
Kanada
Die beeindruckenden Wasserfälle
Die Zugfahrt verging wie im Flug. Kaum eingestiegen waren wir auch schon in Niagara Falls. Aber angekommen waren wir noch nicht ganz. Denn wir waren erst beim Dorf
Niagara Falls in den USA. Es gibt zwei Dörfer, die genau gleich heissen. Eins auf der amerikanischen Seite im Staat New York und eins auf der kanadischen Seite im Staat
Ontario. Was uns also noch vor unserem Ziel trennte war eine Eisenbahnbrücke.
Der Kondukteur lief schon ganz aufgeregt durch den Zug und wies alle Personen an, eine Maske zu tragen und unbedingt das Einreiseformular auszufüllen. Ach ja, und ob wir
denn auch den QR Code schon hätten für die Einreise. Wir hörten die Frage jetzt bald zum fünften Mal und waren langsam etwas genervt. Aber die Freude, wieder einmal die
Grenze zu überqueren überwiegte. So warteten wir geduldig im Zug während der sich für die Überfahrt ins ferne Kanada vorbereitete. Irgendwann ging es dann los und wir fuhren wieder.
Und sogleich waren wir dann auch auf der Brücke. Unter uns der Niagara River. Und rechts von uns schon wunderschöne Stromschnellen. Wir staunten und unsere
Augen klebten am Fenster. Lange war die Fahrt aber nicht. Sogleich kamen wir in Niagara Falls, Kanada an. Wir mussten noch etwas im Zug warten, bevor wir dann einmal ganz
nach hinten durch den Zug laufen durften. Dort stiegen wir aus und liefen den ganzen Zug wieder nach vorne. Freundlich wurden wir da von den kanadischen Grenzbeamt*innen begrüsst.
Wir standen im leichten Regen an und witzelten noch, dass wir uns wie an der Grenze von Costa Rica nach Panama fühlten. Auch da mussten wir im Regen stehen und wussten
nicht recht, was noch kam. Doch immerhin sprachen die Leute hier englisch oder noch schlimmer, sogar französisch...
Irgendwann hatten wir es dann in die kleine Bahnhofshalle geschafft. Dort wurden wir gebeten, den Rucksack und alle Taschen in die Mitte zu stellen und uns nebenan zu stellen.
Gesagt, getan und sogleich kam dann auch der Drogenhund. Doch es kam nicht wie gewohnt ein gefährlich aussehnder Rex - nein, in Kanada sind die Drogenspürhunde niedliche
Golden Retriever. Und dieser war sogar noch in Ausbildung und verspielt. Das ganze fühlte sich also nicht wie eine allzu strenge Kontrolle an. Doch der Grenzbeamte war
gründlich und liess die Hündin zweimal das ganze Gepäck und zweimal alle Personen abschnüffeln. Und niemand wurde ausgelassen. Wurde die Hündin irgendwie abgelenkt, gab es eine
kurze Spieleinlage aber dann musste sie wieder dort an die Arbeit wo sie aufgehört hate. Zum Glück schnüffelte sie bei uns nicht lange. Doch bei einem Pärchen blieb sie lange
stehen und die beiden Personen wurden danach auch einem gründlichen Check unterzogen. Ob sie wohl etwas gefunden haben?
Nach der unterhaltsamen Einlage standen wir dann ganz normal in der Reihe bis wir zu einem Grenzbeamten kamen. Er schaute unsere Pässe an und sagte nur: 'All the way from
Switzerland?'. Danach war er unglaublich freundlich und fragte uns nur kurz, wie lange wir denn bleiben würden. Alle anderen Personen vor und neben uns wurden strengstens
befragt. Wir nicht. Welch Privileg dieses rote Büchlein doch ist... Es gab sogar einen schönen Stempel und schon waren wir in Kanada angekommen.
