erschöpft und so gingen wir ohne Abendessen ins Bett.

Am nächsten Morgen wachten wir auf. Wir zogen die Badehosen an und schmierten uns mit einer dicken Schicht Sonnencreme ein. Denn heute stand unsere erste Surflektion auf dem Stundenplan. Wir begaben uns nach vorne, in das überdachte Restaurant und holten uns am Buffet ein paar Toastbrote. Wir schmierten diese und setzten uns an einen Tisch, an dem wir direkt auf das azurblaue Meer hinausblickten. Wir spürten eine kühle Brise und genossen es, im Freien essen zu können. Noch etwas verschlafen assen wir schweigend unser Frühstück und beobachteten die Sonne, wie sie langsam den Himmel empor stieg und die Wellen, die ungefähr 100 Meter weiter draussen am Riff brachen. Ich war etwas nervös. Ich bin kein grosser Fan vom Meer. Ich wusste nicht, ob mir das Surfen den gefallen würde, ob ich genug Kraft hätte, 4 Stunden lang auf dem Meer umherzupaddeln. Denn das ich auf dem Brett bereits beim ersten Mal aufstehen konnte bezweifelte ich stark.

Wir verräumten unsere Teller und begaben uns dann an den Strand. Da stand dann auch ein hagerer grosser Mann, Ende 40 der uns direkt ansprach. In lässigem neuseeländischen Englisch sagte er uns, dass er Bruce sei. Er sei unser Surflehrer für die nächsten Tage. Wir stellten uns kurz vor und dann machte sich Bruce auch schon wieder an die Arbeit, die Surfbretter an den Strand zu räumen. Wir erhielten beide Riffschuhe und ein Surferoberteil. Nach einer Weile gesellten sich noch 3 andere Personen zu uns. Uns so begann dann unsere erste Surflektion. Bruce zeigte uns, wie wir auf dem Brett liegen müssen, wie wir aufstehen müssen, auf was zu achten sei. Welche Wellen gute Wellen sind, und auf was wir bei den Wellen achten müssen. Wir übten noch einige Pop-Ups auf dem Brett und dann ging es dann auch schon los. Wir nahmen je ein Brett und paddelten mit dem Brett zu einem kleinen Boot. Bruce hievte dann die Bretter mit einer unglaublichen Leichtigkeit auf das Boot, setzte seine Sonnenbrille auf und startete lässig den Motor des Bootes. Wir fuhren hinaus aufs Meer. Er zeigte uns noch zwei Fixpunkte am Horizont, zwischen denen wir bleiben sollen. Und erklärte, wo sich die Strömung befindet, die wir vermeiden sollten. Wir legten noch auf dem Riff an, sprangen ins Wasser und zogen uns dann auf unsere Bretter. Das Meer war heute etwas rau und ich hatte schon Mühe, mich liegend auf dem Brett zu halten.

Wir begannen dann zu paddeln, hinaus aufs Meer, dorthin wo die Wellen brachen und man sah, wie die Wellen weiss wurden. Die anderen hatten bereits nach kurzer Zeit einen beträchtlichen Abstand zu mir aufgebaut. Ich paddelte wie wild. Nach gefühlten 5 zurückgelegten Metern kam dann jedoch wieder eine Welle, welche mich 3 Metern zurückspülte. Ich sah am Horizont, wie die anderen schon begannen zu surfen. Ich war aber immer noch im Nirgendwo. So paddelte ich weiter. Irgendwann kam dann Lena auf einer Welle zu mir hin gefahren. Etwas entgeistert vom Ganzen erzählte ich Lena meine Leidensgeschichte. Sie sagte mir aber, dass ich es schon bald geschafft hätte, und so paddelte ich weiter.