Wir stiegen in ein Taxi und wurden direkt zum Hotel gefahren. Unterwegs erhaschten wir schon einen ersten Blick auf die imposanten Niagara Fälle. Beim Hotel angekommen
realisierten wir, dass wir ja gar keine kanadische Dollar dabei haben. So fragten wir den Taxifahrer, ob wir denn auch mit US $ bezahlen dürften. Er bejahte und gab uns
dann eine wunderschön farbige 5CA$ Note und eine 2CA$ Münze zurück. Wir checkten ein und freuten uns riesig über unser Hotelzimmer! Nach den drei Nächten im schäbigen
Hostel in New York war dieses ganz normale Motel für uns eine Luxussuite. Viel Platz, ein eigenes Bad, ein Bett ohne Spalt und eine gemeinsame Bettdecke ist alles, was
wir brauchen.
So langsam machte sich dann der Hunger bemerkbar. Wir hatten den ganzen Tag ausser einem Gipfeli und etwas Chips noch nichts gegessen. So entschieden wir uns dann auch
dafür, in ein All you can eat Restaurant zu gehen. Genauer gesagt einem japanischen All you can eat Restaurant. Wir freuten uns und liefen dazu 40 Minuten lang durch
die ganze Stadt. Es regnete stark und wir waren von Kopf bis Fuss durchnässt.Endlich angekommen tropften wir nur so. Umso schöner war das Restaurant. Wir setzten uns hin,
bestellten einen warmen Tee und bekamen ein Tablet. Wir durften darauf so viel bestellen wie wir wollten. Und es gab eine riesige Auswahl. Wir waren begeistert und
freuten uns auf unsere ersten Speisen. Das Highlight des Abendessens sollte aber erst noch kommen. So waren wir etwas erstaunt, als dann unsere Suppe nicht von einer
Person an den Tisch gebracht wurde, sondern von einem weissen Roboter. Er fuhr einfach neben mich hin und dann leuchtete ein Tablar mit den zwei Suppen drauf blau
auf. Der Roboter sprach mit mir und fuhr dann einfach wieder seines Weges als ich die zwei Suppen entfernt hatte. Auf direktem Weg zum nächsten Gast. Was für ein
Erlebnis!
Mit vollen Bäuchen ging es dann wieder durch den Regen zurück ins Hotel. Denn ohne Internet konnten wir uns nicht einmal ein Uber bestellen. Zurück ging es aber zum Glück
schneller und schon bald lagen wir eingekuschelt unter der warmen Bettdecke.
Am nächsten Morgen konnten wir seit Langem wieder einmal Ausschlafen und gemütlich in den Tag starten. Wir waren beide noch etwas erschöpft von den anstrengenden Tagen
in New York. Und vor allem von all den tollen Erlebnissen. So checkten wir das Wetter für den Tag und sahen, dass erst gegen Abend Sonne angesagt war. So buchten wir uns
eine Bootstour für 17:30 Uhr und verliessen dann gegen Mittag langsam unser Hotelzimmer. Auf dem Weg zu den Falls ging es noch kurz in 'Tim Hortons' - dem Starbucks
von Kanada. Ich war noch nie dort. Habe aber gefühlt in jedem zweiten Film davon gehört. So liessen wir es uns nicht nehmen und wollten selbst wissen, was denn hinter
der kanadischen Kette steckt. Wir beide waren vollkommen zufrieden mit unserem Getränk und dem Donut. Und das ganze gab es für weniger als die Hälfte zum Preis in den
USA. Wir waren also durchaus zufrieden.
Nun ging es aber endlich runter zu den Niagara Fällen. Es gibt insgesamt drei verschiedene Wasserfälle, die alle vom Niagra River nach unten fallen. Der grösste Wasserfall
wird auch Hufeisenfall genannt und liegt auf der kanadischen Seite. Der zweitgrösste Wasserfall sind die 'American Falls'. Und dann gibt es dazwischen noch einen kleinen
Wasserfall, dessen Namen niemand wirklich kennt und auch niemand beachtet. Wir liefen unten am Fluss entlang und staunten. Welche Wassermassen da nach unten donnern! Das
ist unbeschreiblich. Auch wenn der Fluss oben recht unscheinbar wirkt, schauen die Wasserfälle sehr gefährlich aus. Wir liefen also hoch, bis wir die Wasserfälle von oben
sehen konnten. Und während Adi staunte, schrie ich plötzlich. Mein Finger schmerzte und da sah ich, dass eine Wespe in meinem Finger steckte. Im September!
In Kanada... Naja, so schlimm war das ganze dann nicht und wir erkundeten weiter.
Als nächstes stand ein Stollen auf dem Programm, dessen Weg hinter die Wasserfälle führte. Wir bezahlten den Eintritt und dann ging es mit dem Lift 36 Meter nach unten.
Wir bekamen eine Pellerine und betraten dann einen langen dunkelen Gang. Der Gang wurde an drei Orten von Tageslicht erhellt. Als wir zum ersten hellen Ort kamen, hörten
wird das Donnern des Wasser bereits im Voraus. Wir bogen um die Ecke und sahen wie die Wassermassen des Wasserfalls am Fenster vorbeidonnerten. Man sah draussen nichts, nur
das weisse Wasser, das von oben nach unten floss. Das Wasser spritze und so liefen wir zum nächsten hellen Ort. Da wir da genau das gleiche vorfanden, liefen wir noch zum
letzten hellen Fleck im langen Tunnel, doch auch da war nochmals genau das gleiche Bild. Das Angebot war schon etwas älter und defnitiv in die Jahre gekommen. Wir
waren etwas enttäuscht. Aber es wartete ja noch die Schiffahrt auf uns. So machten wir uns also wieder auf den Weg nach oben und dann ging es um 17:30 Uhr auf die Fähre.
Es gab zwei Fähren. Alle 15 Minuten legt einen Fähre auf der amerikanischen Seite ab und fährt mit vielen kleinen Personen mit blauen Pellerinen nach vorne zu den 'Horseshoe
Falls'. Kurz darauf kehrt die Fähre wieder um und die kanadische Fähre mit vielen kleinen Personen mit roten Pellerinen macht sich auf den Weg. Und das ganze wiederholt
sich den ganzen Tag. Auch wir waren nun Teil davon. Wir fuhren also wieder mit dem Lift nach unten, liessen unsere Tickets scannen und stiegen auf das Schiff. Zuoberst
zuvorderst warteten wir darauf, bis die Fähre ablegte. Es ging nicht lange und schon bewegte sich die Fähre. Es ging gerade den Fluss hinauf und je weiter wir zu
den kanadischen Wasserfällen kamen, umso mehr spürten wir die Gischt des Wasserfalles. Umso näher wir kamen, umso mehr verwandelte sich die Gischt in strömenden Regen, welcher
von allen Seiten kamen. Wir waren schlussendlich inmitten des Wasserfalls. Von drei Seiten waren wir umgeben vom Wasserfall. Und wir standen mittendrin. Was für ein Erlebnis! Es war toll.
Aber es blieb auch nichts trocken. Wir wurden von Kopf bis Fuss durchnässt, trotz Pellerine. Wir staunten, wie rundum uns herum das Wasser vom Himmel flog, sich überall Regenbogen bildeten
und wir so richtig durchnässt wurden. Wir fragten uns noch, ob hier wohl Regenjacken auf ihre Dichtheit überprüft wurden, und während wir darüber philosophierten, fuhren wir auch schon wieder
aus dem Wasserfall hinaus. Wir mussten lachen. Es war so toll und speziell und wir durften hier stehen und das erleben. Wir waren sehr dankbar.
Wir stiegen wieder aus der Fähre aus und es ging mit dem Lift wieder nach oben. Inzwischen hatte sich die Sonne ganz durchgekämpft und in beiden Wasserfällen hatten
sich Regenbogen gebildet. Wow! Für uns ging es aber zurück ins Hotel um kurz die Schuhe zu föhnen und die Jacke zu wechseln. So waren wir zumindest etwas trocken. Am Abend
ging es in ein Grillhouse. Ich hatte es ausgesucht. Es war eines der einzigen Restaurants in dieser komischen Stadt mit einigermassen guten Bewertungen. Keines der Restaurants
sah sonderlich ansprechend aus. So machten wir uns also auf den Weg. Wir liefen durch das Zentrum der Stadt. Und die Stadt war gar nichts für uns. Einerseits waren
alle Hotels und Unterkünfte aus den 1950er und sahen auch so aus. Andererseits gab es ein ganzes Casino - eines der höchsten Gebäude im ganzen Ort - das einfach leer stand.