Etwas 15 Minuten später kam ich dann auch bei den anderen an. Ich hüpfte vom Brett und konnte im Wasser stehen. Das Wasser war glasklar und ich sah jeden Stein und jeden Fisch unter mir. Bruce näherte sich mir und sagte mir, welche Welle ich nehmen könnte. Als er mir zurief jetzt, hüpfte ich aufs Brett und begann wieder zu paddeln. Wie wild. Ich spürte die Welle kommen, mich erfassen und an mir vorbeiziehen. Ich drehte mich um und begann wieder zurück zu paddeln. Meine Arme waren schon halb tot. Plötzlich sah ich aber jemand anderen aus der Gruppe, welcher nicht zurückpaddelte sondern zurück lief. Ich hüpfte also auch ins Wasser und tatsächlich, laufen war viel einfacher als paddeln. So war ich in kurzer Zeit zurück und konnte auch schon die nächste Welle nehmen. Und tatsächlich. Die Welle kam, ich paddelte wie wild, die Welle erfasste mich und ich spürte wie ich Tempo aufnahm. Wie sich das Brett wie von Zauberhand selber bewegte. Ich stütze mich auf, zog mein Bein nach vorne, stand auf mein Vorderbein und flog dann auch schon in weiten Bogen ins Wasser. Mein Bein war wohl zu weit vorne. Bruche lachte mir zu und schrie etwas von Nose Dive. Was das bedeutete wusste ich damals noch nicht. Ich hüpfte vom Brett und lief wieder zurück zum Ausgangspunkt. Nahm die nächste Welle, paddelte bis ich merkte, dass die Welle mich von selbst mitzog, versuchte aufzustehen und flog wieder direkt ins Wasser. So langsam aber hatte mich das surfen gepackt. Es machte Spass im warmen Wasser zu sein. Auf die perfekte Welle zu warten, die Welle zu nehmen und dann zu versuchen aufzustehen. Ich konnte es noch lange nicht so gut wie Lena. Diese fuhr bereits von Anfang an gemeinsam mit Bruce auf den Wellen. Aber trotzdem wollt ich es immer wieder probieren. Nach knapp 4 Stunden verliess mich dann aber langsam die Kraft. Ich hatte bereits mehrere Liter Salzwasser geschluckt, meine Knie waren bereits etwas offen und meine Arme waren eher Pudding als Arme. Eine neue Welle kam und ich begann wieder zu paddeln bis die Welle mich mitzog, zog meinen Fuss nach vorne, versuchte aufzustehen und stand. Ich stand. Vor mir war die grüne Insel mit unserem kleinen strohüberdachten Resort, dem gelben Strand, dem azurblauen Wasser und den riesigen Palmen. Ich begann zu lächeln und bemerkte, wie ich auch schon wieder im Wasser landete. Ich hatte es geschafft. Das ganze dauerte nicht länger als 5 Sekunden. Aber ich hatte es zumindest geschafft. Ich war unglaublich stolz auf mich. Kurz später rief uns dann Bruce zu, dass es wieder zurück geht. Wir paddelten zurück zum Boot und fuhren zurück zum Resort.

Da gingen wir zurück in unser Zimmer, duschten und zogen trockene Kleider an. Als Lena und ich uns ansahen, begannen wir beide zu lachen. Unsere Köpfe waren rot wie zwei Tomaten. Obwohl wir uns richtig dick eingecremt hatten. In der Nähe unseres Resort gab es ein kleines Kaffee und so gingen wir gemeinsam dorthin. Wir gönnten uns da einen Iced Latte und eine kalte Schokolade. Anschliessend setzten wir uns in die Hängestühle direkt vor dem Resort und genossen die Zeit. Wir sprachen über das Surfen, Bruce, das Resort und wie sehr wir uns auf die nächsten Tage freuten. Lena las noch etwas und ich programmierte noch etwas an meinem Computer. Am Abend gab es dann in unserem Resort ein Curry-Buffet. Alle Menschen aus dem Resort kamen zum Essen und man traf sich an den langen Tischen. Wir gönnten uns auch noch ein Bier und genossen den Sonnenuntergang direkt vor unserem Hotel. Kaum war die Sonne untergegangen, waren wir beide auch wieder müde. Obwohl es erst etwas 19:00 Uhr war. Uns störte das nicht und so machten wir uns auf den Weg ins Bett. Denn am nächsten Tag mussten wir bereits um 07:00 Uhr wieder bereit sein zum Surfen.