Wir überquerten riesige Parkplätze und kamen dann in eine Strasse, in der es ein Geisterschloss, eine Achterbahn, ein Dinosaurier Minigolf und eine Kartbahn gab. Wir
kamen uns vor wie auf einer Kilbi. Aber nicht auf einer sonderlich einladenden. Alles war nur auf Touristen ausgerichtet. Und irgendwie am Verlottern. Uns gefiel es nicht so.
Und wir waren etwas schockiert, was man aus diesem so schönen Ort gemacht hat.
Kurz darauf kamen wir im Restaurant an. Ich erzähle mal die Kurzfassung. Nach dem Restaurant in Peru war dieses definitiv das zweitschlechteste auf unserer ganzen Reise. Und
wir bezahlten dabei nicht wie in Peru nur 5 Franken für das Essen, sondern ganze 70.- Franken. Das Essen kam direkt aus der Tiefkühltruhe und war entweder durchgekohlt oder
weichgekocht. Und das alles ohne Gewürz. Sogar die Getränke waren wegen dem Chlorgeschmack nicht trinkbar. Es war eine grosse Enttäuschung und wir wollen uns gar nicht
vorstellen, wie die anderen Restaurants hier wohl sind, wenn dieses Restaurant das mit den besten Bewertungen ist. Wir waren einfach nur froh, dass wir zumindest gestern
so weit gelaufen waren und nicht im Touristenviertel gegessen haben.
Pünktlich um 10 Uhr ging es dann nochmals runter zu den Wasserfällen. Denn jeden Abend beleuchtet die Stadt nicht nur die Wasserfälle in allen Farben, sondern veranstaltet
auch ein Feuerwerk. Das liessen wir uns nicht entgehen und genossen es mit allen anderen Touristen. Der Hintergrund war unglaublich eindrücklich und wir konnten uns beide
nicht mehr daran erinnern, wann wir das letzte Mal ein richtiges Feuerwerk gesehen hatten. Wir blickten ein letztes Mal auf die Niagara Fälle, die einen Besuch so sehr Wert waren.
Trotz dem komischen Ort rundherum war dieses Naturwunder etwas vom eindrücklichsten, was wir bis jetzt gesehen haben.
Am nächsten Morgen hiess es dann schon wieder Auschecken. Wir verabschiedeten uns vom tollen Motelzimmer und machten uns auf den Weg nach Toronto. Wir liefen also
kurz zum Tom Horton, holten uns etwas Frühstück, bestellten da mit dem WLAN ein Uber und fuhren wieder zum Bahnhof, an dem wir vorgestern ankamen. Wir warteten auf den Bus, der uns
bis zu einem Bahnhof bringen sollte. Dies tat er dann auch ohne Probleme und 1.5 Stunden später kamen wir in Burlington an. Wir stiegen aus dem Bus und in die nächste
S-Bahn. Was für ein Gefühl... Ein doppelstöckiger Zug, der ganz normal Personen transportiert. Als wäre es das Normalste auf der Welt. Für uns war es das nicht mehr.
Wir genossen die Zugfahrt bevor wir dann in Mimico aus dem Zug ausstiegen. Das ist ein Vorort von Toronto. Danach ging es wieder in einen Bus. Wir stiegen ein und sagten, bis
wohin wir gerne fahren möchten. 6.50 $ sagte der Fahrer. Ich fragte noch, ob ich mit der Karte bezahlen kann. Das ging aber nicht. So waren wir unglaublich dankbar um die
7CA$, welche wir vom Taxifahrer vorgestern erhalten haben. Just genug. Wir waren froh, stiegen ein und 18 Stationen später wieder aus. Wir wechselten noch einmal den Bus und landeten
leider in einem sehr überfüllten Bus mit Schulkindern. Irgendwie schafften wir aber auch diese Busfahrt und stiegen dann erschöpft an unserer Station aus. Wir liefen noch 5 Minuten
zu unserem Airbnb bevor wir in irgendeinem Haus in der Kellerwohnung eincheckten. Endlich waren wir angekommen. Zwar nicht in Toronto selbst, aber irgendwo zwischen Flughafen
und Innenstadt. Denn auch wenn Niagara Falls wieder deutlich billiger war, so waren alle Unterkünfte in Toronto genauso wie die in New York wirklich unbezahlbar.

Lena Gisiger
07.09.2022
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