Pünktlich um 06:30 Uhr waren wir dann wieder vorne, assen unsere Toastbrote, trafen Bruce und die anderen um 07:00 Uhr, wärmten uns am Strand auf, paddelten zum Boot, fuhren mit dem Boot hinaus, paddelten zu den Wellen und surften wieder. Oder versuchten es zumindest. Der Himmel war strahlend blau und es machte Spass. Ich schaffte es sogar, mehrere Male auf dem Brett zu stehen und die Aussicht auf die Insel etwas länger zu geniesssen. Beim Zurücklaufen achtete ich mich auf den Boden des Wassers und entdeckte mehr als 11 blaue Seesterne. Lena konnte immer länger auf den Wellen stehen. Vor lauter Spass vergassen wir auch die Erschöpfung, die sich jeweils in unseren Armen und Beinen breit machte. Erst als wir anschliessend wieder zurück im Zimmer unter der Dusche standen, merkten wir, wie erschöpft wir waren. Das anschliessende Kaffee oder Mittagessen im Resort stärkte uns dann aber wieder, so dass wir genung Energie hatten, um den Rest des Tages auf den Hängematten am Strand zu faulenzen, Spiele zu spielen, zu lesen oder noch etwas am Computer zu machen. So ging es jeden Tag für die nächsten 6 Tage. Ich merkte, wie ich von Tag zu Tag Fortschritte machte. Wie ich es schaffte, beinahe bei jedem Versuch auf dem Brett zu stehen. Wir ich begann, mit dem Brett kurven zu fahren, um länger auf der Welle reiten zu können. Es machte mir Spass und ich freute mich, dass ich mich getraut hatte, Surfen zu lernen.

An einigen Nachmittagen ging Bruce mit Lena auf dem Stand Up Paddel nach draussen oder holte seinen langen Bambusstock aus seinem Vorgarten. Zu fünft gingen wir dann auf Kokosnussjagd. Bruce stocherte so lange mit seinem ungefähr 12 Meter langen Stock in einer Palme rum, bis die Kokosnüsse herunterfielen. Anschliessend holte er seine Machete und zeigte uns, wie wir die Kokosnuss elegant mit zwei Schlägen öffnen konnten. Reihum versuchten wir, es dann Bruce gleichzutun. Aber wir schlugen die Kokosnuss mehr windelweich, anstatt diese elegant zu öffnen. Alle schafften es aber irgendwie, die Kokosnuss zu öffnen und so setzten wir uns alle in den Rasen in einen Kreis und tranken das wohlverdiente Kokoswasser. Bruce öffnete auch noch eine ältere Kokosnuss, die dann so aussah wie die Kokosnüsse bei uns im Supermarkt und die wir essen konnten. Er holte von den Bäumen nebenan noch einige frische Papayas, Mangos und andere Früchte, die wir dann assen. Er buddelte auch noch eine Kokosnuss aus, die bereits zu Keimen begonnen hatten. Wiederum öffnete er diese mit zwei gekonnten Schlägen und gab uns das Innere zu essen. Das sonst harte Kokosfleisch war in dieser Kokosnuss wie Zuckerwatte. Wir stopften die Fäden in den Mund und es schmeckte tatsächlich wie Kokosnusszuckerwatte.

Wir genossen es sehr, etwas zur Ruhe zu kommen. Jeden Tag am selben Ort aufzuwachen, einen Tagesplan zu haben und wieder etwas Routine in unserem Leben zu haben. Das Surfen selbst war unbeschreiblich.

Adrian Kölliker

18.10.2022

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